"Lonza ist falsch bewertet", schrieben Analysten von Morgan Stanley jüngst in einer Studie. Die Aktie offeriere einen direkten Zugang zum Volumenwachstum der Medikamente von Morgen. Im Vergleich zur Konkurrenz habe Lonza die längste Betriebsgeschichte, die grösste geographische Präsenz und die grösste Technologieplattform.
Dazu seien die Eintrittsbarrieren in der Branche hoch und es gebe keine vergleichbare Firma, die in Europa oder den USA gelistet sei. Die Aktie sehe zudem derzeit günstig aus.
Die 42-seitige Studie von Morgan Stanley über Lonza liest sich wie eine Lobeshymne an eine Firma, deren Potenzial angeblich von vielen nicht erkannt wird. Die Bank empfiehlt die Aktie zum Kauf, mit einem Preisziel von 405 Franken. Das liegt mehr als 20 Prozent über den aktuellen 332 Franken.
Auch andere Analysten sehen die weitere Entwicklung Lonzas mehrheitlich positiv: Gemäss Daten vom Bloomberg empfehlen derzeit von 22 abdeckenden Banken 15 zum Kauf der Aktie. Im Schnitt wird dem Titel zum aktuellen Kurs ein Aufwärtspotenzial von 10 Prozent zugetraut.
Gute Positionierung
Im SMI ist Lonza in diesem Jahr mit plus 31 Prozent die zweitbeste Aktie hinter Nestlé. Doch zuletzt fiel die Aktie um rund 6 Prozent, was wohl auf eine Sektorrotation der Anleger zurückzuführen ist. Krisenresistente Aktien wie Nestlé oder eben Lonza werden abgestossen, risikoreichere Titel hinzugekauft (cash berichtete).
Solange die Anleger den "Risk-on"-Modus eingeschaltet haben, wird auch Lonza kaum gesucht sein. Doch im aktuellen Umfeld der Konjunktureintrübung und der diversen politischen Brandherde scheint es nur eine Frage der Zeit, bis defensive Titel wieder gefragt sind.
Für Lonza sprechen die langfristigen Aussichten. Der Bereich Pharma, dort werden Medikamente produziert und geliefert, läuft ausgezeichnet. Das Wachstum liegt aktuell bei knapp über 10 Prozent und die Gewinnmarge (Stufe Ebitda) bei hohen 33 Prozent.
Gemäss der Bank Vontobel ist dieser Geschäftsbereich gut positioniert, um in den nächsten 10 bis 15 Jahren ein organisches Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Bereich zu erreichen.
Eine Problemsparte
Doch dann gibt es noch den zweiten Bereich, Specialty Ingredients. Es ist die Problemsparte von Lonza, die derzeit leicht schrumpft und noch weniger als ein Viertel des Gesamtumsatzes ausmacht. Verschiedene Experten halten in dieser Sparte die Talsohle jedoch für durchschritten. Zudem steht auch ein Verkauf im Raum, was CEO Marc Funk nicht ausschliesst. Ein Schritt, der aus Anlegersicht zu begrüssen wäre.
Funk ist erst seit März 2019 im Amt und beerbte den langjährigen Erfolgs-CEO Richard Ridinger. Er trat in grosse Fussstapfen, zumal Ridinger 2012 eine kriselnde Firma übernahm und daraus über die Jahre erfolgreich auf Profit trimmte. Doch die Fortsetzung des Erfolgs ist Funk zuzutrauen: Er ist schon zehn Jahre in der Firma, kennt diese also bestens. Zudem gilt er als Mann, der auch mutige Entscheide treffen kann.
Lonza ist eine Aktie für jedes Depot. Die derzeitige Kursschwäche kann als Einstiegschance bei einem soliden Unternehmen mit intakten Wachstumschancen angesehen werden.