"Die Mehrheit rechnet auch längerfristig mit Wohlstandseinbussen", sagte IfD-Direktorin Renate Köcher. So gingen 70 Prozent davon aus, dass die Lebensqualität in den nächsten zehn Jahren sinken werde. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) hervor. "Der Sorgenkatalog der Bevölkerung ist von den aktuellen Krisen geprägt - von der Sicherung der Energieversorgung, dem Ukraine-Krieg und der Inflation", hiess es. Die hohe Teuerung sei die grösste Sorge. Rund 83 Prozent seien sehr beunruhigt über anziehende Preise, vor allem bei Strom und Gas.

Die Inflation liegt mit zehn Prozent - abgesehen vom Oktober mit 10,4 Prozent - derzeit so hoch wie seit 1951 nicht mehr und schmälert die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher. Davon betroffen sind laut Umfrage mit 81 Prozent besonders die schwächeren sozialen Schichten, die kaum finanzielle Spielräume haben. Von dieser Gruppe fühlen sich demnach 63 Prozent im Alltag stark von der Inflation eingeschränkt. Bei Menschen mit einem sogenannten hohen sozialökonomischen Status gilt dies nur für 23 Prozent. "Die Inflation wird uns noch länger beschäftigen", sagte Präsident Achim Wambach vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). "Unternehmen werden ihre Preise und Tarifpartner die Löhne anpassen, ein gewisses Überschiessen ist unvermeidlich." Geldpolitik und Fiskalpolitik seien gefordert, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu senken, um den Preisdruck zu verringern.

Massnahmen könnten Preisschub senken

Rund 37 Prozent haben laut Umfrage grosse Sorgen und 21 Prozent sogar sehr grosse Sorgen, dass ihre Ersparnisse wegen der Inflation an Wert verlieren. Zur Stabilisierung der Stimmungslage trägt neben staatlichen Hilfen auch der robuste Arbeitsmarkt bei. Denn nur zwölf Prozent haben Angst den Job zu verlieren. 2021 waren es noch 18 Prozent, 2013 sogar 25 Prozent.

Gut die Hälfte (54 Prozent) der Befragten geht davon aus, dass man mit bestimmten Massnahmen den Preisschub bremsen könnte. Rund 85 Prozent sehen hier die Politik gefragt und ein Drittel die Europäische Zentralbank (EZB). Etwa drei Viertel plädieren dafür, dass der Staat Steuern auf bestimmte Produkte senkt und 68 Prozent sprechen sich für eine niedrigere Mehrwertsteuer aus. Rund zwei Drittel der Menschen hielten es für sinnvoll, dass das Kartellamt besonders hohe Preise überprüft, heisst es in der Umfrage im Auftrag der Lobbygruppe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).

Die Ampelkoalition hat seit dem Ukraine-Krieg mehrere Entlastungspakete geschnürt und plant eine Preisbremse für Strom und Gas. Dennoch sagen 76 Prozent der Befragten, dass die Politik mehr tun müsse, um die steigenden Preise zu bekämpfen. 

(Reuters)

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