In letzter Zeit war wieder überall vom starken Schweizer Franken die Rede. Eine gefragte Landeswährung war allerdings nur in der zweiten Jahreshälfte zu registrieren, als sich der Franken vor allem gegen den Euro aufwertete und Ende November bei knapp 92 Rappen einen Rekordwert verzeichnete (abgesehen von den Kursschwankungen bei der Aufhebung des SNB-Mindestkurses 2015).

Zieht man indes das ganze 2024 in Betracht, dann resultieren beim Franken gegen die zwei wichtigsten Referenzwährungen Euro und Dollar Kursverluste. Über 7 Prozent hat der Franken 2024 gegen den Dollar und 1,3 Prozent gegen den Euro verloren. Über diese beiden Währungen werden die überwiegende Anzahl der Schweizer Importe und Exporte verrechnet. Die Kursbewegungen zu Dollar und Euro sind somit zentral für die Schweizer Konjunktur und für den Verlauf der Inflation in der Schweiz.

Auch zum britischen Pfund (6 Prozent) und zum südafrikanischen Rand (5 Prozent) wertete sich der Franken in diesem Jahr ab. Das zeigt eine Performance-Liste mit den 16 wichtigsten Währungen weltweit von Bloomberg mit der Basiswährung Schweizer Franken.

Kursentwicklung des Schweizer Frankens gegenüber den 16 wichtigsten Währungen der Welt im Jahr 2024.

Kursentwicklung des Schweizer Frankens gegenüber den 16 wichtigsten Währungen der Welt im Jahr 2024.

Quelle: Bloomberg

Der Grund für die schwache Entwicklung des Frankens im ersten Halbjahr lag bei der Schweizerischen Nationalbank. Sie senkte vor den anderen massgebenden Notenbanken im Frühjahr 2024 die Leitzinsen, was eine Währung für Investoren in der Regel weniger attraktiv macht. In der Folge schwächte sich der Franken Ende Mai fast bis zur Parität zum Euro ab. Gegen den Dollar fiel damals er auf ein Sieben-Monate-Tief.

Doch ab Juni kam die Wende an den Devisenmärkten. Erst lockerten andere Notenbanken wie Fed oder EZB ihre Geldpolitik ebenfalls, was die Zinsdifferenz des Frankens zum Dollar- und Euroraum wieder verkleinerte. Das Börsengewitter im Sommer sowie schlechte Konjunktur-Aussichten für den Euroraum im Herbst trieben verunsicherte Investoren dann einmal mehr in den “sicheren Hafen” Schweizer Franken. Exportorientierte Schweizer Unternehmen sollten mit der Jahresbilanz 2024 des Frankens also nicht übermässig hadern, vor allem, wenn sie auch in dollarorientierte Handelsräume liefern.

Allerdings war, ist und bleibt der Aufwertungsdruck des Franken ein Dauerthema. Das zeigt die mittel- und langfristige Entwicklung. So hat die Schweizer Währung seit März 2023 die Parität zum Euro nicht mehr erreicht. Vor rund drei Jahren wurde noch ein Kurs von 1,06 Franken pro Euro erreicht, vor fast vier Jahren 1,10. Solche Kurse scheinen aus heutiger Perspektive kaum vorstellbar.

Die Jumbo-Zinssenkung der SNB im Dezember um 0,5 Prozentpunkte und die Drohung mit Negativzinsen durch den neuen SNB-Präsidenten Martin Schlegel machen deutlich, dass die Schweizer Notenbank weiterhin von einer Frankenaufwertung ausgeht beziehungsweise diese verhindern will. Sehr viel Spielraum nach unten hat sie bei den Zinsen aber nicht. Bleiben dann wie gehabt die nicht unumstrittenen Devisenmarktinterventionen, um den Franken zu schwächen. 

Laut Bank J. Safra Sarasin-Chefökonom Karsten Junius, der den grossen Dezember-Zinsschritt der SNB als einer der wenigen Experten richtig prognostiziert hatte, wird die SNB zwei weitere Zinssenkungen um 25 Basispunkte bei den nächsten beiden Sitzungen auf einen Stand von 0 Prozent im Juni vornehmen. Dennoch sieht er den Franken wieder aufwerten. Junius prognostiziert einen Eurokurs von 92 Rappen Ende 2025. Der Ökonom liegt damit im breiten Marktkonsens.

Dollar wird sich halten können

Etwas anders wird die Lage beim Dollar eingeschätzt. Wegen der als stark inflationär eingestuften Zollpolitik des designierten US-Präsidenten Donald Trump geht der Markt von weniger Zinssenkungen in den USA aus als angenommen. Dieses Szenario haben die Märkte nach der letzten Zinssitzung der US-Notenbank kurz vor Weihnachten bereits zu spüren bekommen, als Fed-Chef Jerome Powell genau diese Richtung vorgab. Die Erwartungen an die restriktivere US-Handelspolitik waren denn auch verantwortlich für die Dollargewinne der letzten Monate. Der Dollar war 2024 die ingesamt stärkste Währung weltweit. 

Der “Greenback” dürfte das derzeitige Niveau von etwas über 90 Rappen im kommenden Jahr ungefähr halten. Raiffeisen Schweiz rechnet mit einem Dollarkurs von 91 Rappen in drei Monaten und 89 Rappen Ende 2025.

Gewonnen hat der Franken 2024 dagegen vor allem gegenüber lateinamerikanischen Währungen, nämlich zum brasilianischen Real (16 Prozent Gewinn) und den mexikanischen Peso (11 Prozent). Auch der argentinische Peso gab gegenüber dem Franken nach (20 Prozent).

Vor allem Brasilien befindet sich wieder einmal in einer wirtschaftlichen Krise. Das Haushaltsdefizit hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Investoren kritisieren auch die unverhohlene Drohung des Präsidenten Lula da Silva, dass er ab 2025 eigene Leute in die Führung der brasilianischen Notenbank setzen will. Die Schwäche des Real ist laut Lula ohnehin das Werk von Spekulanten. Eine bequeme Haltung vor dem Hintergrund des eigenen Versagens. Die Geschichte wiederholt sich in Lateinamerika zum x-ten Mal. 

Daniel Hügli
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