Sika ist dank einer grossen Akquisition stark gewachsen. Weil Integrationskosten drückten, ging aber der Reingewinn der Bauchemie- und Klebstoffherstellerin in 2023 zurück.

Der Umsatz kletterte - wie bereits auf provisorischer Basis im Januar veröffentlicht - in Lokalwährungen um 14,5 Prozent auf 11,2 Milliarden Franken. Alleine mit Übernahmen wuchs Sika um 13,3 Prozent, denn das wichtigste Ereignis war die im Mai abgeschlossene Übernahme des Mitbewerbers MBCC aus Deutschland.

Mit dem früheren Bauchemie-Geschäft von BASF kam Sika zu einem zusätzlichen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden. Die Innerschweizer stiegen mit ihren Produkten, die etwa zur Verstärkung und Abdichtung von Baumaterialien verwendet werden, zum unangefochtenen Marktführer auf.

Die grösste Übernahme der Firmengeschichte hatte aber auch ihren Preis: Weil hohe Sonderkosten von 131,5 Millionen für die Akquisition und die Integration von MBCC anfielen, sank der Reingewinn um 8,6 Prozent auf 1,06 Milliarden Franken.

Zudem hatte Sika im Vorjahr einen hohen ausserordentlichen Buchgewinn aus dem Verkauf eines Firmenteils verbucht. Die Aktionäre müssen aber nicht darben: Die Dividende soll um 10 Rappen auf 3,30 Franken je Aktie steigen.

Denn Sika lässt sich lieber am Betriebsgewinn auf der Stufe EBITDA messen, der unter anderem Abschreibungen und sonstige Finanzierungsaufwendungen ausklammert. Der EBITDA nahm um 4,1 Prozent auf 2,04 Milliarden Franken zu, die entsprechende Marge sank aber leicht um 0,5 Prozentpunkte auf 18,2 Prozent.

Das Umfeld war anspruchsvoll und dürfte es auch in 2024 bleiben, erklärte Sika zum Geschäftsverlauf. Gleichwohl ist der Konzern zuversichtlich, in 2024 den Umsatz in Lokalwährungen um 6 bis 9 Prozent zu verbessern. Der Betriebsgewinn EBITDA soll überproportional dazu steigen.

Sika bestätigte gleichzeitig die mittelfristigen Ziele der «Strategie 2028». Gemäss dieser soll die Betriebsgewinn-Marge etwa in den Bereich von 20 bis 23 Prozent steigen.

Sika-Aktien nach Zahlen gesucht

Sika-Aktien gehören zum Wochenschluss zu den Top-Favoriten unter den Schweizer Blue Chips. Nach einem verhaltenen Start führen sie mittlerweile das Gewinnerfeld klar an.

Gegen 11.50 Uhr weisen die Papiere ein Kursplus von 4,5 Prozent auf 258.40 Franken auf. Damit können sie ihr bisheriges Minus seit Jahresbeginn von 9,7 Prozent zum Handelsschluss am Donnerstagabend klar eindämmen. Der SMI gewinnt zeitgleich 0,2 Prozent hinzu.

Da die Bauchemie-Spezialistin bereits im Januar Umsatzzahlen vorgelegt hatte, liegt der Fokus nun vor allem auf dem Blick nach vorne sowie der Gewinnentwicklung 2023.

In ihren ersten Kommentaren zeigen sich die Analysten im Schnitt mit den Gewinnzahlen zufrieden. Sie seien in etwa im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, so der Tenor. Einzig bei den einzelnen Regionen kommt es zu grösseren Abweichungen gegenüber den Schätzungen. Während die Regionen Amerika und Asien/Pazifik deutlich besser als erhofft abschneiden, fällt der Gewinnbeitrag aus Europa ziemlich verhalten aus.  

Beim Ausblick weichen die Meinungen dagegen etwas voneinander ab. So werten etwa die Analysten von Barclays oder auch der UBS die Wachstumsvorgaben als zaghaft. Bei Barclays wird diese anfängliche Zurückhaltung allerdings eher wohlwollend kommentiert. «Eine vorsichtige, aber offene Prognose ist das, was wir in dieser Phase eines Jahres mit unsicheren Volumina und erheblichen M&A-Integrationsbemühungen sehen wollten», heisst es bei den britischen Experten.

Derweil zielt der zuständige Vontobel-Analyst vor allem auf den soliden freien Cashflow ab. Er glaube, dass sich Sika zu einem Unternehmen mit einer grosszügigen Dividendenpolitik mausern könnte.  

Sika-Chef rechnet mit anspruchsvollem Jahr für die Baubranche

Der Schweizer Bauchemiekonzern Sika rechnet auch 2024 mit einem anhaltend anspruchsvoll Umfeld für die Baubranche. «Ich erwarte nicht, dass dieses Jahr schwieriger wird als letztes Jahr», sagte Sika-Chef Thomas Hasler am Freitag zur Nachrichtenagentur Reuters. «Der Hinweis, dass die Geldpolitik etwas lockerer werden könnte, ist ein positives Zeichen für die Bauwirtschaft.»

Einer Abspaltung des nordamerikanischen Geschäfts, wie dies jüngst der Zementhersteller Holcim angekündigt hat, erteilte Hasler eine Absage. «Für uns würde es keinen Sinn machen, uns aufzuteilen und einen Spin-off zu machen», sagte er. «Für uns ist das keine Option.» Sika profitiere stark von seiner weltweiten Präsenz, die Vorteile im Hinblick auf Innovation und betriebliche Effizienz bringe.

Sika steigerte im Jahr 2023 den Umsatz auf ein Rekordwert von 11,24 Milliarden Franken, verdiente operativ mehr und erhöht die Dividende. 

(AWP/Reuters)