2023 ist die Zahl der Schweizer Firmen, die sich in einer finanzieller Notlage befinden, auf 5,2 von 6,1 Prozent gesunken, teilte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Alvarez & Marsal (A&M) am Montag in einer Studie mit. Dazu zählen Unternehmen, die sich in existenzbedrohenden finanziellen Schwierigkeiten befinden und bei denen eine Restrukturierung notwendig ist.

Europäischen Firmen geht es deutlich schlechter. Dort befindet sich fast jedes zehnte Unternehmen in einer finanziellen Schieflage. Zudem habe sich in zehn von 16 Sektoren die finanzielle Situation 2023 verschlechtert.

Knapp jedes dritte Unternehmen weist zudem eine schwache Finanzlage aus, was ein Rekordwert darstelle. Diese Entwicklung sei der erhöhten finanziellen Verschuldung und den geringen Umsätzen geschuldet. Zudem lasteten rückläufige Konsumausgaben und inflationsbedingte Mehrausgaben auf der Fähigkeit der Unternehmen, ihre Finanzschulden zu bedienen.

Da die Zinssätze und auch die Inflation vermutlich nur langsam sinken werden, erwarten die Experten von A&M 2024 eine weitere Zunahme der finanziellen Notlage in Europa.

Restrukturierungsbedarf in der Schweiz gestiegen

Trotz der vergleichsweise hohen Widerstandsfähigkeit hätten in den letzten Monaten auch bei Schweizer Unternehmen die Restrukturierungsaktivitäten spürbar zugenommen, heisst es weiter. So wirke sich etwa die schwache Konjunktur in Europa negativ auf die Schweizer Exportunternehmen aus. Zudem belasteten auch die schwachen inländischen Konjunkturausgaben.

«Für das Jahr 2024 stellen wir jedoch fest, dass die verzögerten negativen Auswirkungen der Pandemie, verstärkt durch den Anstieg der Zinssätze seit 2022, auch die Gewinne und Bilanzen der Schweizer Unternehmen belasten und zu einer erheblichen Restrukturierungsaktivität führen», lässt sich Alessandro Farsaci, Managing Director Schweiz bei A&M, zitieren. Jedoch würden die wieder sinkenden Zinssätze und die stabile Inflation für günstigere Bedingungen in der Zukunft sorgen.

Spitäler besonders betroffen

Vor allem Spitäler stünden in den Schweiz vor grossen Herausforderungen. So habe rund jedes zehnte Spital in der Schweiz Schwierigkeiten, sich zu refinanzieren, was der höchste Prozentsatz in allen Sektoren sei. Vor allem die alten Tarife, die Inflation, Energiekosten und auch der hohe Investitionsbedarf lasteten auf den Spitälern.

Ein negativer Trend zeige sich auch bei den Bauunternehmen. Ebenso sei im Chemiesektor ein erhöhtes Stresslevel zu beobachten. Die Branche belasteten strukturelle Herausforderungen wie die hohen Energiepreise, die wachsende Konkurrenz aus China oder auch die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung.

In der Studie wurden mehr als 8200 Firmen in Europa und dem Nahen Osten auf ihre Ertrags- und Finanzlage untersucht. Unter diesen waren 212 Unternehmen aus der Schweiz. Berücksichtigt wurden Firmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro. Als sogenannten «Financial Distress», also finanzielle Schwierigkeiten, bezeichnet das Beratungsunternehmen eine Kombination aus schwacher Bilanz und unzureichender Unternehmensleistung.

(AWP)