Das Geschäft mit Privatmarktanlagen folgt offenbar einem Zyklus: Steigende Zinsen erschweren es, sinkende Zinsen begünstigen es. So waren die zurückliegenden Jahre eher zäh. Beispielsweise sammelte die Partners Group im Jahr 2023 rund 18,2 Milliarden US-Dollar Kundenvermögen ein - nach 22,3 Milliarden im Jahr 2022 und 25 Milliarden im Jahr 2021. Zugleich sank der Aktienkurs der Privatmarktspezialisten aus Baar von über 1600 Franken im Herbst 2021 auf unter 800 Franken im Frühjahr 2023. Das war in der Phase stark steigender Leitzinsen in wichtigen Währungsräumen wie den USA, der Eurozone und der Schweiz.
Inzwischen hat sich das Umfeld verändert, die Inflationsraten sind gesunken, die Leitzinsen sinken. Am Mittwoch wird voraussichtlich auch die US-Notenbank Fed einen ersten Zinsschritt nach unten unternehmen; Experten fragen sich lediglich noch, ob Fed-Chef Jerome Powell eine Senkung um 25 oder 50 Basispunkte verkünden wird. Von einer lockereren Geldpolitik profitieren erfahrungsgemäss die nicht-verzinslichen Anlagen, soweit eine Zinssenkung noch nicht eingepreist ist. In dieses Segment fällt unter anderem der Privatmarkt, wozu Private Equity - die Beteiligung an nicht börsenkotierten Unternehmen - gehört.
Vor einigen Jahren galt Private Equity als Feld für Profi-Anleger. Inzwischen scheint sich die Branche immer mehr einem breiteren Investorenpublikum zu öffnen. Ein aktuelles Beispiel: Der Vermögensverwalter Blackrock und die Partner Group haben eine Partnerschaft vereinbart und Mitte September darüber informiert: «Wir vereinfachen den Zugang individueller Anleger und Berater zu privaten Märkten», lautet die Ansage von Mark Wiedman, Leiter des Global Client Business bei Blackrock. Die Lösung soll in einem einzigen Portfolio Zugang zu Private Equity, Private Credit und Sachwerten bieten.
Für Privatanleger bieten sich in diesem Segment durchaus Chancen. Die Performance ist in der Regel höher als bei börsennotiertem Eigenkapital. Eine Studie der Investmentfirma KKR fand zudem eine geringere Volatilität der privaten gegenüber den öffentlichen Beteiligungen. Weiter weist die Untersuchung eine höhere Performance von Private Equity in fast jedem makroökonomischen Umfeld aus. Rund sechs Prozent mehr Rendite resultiere in einem inflationären Umfeld, heisst es in dem KKR-Papier. Einzig bei tiefer Inflation und tiefem Wachstum schneidet der öffentliche Aktienmarkt besser ab.
Freilich hat diese Medaille eine Kehrseite, die Illiquidität. Der Anlagehorizont beträgt regelmässig sieben bis zehn Jahre. Somit kann das Kapital nicht ohne Weiteres abgezogen werden. Namentlich geschlossene Private-Equity-Fonds kennen Beschränkungen bei der Anteilsrücknahme. Dadurch binden sie das Kapital langfristig. Es steht insofern aber nicht für Anschaffungen oder andere Investments zur Verfügung. Zu den zentralen Fragen vor einem Anlageentscheid zählt folglich: «Kann ich mich angesichts meiner Finanzlage auf eine langfristige Investition einlassen?»
Zugang über Private-Equity-Fonds
Eine direkte Investition in ein Unternehmen ist unüblich und herausfordernd. Allein für die Evaluation möglicher Firmen sind das Wissen und ein entsprechendes Netzwerk oft nicht ohne Weiteres zugänglich. Sie wären aber notwendig, will man einen informierten Entscheid fällen.
Ein Vehikel zum Privatmarkt sind indes Private-Equity-ETF. Ein Beispiel ist der iShares Listed Private Equity UCITS ETF von Blackrock. Er bildet einen Index ab, der eine Gruppe von Private-Equity-Unternehmen wie Blackstone, Partners Group und KKR aus rund einem Dutzend Staaten umfasst. Es handelt sich um den S&P Listed Private Equity Index. Da jene Firmen in private Unternehmen investieren, können sich Anleger über den ETF am Privatmarkt engagieren. Der Zugang ist also nicht direkt, sondern erfolgt über mehrere Stationen indirekt.
Der ETF wurde 2007 aufgelegt und hat seither eine annualisierte Rendite von 5,8 Prozent erzielt - was mehr ist als die durchschnittliche jährliche Performance des Swiss Market Index. Der Fonds ist ausschüttend, und die Gesamtkostenquote beträgt 0,75 Prozent.
