Mit der Moonswatch schuf Swatch letztes Jahr einen weltweiten Hype, der bis heute anhält. Das geniale Konzept: Elf farbige Kunststoffuhren für jeweils 250 Franken als Hommage an die Omega Speedmaster Professional – der ersten Armbanduhr, die auf dem Mond war. Weltweit bildeten sich Schlangen vor den Swatch-Läden und bis heute ist es schwierig, das begehrte Modell «Mission to Neptune» zu ergattern. Auch ich liess mich anstecken und kaufte meiner Frau – nach ein paar erfolglosen Versuchen im Swatch-Shop in Bern – die «Mission to Venus», während ich von ihr die «Mission to Mercury» bekam.
Seit diesem September versucht Swatch mit einer neuen Kollektion, die sich an einer Taucheruhr der Luxusmarke Blancpain orientiert, den Erfolg zu wiederholen. Die fünf Modelle der «Scuba Fifty Fathoms» kosten 375 Franken. Der höhere Preis ist begründet, denn im Gegensatz zur Moonswatch mit ihrem Quarzwerk wird die Blancpain-Swatch durch ein mechanisches Uhrwerk angetrieben. Das bedeutet, dass die Uhr nicht von einer Batterie abhängig ist und potenziell jahrzehntelang benutzt werden könnte, wenn das Gehäuse aus sogenannter Biokeramik so lange halten würde.
Stylish aber wenig widerstandsfähig
Damit sind wir bei den Schwächen der Uhren: Biokeramik ist nichts anderes als ein Swatch-eigenes Kunststoffgemisch, das aus der Nähe sehr an Plastik erinnert, was vor allem bei den helleren Varianten negativ auffällt. Das Material ist zudem nicht besonders widerstandsfähig, meine Moonswatch weist nach einem Jahr sporadischen Tragens einige Kerben auf. Auch das Uhrglas ist bei mir schon etwas zerkratzt. Ich muss aber zugeben, dass die Uhr meiner Frau nach einem Jahr immer noch neu aussieht, obwohl sie sie wohl genauso oft getragen hat wie ich.
Unter dem Strich gibt es sicher bessere Uhren für 250 Franken und erst recht für 375 Franken. Zu denken wäre hier etwa an die japanischen Hersteller Seiko und Citizen, die bekannt sind für die Langlebigkeit ihrer Zeitmesser. Doch die Qualität ist für den Kauf einer Omega-Swatch oder Blancpain-Swatch nicht das wichtigste Argument. Es geht um den Stil der Uhren und die Möglichkeit, ein Design am Handgelenk zu tragen, das im Original ein halbes Vermögen kosten würde. Dafür finde ich den Preis durchaus angebracht und es bereitet mir weiter Freude, meine Moonswatch ab und zu anzuziehen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Handelszeitung unter dem Titel: "Sind Swatchs Luxusuhren aus «Plastik» ihren Preis wert?".