Der Franken wertet sich seit Weihnachten gegen die Hauptwährungen deutlich auf: Am Donnerstagmorgen früh stieg die Schweizer Währung bis auf 0,9287 Franken gegen den Euro. Das ist ein neuer Rekord, sieht man einmal von den heftigen Intraday-Schwankungen bei der Aufgabe der Kursuntergrenze zum Euro vom 15. Januar 2015 ab.
Auch gegen die US-Währung notierte der Franken am Donnerstag auf neuen Hochs: Mit zwischenzeitlich 0,8338 Franken zahlte man deutlich weniger als 84 Rappen. Noch am Donnerstag lag das Währungspaar bei mehr als 85 Rappen. Letztmals war der Dollar 2015 so billig wie jetzt.
Es darf zwar nicht überraschen, dass der Franken unmittelbar vor, während oder nach Festtagen bei entsprechend dünnem Handel massiv ausschlägt. Schon kurz vor Ostern 2012 und auch am Weihnachtstag 2014 wertete sich der Franken auf und durchbrach dabei jeweils kurz die damals scheinbar unbezwingbare Kursuntergrenze zum Euro - was zur Peinlichkeit für die Schweizerische Nationalbank geriet.
Doch es gibt auch “handfestere” Gründe für die derzeitige Franken-Rallye: Die Erwartungen auf Zinssenkungen in den USA setzen die US-Währung unter Druck. Grosses Zinssenkungspotenzial wird auch der Europäische Zentralbank zugeschrieben, während der Markt bei der SNB eine baldige Lockerung der Geldpolitik kaum erwartet.
Die Frankenaufwertung wirft die Frage auf, ob die SNB nun wieder am Markt intervenieren könnte, um den Franken abzuschwächen. Die SNB hatte zwischen 2008 und 2022 für hunderte Milliarden Franken Devisenkäufe getätigt, um die Schweizer Währung vor allem gegenüber dem Euro abzuwerten. Der Erfolg war dabei überschaubar. Nach der Zinswende 2022 kaufte die SNB dann Franken, um die Schweizer Währung zu stärken mit dem Ziel der Inflationsbekämpfung.
Verbale Intervention der SNB?
In einem Marktkommentar der Danske Bank vom 27. Dezember gehen Analysten nicht davon aus, dass die SNB in nächster Zeit am Markt intervenieren wird. Gegen Devisenkäufe zur Schwächung des Frankens spricht auch die seit Jahren aufgeblähte Bilanz der SNB, die es aus politischen Gründen eher abzubauen denn wieder anzureichern gilt.
Dennoch könnten die letzten Tage die SNB wieder dazu veranlassen, am Markt aktiv zu werden. Denn was die Währungshüter gar nicht mögen, sind sprunghafte Aufwertungen des Frankens - wie geschehen in den letzten Tagen. Das stört die Planbarkeit der Aussenhandelsgeschäfte von exportorientierten Schweizer Unternehmen.
Wichtig war zudem der Auftritt von SNB-Präsident Thomas Jordan nach der Notenbank-Sitzung Mitte Dezember. Experten wurden hellhörig, was Jordan dabei den Journalisten sagte: “In der Pressekonferenz sagte Jordan, dass die Politik geändert werden muss, wenn der Wechselkurs zu stark wird”, schrieb Tomasz Wieladek, Chefökonom Europa bei T. Rowe Price, Mitte Dezember.
Es sei ungewöhnlich, dass sich die SNB so direkt zum Wechselkurs äussere. "Dies ist ein deutliches Signal, dass die SNB wahrscheinlich versuchen wird, sich in Zukunft proaktiver gegen den starken Franken zu stemmen”, so Wieladek.
Die SNB gab dabei keine Hinweise mehr auf die bevorzugte Tendenz bei Devisenmarktinterventionen. Im Raum steht nun eine mögliche "verbale" Intervention eines SNB-Direktoriumsmitglieds, dass ein starker Franken nicht erwünscht sei.
10 Kommentare
Unsere exportorientierte Wirtschaft, speziell die Maschinenindustrie, wird infolge des zu starken Schweizer Frankens leiden müssen. Denn die Importe in den USA und anderen Ländern werden massiv sinken, sofern der Schweizer Franken weiterhin derart stark aufgewertet bleibt. Dies könnte bald unserer Schweizer Wirtschaft (Auftragsrückgänge, Kurzarbeit, Arbeitslose, geplant Projekte zurückstellen etc.) mehr schaden als man denkt.
Das finde ich eine sehr Oberflächliche Ansicht. Unmittelbar wird es sicherlich zu Auftragsrückgänge kommen aber man kauft nicht unbedingt wegen dem Preis in der Schweiz.
Wichtig ist, dass die Schweizerische Nationalbank auf keinen Fall die Zinsen senken wird!
Es gibt noch andere Bereiche als die Exportindustrie welche nämlich hervorragend mit einem starken Schweizer Franken umgehen können!
Die Exportindustrie hatte seit 2011 mit Hilfe der SNB Zeit ihre Prozesse und Kosten so zu optimieren, dass die Schweizerische Nationalbank nicht schon wieder eingreifen muss!
Der Ruf nach Interventionen und staatlichen Hilfen für die Export- Industrie ist überhaupt nicht angebracht!
Sie vergessen, dass der grosse Mehrwert einer Sache / Produkt in der Fertigung entsteht. A+B = C und C ist dann entsprechend massiv teuer im Vergleich wie A+ B zusammen.
Diesen Mehrwert der Fertigungsindustrie bringt ist nicht zu unterschätzen. Das brachte und bringt der Schweiz sehr viel Wohlstand!
Dem ist man sich seitens Politik und SNB bewusst und darum werden auch die Zinsen sinken sobald EZB & FED die Zinsen senken.
Mich freut's!! Bin Rentner im Euro Raum und mit jedem Euro mehr gibt's ein Prösti mehr in d, Schwiiz....Ganz einfach. Die einen freut's...die anderen sind selber schuld 😀
ausländische geldzuflüsse mit strafzins belegen
Kommt dann 2024 vermutlich wenn Rezession effektiv da ist.