Etwas günstiger ist der Private-Equity-ETF von Xtrackers, der Kosten in Höhe von 0,70 Prozent veranschlagt und thesaurierend ist. Seit der Auflage im Jahr 2008 beträgt die annualisierte Gesamtrendite laut Anbieterangaben knapp zehn Prozent. Der ETF ist global ausgerichtet und bildet einen Index der 25 liquidesten notierten Private-Equity-Unternehmen ab. Darunter befinden sich wiederum die Partners Group und Blackstone, etwa aber auch die 3i Group und Apollo Global Management.
Die beiden ETF haben, so zeigt es ein Online-Vergleich, im laufenden Jahr rund 18 Prozent zugelegt. In etwa gleich stark haben die Aktien von Blackstone abgeschnitten. Nicht mithalten konnte die Partners Group. Sie kam im laufenden Börsenjahr nicht vom Fleck. Sehr gut lief es hingegen für die 3i Group, sie gewann über 30 Prozent, während die Papiere von KKR mehr als 50 Prozent zulegten.
So betrachtet stellt sich die Frage, weshalb Anleger in einen Private-Equity-ETF investieren sollen - manche börsenkotierten Private-Equity-Gesellschaften weisen in der jüngeren Vergangenheit eine bessere Performance auf. Ein Motiv ist die Diversifikation. Über einen ETF erschliesst man sich einen Korb von Unternehmen und vermeidet so die Abhängigkeit von einer einzelnen oder weniger Gesellschaften.
Treten Regulatoren bald vermehrt auf den Plan?
David Arcauz, Managing Partner bei Flexstone, sagt: «Eine Investition in die Aktien der Partners Group ermöglicht es einem Anleger, von der Performance einer Investmentgesellschaft zu profitieren, die hauptsächlich durch ihre Managementgebühren vergütet wird, sowie von ihrem Erfolg bei der Kapitalbeschaffung - und zwar unabhängig von der Performance der von dieser Investmentgesellschaft verwalteten Fonds.»
Eine solche Investition in eine Gesellschaft und eine Fonds-Lösung seien unterschiedlich in Bezug auf ihre Dynamik, ihren Anlagehorizont und den Renditeerwartungen. Neben den erwähnten ETF gibt es diverse Angebote zum Privatmarkt von Schweizer Banken. Mit vergleichsweise tiefen Anlagebeträgen sind sie auch für Privatanleger gut zugänglich. Arcauz sieht den Vorteil, «vom Know-how eines Managers zu profitieren». Indes ist bei der Auswahl des Angebots Umsicht am Platz. Allein die Performance schwankt von fast null bis 20 Prozent.
Die zunehmende Öffnung der Branche für Privatinvestoren könnte nun vermehrt die Behörden auf den Plan rufen, wie Johann Scholtz, Analyst des Analysehauses Morningstar, beschreibt. Er hält insbesondere stärkere Kontrollen für möglich und ist besorgt «über die Auswirkungen, die das auf die sehr hohen Gebühren haben könnte, die Private Equity-Firmen in der Vergangenheit verlangen konnten». Im Blick hat er auch die Partners Group.
1 Kommentar
Wie bereits im Artikel erwähnt, bleibt das investierte Geld des Investors bei Private Equity-Unternehmen fix blockiert. Zusätzlich trägt der Investor das volle Risiko zu 100%, nebst relativ hohen Verwaltungskosten. Auch ein Totalverlust wäre möglich.
Die grosse Rendite mit dem Geld des Investors erzielt jedoch das Privat-Equity-Unternehmen. Der Investor selber erhält häufig maximal 20% - 25% Rendite über die gesamten 5-7 Jahre, sofern alles gut verläuft. Weshalb also ein derart hohes Risiko über 5-7 fixe Jahre bei Privat Equity in Kauf nehmen?
Wer umsichtig und intelligent bei einem Marktleader in Einzelaktien investiert erzielt langfristig durchschnittlich 7% - 9% pro Jahr. Die 74er-Regel besagt, dass in sieben Jahren bei einer durchschnittlichen Rendite von 10,5% das Vermögen verdoppelt werden kann (74:7 = 10.5).
Vorteil: Das investierte Vermögen ist nicht blockiert, sondern jederzeit frei verfügbar. Die langfristige durchschnittliche Rendite ist höher. Und in sieben Jahren könnte sich das investierte Vermögen bei einer Investition in Einzelaktien eines Unternehmens mit TOP-Bilanzen und Finanzkennzahlen verdoppeln. Was ist also besser?