Die stärksten Ausschläge bei der Kursentwicklung am breiten Schweizer Aktienmarkt ereignen sich häufig bei den sehr volatilen Biotechaktien. Dies war auch im Februar nicht anders: Newron und Addex haben sich als die performancestärksten Titel im SPI erwiesen. Auf der spekulativen Seite hat auch Zur Rose, ein Unternehmen, das seinen Weg noch finden muss, starke Kaufaktivitäten gesehen.

Auch gemeinhin als viel solider wahrgenommene Unternehmen respektive die dahinter stehenden Aktien haben gut performt, darunter der Bauzulieferer Meier Tobler oder die SMI-Titel Lonza und Swisscom. Eine Übersicht: 

Newron und Addex

Die Biotech-Aktie Newron hat im Februar einen Kurssprung von 116 Prozent geschafft. Dies pusht das Kursplus seit Anfang Jahr auf aussergewöhnliche 331 Prozent. Die Anlegereuphorie um diesen Titel ist begründet in zwei Erfolgsmeldungen bei der Entwicklung des Wirkstoffes Evenamide Anfang Januar und Mitte Februar. Evenamide soll gegen Schizophrenie eingesetzt werden. 

Die Newron-Aktie hat zum Teil im Handel an einzelnen Tagen grosse Sprünge gemacht. Zwischenzeitliche Kursrückgänge sind ein Hinweis auf Gewinnmitnahmen. Anlegerinnen oder Anleger, die mit Newron-Aktien Kasse machen, tun dies wohl aus gutem Grund. Denn auch die positiv verlaufene Phase-II-Studie zu Evenamide im Februar garantiert keinen Erfolg. Das heutige Kursniveau von 6,50 Franken entspricht in etwa dem Stand von Ende April 2020, bevor der Kurs massiv abstürzte. Anfang Mai 2020 meldete Newron einen Forschungsmisserfolg mit dem Mittel Sarizotan, was an einem einzigen Handelstag einen Kurssturz von 70 Prozent auslöste. 

Früher viel höher bewertet: Die Kurse von Newron und Addex (alle Grafiken: cash.ch).

Weniger eindeutig erklärbar als bei Newron ist das seit Anfang Jahr beobachtete enorme Kurswachstum bei Addex, ebenfalls ein Biotechunternehmen. Das Unternehmen berichtete im Januar, dass die Finanzierung für 2023 wohl gesichert sei. Zudem schloss Entwicklungspartner Janssen eine Phase-II-Rekrutierung bei der Entwicklung eines Epilepsie-Kandidaten ab. Seit Anfang Februar erfüllt Addex wieder die Mindestpreisregeln an der Techbörse Nasdaq.

Trotz alledem bleibt Addex ein äusserst spekulatives Investment. Für die Aktie, die im Moment 31 Rappen kostet, wurde 2007 einmal über 65 Franken bezahlt. 

Zur Rose

Beim Online-Medikamentenversand Zur Rose ging der Kurs allein im Februar um 45 Prozent nach oben. Dies hübscht die Year-to-Date-Bilanz auf ein Kursplus von 95 Prozent auf. Der Verkauf des Schweizer Geschäfts an die Migros - er macht das Wachstumsunternehmen Zur Rose weitgehend schuldenfrei - wurde erst Anfang Februar bekannt gegeben und erklärt den Kursanstieg damit nur zum Teil. Schon Anfang Jahr war die Stimmung für Zur Rose an der Börse sehr gut. Zum einen hellte sich angesichts sinkender Inflationsraten und einer damals als weniger straff erwarteten Geldpolitik die Stimmung für Wachstumstitel auf. Andererseits treiben Hoffnungen, dass im zweiten wichtigen Zur-Rose-Markt Deutschland bald E-Rezepte eingeführt werden, den Kurs weiter an.

Bei Zur Rose stagniert der Kurs seit Anfang Februar.

Trotz des zukunftsträchtigen Geschäftsmodells, das auf E-Commerce beruht, bleiben die Aussichten für Zur Rose wenig sicher. Seit kurz nach der Bekanntgabe des Migros-Deals Anfang März hat sich der Kurs nicht mehr weiter nach oben bewegt. Zu knapp 50 Franken notieren die Titel heute zu einem Zehntel des Werts von Mitte 2020. Damals war Zur Rose dank des Onlinegeschäfts mit die grösste Gewinner-Aktie der Coronaphase im Schweizer Markt. Für Wachstumstitel bleibt es ein Risiko, dass eine länger erhöht bleibende Inflation auch zu weiterhin hohen Zinsen führt. 

