Das dynamische Preismodell ist in den Skigebieten auf dem Vormarsch. Jede zweite grosse Schweizer Destination setzt mittlerweile darauf. Wetter und Nachfrage bestimmen den Skipass-Preis. Der durchschnittliche Preis steigt, die Bergbahnen maximieren ihren Profit. Für die finanziell angeschlagenen Betreiber eine kurzfristige, wichtige Stütze.

Trotzdem werden Töne laut, dass die dynamischen Preise den Skigebieten selbst schaden. Die höheren Kosten für Skifahrer werden die Nachfrage auf lange Frist stark drücken. «So hört die Familie mit dem Skisport irgendwann ganz auf», meint Jürg Stettler (59), Institutsleiter Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern.

Andermatt schlägt einen anderen Weg ein

Im Skigebiet Andermatt-Sedrun-Disentis – gelegen in den Kantonen Uri und Graubünden – ist die Kritik an den dynamischen Preisen schon seit längerem angekommen. Für Pascal Schär, Leiter von Andermatt Sedrun Disentis Marketing, ist klar: «Skifahren und Snowboarden dürfen kein Luxus sein, gerade auch für Familien.»

Andermatt setzt auf ein transparentes Modell. Bereits seit vier Jahren gibt es am Gemsstock drei Preiskategorien: Beim Kauf eines Tickets vor dem Skitag kostet der Pass 89 Franken. Entscheiden sich Gäste am Tag selbst, auf die Piste zu gehen, bezahlen sie 94 Franken. Zudem gibt es Premium-Skitage während der Hochsaison, an denen der Skipass 99 Franken kostet – etwa über Weihnachten und an den Wochenenden von Ende Januar bis Ende März.

Grundsätzlich sind das stolze Preise für die 180 Pistenkilometer. Doch dafür gibts eine Lösung: das Ski-Halbtax, das Andermatt Ende 2019 eingeführt hat. Bis 22. Dezember ist ein Halbpreis-Abo für 69 Franken erhältlich. Damit bekommen Wintersportler die Tageskarten durch die ganze Saison zum halben Preis. Das Skibillett kostet je nach Kategorie also 45, 47 oder 50 Franken. Ab zwei Skitagen lohnt sich das Halbtax bereits. Das Abo gibt es auch für Kinder.

Zahlt sich das Modell aus?

Für treue Gäste, die vermehrt am Gemsstock in die Bindungen steigen, also verlockend. Doch hat dieses Modell Zukunft? Für Gian-Reto Trepp (35), wissenschaftlicher Projektleiter an der Fachhochschule Graubünden, bezieht Andermatt damit eine Gegenposition zur ganzen Hochpreisstrategie der anderen Skigebiete. «Für Familien mit geringerem Budget ist das sehr interessant», meint er gegenüber Blick.

Das System kann aber nicht an jedem Ort funktionieren. «Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass das Unternehmen rein mit den Skipässen weniger Geld einnimmt», so Trepp. «Die Hoffnung ist aber, dass die Gäste mit dem gesparten Geld an der Après-Ski-Bar ein Bier mehr trinken oder sogar eine Nacht länger bleiben.»

Sprich: Als reiner Bergbahnen-Betreiber lohnt sich das Halbtax-Modell nicht. Wenn das dahinterliegende Unternehmen aber auch in der Gastronomie und der Hotellerie aktiv ist, schon. Und genau das ist in Andermatt der Fall. 2022 klinkte sich der US-Konzern Vail Resorts ins Andermatt-Projekt ein. Insgesamt soll er zwei Milliarden Franken investieren – in Hotels, Ferienhäuser und Sportinfrastruktur. Im selben Zug übernimmt der Skigebiet-Betreiber 55 Prozent der Andermatter Bergbahnen-Aktien.

In einem Grossteil der Schweizer Skigebiete stehen die Bergbahnbetreiber jedoch isoliert da. Eine weitere Ausnahme ist die Weisse Arena in Flims-Laax GR.

Für die Destination eine Erfolgsstory

Am Gemsstock hat man in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit dem Ski-Halbtax gesammelt. «Für uns ist das Halbpreis-Abo eine Erfolgsstory», sagt Pascal Schär. «Wir haben nur noch vereinzelt Diskussionen über die Höhe des Tageskartenpreises.»

Der Marketingleiter bestätigt dann auch gleich die Einschätzungen von Experte Trepp: «Dank der Kundenloyalität ergeben sich weitere positive Effekte im Bereich der Nebenerträge – also in der Gastronomie, für Skimieten oder Skischulen.»

Dieser Artikel ist zuerst im Blick erschienen.