In der kommenden Woche dürfte die Aktivität an den Börsen deutlich zunehmen. In der Schweiz erreicht die Berichtssaison ihren Höhepunkt und dürfte dem Aktienhandel neue Impulse verleihen. 

Am Montag stehen die Zahlen der Credit Suisse zum ersten Quartal an, welche wohl zum letzten Mal eigenständige Zahlen vorlegen dürfte. Materielle Angaben zu den potenziellen Klagen wegen den AT1-Obligationen oder zum Zustand der Investmentbank dürften keine vorgelegt werden. Allerdings dürfte interessieren, wie hoch die Kundenabflüsse in den Tagen vor der Zwangsfusion mit der UBS waren.

Alle Augen werden dann vielmehr auf die UBS gerichtet sein, welche am Dienstag den Zahlenkranz vorlegen wird. Analysten und Investierende dürfte dabei brennend interessieren, wie sich die verwalteten Kundenvermögen bei der UBS in den März-Turbulenzen entwickelt haben. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) erwartet, dass die UBS im ersten Quartal Zuflüsse von 19 Milliarden Dollar im Global Wealth Management verbuchen konnte. Indessen könnte es auch sein, dass es auch bei der grössten Schweizer Bank aufgrund der Unsicherheiten jüngst das Wachstum bei Neugeldern schwächer ausfiel oder es gar zu Geldabflüssen kam.

Da es um die UBS-Führungsriege mit CEO Sergio Ermotti in den letzten Wochen ruhig war, dürften die Marktteilnehmer sehr gespannt sein, welche Informationen die UBS zur Integration der Credit Suisse mitteilen wird und wie die UBS die Positionen im Investmentbanking der Credit Suisse abbauen will.  

"Die Zahlen selbst werden unseres Erachtens aufgrund der Unsicherheiten zur geplanten Fusion mit der Credit Suisse ein Nebenschauplatz sein", schreibt die ZKB in einem Kommentar zum Quartalsabschluss. Der positiven Einschätzung durch die Zürcher Staatsbank tun die Unsicherheiten keinen Abbruch und diese stuft die Aktien der UBS weiterhin mit "Übergewichten" ein. "Obwohl sich das Risikoprofil der neuen UBS deutlich erhöht hat, sehen wir gute Renditemöglichkeiten, die überwiegen sollten", so die ZKB.

Nebst den Schweizer Banken geht die Berichtssaison auch in Übersee bei den grossen Finanzinstituten weiter. Nachdem bisher JP Morgan und Morgan Stanley mit guten und Goldman Sachs mit durchzogenen Zahlen aufwarteten, stehen nächste Woche Citigroup, Wells Fargo und Bank of America im Fokus. 

Augen auf Pharma-Schwergewichte Roche und Novartis

Am Dienstag stehen neben der UBS auch die Zahlen von Novartis und Nestlé an, wobei der Nahrungsmittelkonzern nur die Umsatzentwicklung bekannt geben wird.

Bei der Basler Novartis könnte ein weiteres Kursfeuerwerk gestartet werden. Kepler Cheuvreux hat jüngst das Kursziel für Novartis auf 98 von 90 Franken erhöht. Die Einstufung lautet weiterhin "Buy". Mit den vorzeitig präsentierten Daten aus der Natalee-Studie zum Krebsmedikament Kisqali scheine die Aktie für Anlegerinnen und Anleger wieder attraktiver geworden zu sein, schreibt Analyst David Evans von Kepler. Novartis standen am Freitagnachmittag bei 89 Franken. 

Das Mittel könnte sich zu einem Multimilliarden-Blockbuster entwickelt. Allerdings sei diese Tatsache bislang nicht ausreichend in den Schätzungen enthalten. Mit den bevorstehenden Quartalszahlen scheine sich der Markt etwas stark auf den Umsatz des Schuppenflechtemittels Cosentyx zu konzentrieren, der weiter von Preisdruck gezeichnet sein dürfte. Dabei werde übersehen, dass die Kisqali-Umsätze auch in der bereits zugelassenen Indikation um mehr als 70 Prozent gestiegen sein dürften.

Vor ein paar Tagen hielt schon der cash Insider fest, dass es mit Novartis weiter aufwärts gehen könnte und zitierte einen weiteren Analysten mit einer positiven Einschätzung: Für Michael Leuchten von der UBS – ein Veteran unter den Pharmaanalysten – erscheinen die als ambitioniert verschrienen Mittelfristziele der Basler nun plötzlich doch erreichbar. Zur Erinnerung: Novartis selber strebt bis Ende 2027 ein jährliches Umsatzwachstum von mindestens vier Prozent an, was über dem durchschnittlichen Wachstum der Branche läge. 

Am Dienstag legen auch ABB und der potenzielle SMI-Nachfolger für die CS, Kühne+Nagel, die Eckdaten vor. Bei den Mid Caps richtet sich der Blick auf Idorsia, GAM, Swiss Steel sowie nachbörslich der Bankensoftwarehersteller Temenos. Am Mittwoch folgt dann Roche mit den Unternehmenszahlen. 

An den letzten zwei Tagen der Woche stehen der Umsatz von Bucher und Ems-Chemie sowie Ergebnisse von Santhera oder Achiko an. Zudem präsentiert die Nationalbank SNB ihre Zahlen für das erste Jahresviertel.

Quartalsabschlüsse stehen auch beim Dax im Rampenlicht

Die Berichtssaison gewinnt auch in Deutschland an Fahrt und dürfte in der neuen Woche über das Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt entscheiden. Auch wenn die ein oder andere Enttäuschung zuletzt den Dax gebremst hat, bleibt die psychologisch wichtige 16'000-Punkte-Marke in Sichtweite. Die Chefvolkswirtin der Helaba, Gertrud Traud, zeigt sich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters optimistisch: "Der Dax wird in den nächsten Wochen neue Höchststände erreichen." Noch sei zwar nicht alles eitel Sonnenschein, aber der Abwärtsdruck durch die Turbulenzen im Bankensektor sei zumindest gestoppt.

US-Konjunkturzahlen ein Dauerbrenner

Am Donnerstag wird die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der US-Wirtschaft vorliegen. Für das erste Quartal erwarten Experten einen Rückgang von 2,0 Prozent im Vergleich zu 2,6 Prozent im vierten Quartal. Zum Ende der Woche wird das vorläufige BIP für Deutschland und die Euro-Zone bekanntgegeben. 

Neben den BIP-Zahlen stehen auf der amerikanischen Seite auch die Kerninflationsdaten für den März, Einkommens- und Konsumzahlen sowie das finale Michigan-Verbrauchervertrauen für den April im Terminkalender. Marktteilnehmer verfolgen die Veröffentlichung von US-Konjunktur- und Inflationsdaten derzeit mit Argusaugen, da sie sich daraus neue Hinweise auf die Zinspolitik der US-Notenbank Fed erhoffen.

 

Thomas Daniel Marti
Thomas MartiMehr erfahren