Zwar sei im Roten Meer die Menge an verschifften Standardcontainern im November auf gut 500'000 gesunken, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Mittwoch mitteilte. Normal wären knapp 600'000 Stück zu erwarten gewesen. "Der jüngste Rückgang der Frachtmenge dürfte in erster Linie konjunkturelle Ursachen haben und noch keine Folge der jüngsten gezielten Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer sein", sagte IfW-Handelsexperte Vincent Stamer. In internationalen Gewässern im südlichen Roten Meer sind zuletzt mehrere Handelsschiffe unter Beschuss geraten. Israel warf den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Jemen vor, im November ein von Grossbritannien und Japan betriebenes Frachtschiff im südlichen Roten Meer gekapert zu haben.

Vorsicht geboten

Entwarnung gibt das Institut allerdings noch nicht. "Terroristische Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer könnten in Zukunft zu einer erneuten Belastung für den Welthandel werden, vor allem wenn Frachtraten aufgrund von Gefahrenzulagen steigen", sagte Stamer. Langfristig könnten Reeder auch auf alternative Routen oder Transportmittel ausweichen. Mehr als zehn Prozent des globalen Handels führt durch das Rote Meer und den Suezkanal. "Beeinträchtigungen dort können erhebliche Auswirkungen auf den globalen Warenverkehr mit sich bringen", warnte IfW-Experte Stamer. Er wies zudem darauf hin, dass immer wieder eine Lücke zwischen der tatsächlichen und der zu erwartenden Containermenge im Roten Meer klaffe, weil China unabhängiger vom Handel mit dem Westen und Deutschland werde.

Der Welthandel ist dem Institut zufolge im November um 0,9 Prozent zum Vormonat geschrumpft. Bei den Berechnungen stützt sich das IfW auf eine Auswertung der Schiffsbewegungsdaten. Auch der deutsche Aussenhandel schwächelt demnach: Zwar dürften die Exporte um 0,7 Prozent gewachsen sein, doch zeichnet sich bei den Importe ein Rückgang von 1,1 Prozent ab. "Der deutsche Aussenhandel wächst seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Grunde nur noch, weil die Preise steigen", sagte Stamer. "Inflationsbereinigt bewegen sich Exporte und Importe seit Jahren mehr oder weniger auf der Stelle."

(Reuters)