Der Genussschein (GS) von Roche fällt am Montag zwar rund 1,2 Prozent auf 244 Franken. Der Rücksetzer betrifft allerdings auch Branchennachbar Novartis, dessen Titel 1,5 Prozent einbüssen.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Roche-GS seit Anfang Mai deutlich zugelegt hat. Damals fiel der Titel mit 213 Franken auf ein Mehr-Jahres-Tief. Seither hat der GS 15 Prozent bis auf 248 Franken zugelegt, nur Logitech erreichte im gleichen Zeitraum von den SMI-Aktien ein grösseres Plus (18 Prozent). Roche steht auf dem höchsten Stand seit Mitte Januar.

Analyst sieht drei Katalysatoren für den Roche-Aktienkurs

Eine Erklärung für den Kursanstieg fällt nicht leicht. Noch im April hatten die Erstquartalszahlen die Anleger nicht überzeugt und den GS belastet. Aus Börsenkreisen verlautet aber, dass sich Investoren wohl für einen Schlankmacher-Kandidaten von Roche in Stellung bringen. Diese Kandidaten gehen auf die Übernahme von Carmot im letzten Jahr zurück, für die Roche 3 Milliarden Dollar bezahlt hatte. Der wichtigste der drei Kandidaten, die sich Roche ins Portfolio holte, ist CT-388, dessen Forschungsdaten Anfang September auf einem Fachkongress präsentiert werden sollen.

Doch offenbar haben Investoren auch eingesehen, dass die Roche-Papiere Anfang Mai zu günstig gehandelt wurden: «Nun sind die Negativmeldungen ausgeblieben und die Anleger haben wieder Mut gefasst, sodass die unterbewertete Aktie wieder gestiegen ist», sagt Stefan Schneider, Analyst der Bank Vontobel, gegenüber cash.ch.

Zuvor war die Aktie immer weiter gefallen, auch wenn der Nachrichtenfluss in Schneiders Einschätzung nur moderat negativ war. «Die doch stark negative Aktienkursbewegung über die letzten Quartale sind fundamental schwer zu erklären, da die tiefe Bewertung schon viel Negatives vorweggenommen hatte.»

Normalerweise brauchen Pharmawerte laut Schneider grosse Katalysatoren, die den Aktienkurs antreiben. Für Roche sieht der Vontobel-Analyst drei solche Katalysatoren erst noch kommen: Klinische Daten des Krebsmittel-Kandidaten Tiragolumab im zweiten Halbjahr 2024, den Roche Pharma Day von Ende September, der auch ein Strategie-Update beinhaltet, sowie die klinischen Daten von Giredestrant, einem weiteren Krebsmittel-Kandidaten, im Jahr 2025.

«Die beiden Krebsmittel-Kandidaten sind 2022 schon einmal durchgefallen. Für Tiragolumab sind wir weiterhin eher skeptisch, was das Potenzial angeht, für Giredestrant denken wir jedoch, dass die neue Studie funktionieren könnte.»

Das Strategie-Review sollte zudem Aufschluss geben, welche Veränderungen Investoren unter dem neuen Medikament zu erwarten haben - «was aus Sicht der Investoren sicher von Bedeutung ist», so der Vontobel-Analyst. 

So viel Luft nach oben hat Roche laut Experten noch

Stefan Schneider sieht das Kursziel von Roche bei 248 Franken, also dem kürzlich erreichten Niveau. «Eine Erhöhung ist erst angezeigt, wenn sich Fundamentaldaten zu Profitabilität und Umsatz verbessern.»

Laut Bloomberg liegt das durchschnittliche Kursziel, zu dem 24 Analysten beigetragen haben, bei 271 Franken. Die Hälfte der Experten empfiehlt die Aktie zum Kauf. Bleiben Negativmeldungen aus, dürften Roche-Kursniveaus bei 213 Franken vorerst der Geschichte angehören.