Lonza

Das grosse Thema bei Lonza sind die Investitionen. Seit 2020 und bis 2024 will die Auftragsherstellerin für die Pharmabranche etwa 7 Milliarden Franken für neue Projekte ausgeben. Margen und Cashflows werden dadurch belastet. Doch der Markt sieht die Initiativen positiv. Im bisherigen Jahresverlauf ist Lonza mit einem Kursplus von fast 26 Prozent die stärkste SMI-Aktie. Im Februar ist Lonza mit 9,6 Prozent Kursanstieg ebenfalls Nummer Eins im 20-Aktien-Bluechiptableau.

Der Höhepunkt der Lonza-Kursentwicklung war im November 2021.

Knüpft Lonza wieder an vergangene Erfolgszeiten an, in denen der Kurs bis November 2021 auf 778 Franken stieg? Die Einschätzung herrscht vor, dass Lonza in sinnvollen Bereichen wie beispielsweise RNA-Therapien investiert, ohne dabei die finanzielle Basis des Konzerns zu sehr zu belasten. Dies macht Lonza zu einer über mehrere Jahre interessanten Aktie. Berücksichtigt werden muss aber, dass der Wachstumstitel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 35 noch immer hoch bewertet ist.

Aktuell notieren die Valoren bei 586 Franken. Zum gemittelten 12-Monate-Kursziel von 674 Franken besteht ein Upside von fast 20 Prozent. 

Meier Tobler

Der Bauausrüster Meier Tobler reiste 2022 auf der Erfolgsschiene. Der Run auf Wärmepumpen, stark geprägt durch den russischen Krieg gegen die Ukraine, trieb die Verkäufe an. Mit 130 Prozent Kurssteigerung im Gesamtjahr war Meier Tobler die Top-Aktie im Swiss Performance Index (SPI). Bei so viel Kursglück müsste die Stimmung also eigentlich drehen, denn gute Nachrichten und Entwicklungen preisen sich ein.

Top-Aktie 2022: Der Bauausrüster Meier Tobler.

Ein Buy-Rating für die von nur wenigen Analysten abgedeckte Aktie gibt es momentan nicht. Dass sich die Erfolgsstory von 2022 dieses Jahr trotz viel Investitionen in Häuser wiederholt, ist unwahrscheinlich. Doch Research Partners erhöhte vor einer Woche das Rating immerhin dank guter Geschäftszahlen und einem guten Ausblick von "Verkaufen" auf "Halten". 

Mit dem innert Monatsfrist um 12 Prozent gestiegenen Kurs gehört Meier Tobler zu den starken Titeln im Februar. Interesse zieht die Aktie auch wegen der Dividende auf sich, welche von 1 auf 1,20 Franken angehoben werden soll. In einem cash-Interview von Anfang November stellte CEO Roger Basler in Aussicht, Ausschüttungen würden "solide und kontinuierlich" vorgenommen werden. 

Swisscom

Mit 8,2 Prozent Kurszuwachs im Februar übertrifft das Telekomunternehmen andere beliebte SMI-Dividendentitel wie Swiss Life, Swiss Re oder Zurich Insurance klar. In wenigen Wochen beginnt eine grosse Zahl von Firmen mit ihren Ausschüttungen. Im Run-up zur Dividendenzahlung stehen Dividendentitel schnell einmal in der Gunst der Anlegerinnen und Anleger. Begünstigt wird dies im laufenden Jahr durch die immer noch vielerorts defensive Ausrichtung der Investoren. Auch hält sich das Niveau der Dividenden in der Schweiz weiter klar über den Anleiherenditen, auch wenn diese seit Mitte 2022 merklich gestiegen sind. Bei der Swisscom liegt die Dividendenrendite im Moment bei 3,8 Prozent. 

Dividende oft wichtiger als der Kurs: Swisscom.

Seit Oktober ist der Kurs von Swisscom um rund 130 Franken gestiegen. Es scheint, als sei der Ruf von Swisscom an der Börse derzeit besser als der Ruf des Unternehmens. In ihren Kommentaren äussern sich Analysten nur verhalten optimistisch zur Swisscom. Die zum Geschäftsjahr 2022 vorgestellten Zahlen zu den Aktivitäten in der Schweiz und in Italien wurden aber solid eingestuft. Dies dürfte den Dividendentitel an der Börse zwar nicht in eine Kursrakete verwandeln, aber diesem gegen unten in nächster Zeit eine gewisse Absicherung geben.