Wie hoch ist das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante bei uns?

Die Ansteckungsgefahr in der Schweiz sei sehr klein, hiess es vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Mehrheit der Risikopersonen in der Schweiz sei geimpft. Zu den Risikopersonen gehören Männer, die Sex mit Männern haben und Trans-Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern.

In der Schweiz ist laut BAG zudem genügend Impfstoff vorhanden und die Zahl der Fälle ist stabil. Es kam hierzulande im Sommer 2022 erstmalig zu zahlreichen Mpox-Infektionen. Seit Herbst 2022 werden nur noch sporadisch Fälle gemeldet.

Nach Angaben der WHO wurden bis Ende Juni aus der Schweiz 579 Mpox-Fälle gemeldet. Die letzte Meldung stammt demnach vom Februar 2024. In der Schweiz ist die Ansteckungsgefahr sehr klein. Die Mehrheit der Risikopersonen in der Schweiz ist geimpft.

Was bedeutet die Notlage?

Konkrete Folgen hat die Notlage-Erklärung nicht. Auch in der Schweiz werden laut BAG keine neuen Impfaufforderungen oder anderen Massnahmen geplant. Vielmehr soll die Notlage Behörden in aller Welt alarmieren, damit sie sich auf mögliche Ausbrüche vorbereiten.

Es zeigt aber, dass die WHO das Risiko sieht, dass sich die Mpox nach 2022 erneut international ausbreiten und in mehreren Ländern zum Gesundheitsrisiko werden können. Die WHO folgte der Empfehlung von unabhängigen Mpox-Experten, die auf WHO-Einladung im sogenannten Notfallausschuss getagt hatten, wie WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf sagte.

Warum bereitet die neue Variante Sorgen?

Die Sorge der WHO bezieht sich unter anderem auf eine neue Virus-Variante, die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins), namens Ib.

Nach Beobachtung von Experten vor Ort dürfte sie ansteckender sein als bisherige Varianten und eine schwerere Infektion auslösen, sagte Dimie Ogoina, ein nigerianischer Spezialist für Infektionskrankheiten an der Niger Delta-Universität. Er leitete den WHO-Notfallausschuss unabhängiger Experten, die der WHO die Ausrufung der Notlage empfohlen haben. Detaillierte Studien dazu stehen noch aus.

Die Ib-Variante breitet sich unter anderem durch Sexualkontakte aus, so Ogoina. In der Demokratischen Republik Kongo seien aber auch vor allem kleine Kinder infiziert, die einen Grossteil der Todesfälle ausmachten. Es wurden in diesem Jahr schon mehr als 14'000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern gemeldet - mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Ogoina warnte, das sei womöglich nur die Spitze des Eisbergs, weil nicht genügend getestet werde und nicht alle Infizierten zu Ärzten gingen.

Mpox der Klade I wurden in den vergangenen Wochen erstmals auch in Uganda, Ruanda und Burundi sowie Kenia entdeckt. Zudem wurde am Donnerstag der erste bestätigte Fall der neuen Variante ausserhalb Afrikas in Schweden gemeldet. Die infizierte Person habe sich zuvor in Afrika aufgehalten, hiess es vonseiten der schwedischen Regierung.

Gibt es Impfungen dagegen?

Ja, es gibt zwei Impfstoffe. Der Impfstoff gegen das Pockenvirus schützt auch vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus. Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt. Er löst vor allem Hautausschlag, aber auch Fieber aus und kann vor allem für Kinder tödlich sein. Das Problem ist laut der WHO aber, dass es bei weitem nicht genügend Dosen des Impfstoffs gibt, vor allem nicht in Afrika.

(AWP)