Im Dezember 2022 war ein Bitcoin weniger 20’000 Dollar wert. Mittlerweile kostet eine Einheit der bekanntesten Kryptowährung dreimal mehr, also rund 60’000 Dollar. Solche Avancen stützen die These, der Bitcoin eigne sich als Wertaufbewahrungsmittel.

Zudem ist das Bitcoin-Angebot auf 21 Millionen Stück begrenzt. Darum ist Knappheit im System angelegt - ähnlich wie bei Gold, das traditionell als Wertspeicher dient. Das Edelmetall lässt sich ebenfalls nicht beliebig vermehren.

Somit weisen Gold und Bitcoin, so verschieden sie ansonsten sind, gewisse Gemeinsamkeiten auf. Anleger können sich fragen, welches der beiden Assets sie ihrem Portfolio beimischen wollen. Die Antwort ist nicht nur Glaubenssache.

In der Vergangenheit konnte eine Beimischung von Bitcoin die Rendite eines gemischten Aktien-Anleihe-Portfolios durchaus steigern. «Allerdings befinden sich Bitcoin und Gold an den entgegengesetzten Enden des Volatilitätsspektrums», schreibt Jérôme Mäser, Analyst der VP Bank in einer Notiz von Mitte Woche.

Gemäss dem Bold-Report lag die Volatilität - die Schwankungsbreite also - beim Bitcoin in den vergangenen acht Jahren stets über 40 Prozent, oft über 60 Prozent und in der Spitze über 100 Prozent. Im selben Zeitraum bewegte sich die Volatilität von Gold stets unter 20 Prozent.

Dies hat Folgen für die Zusammensetzung eines Portfolios. Bei einer Bitcoin-Beimischung bleibe der gewünschte Diversifikationseffekt aus, so der VP-Bank-Analyst. Er führt aus: «Investoren müssen mit stärkeren Renditeeinbussen während Stressphasen rechnen.»

Der Goldpreis hingegen sei stabiler. Er weise eine «sehr geringe» Korrelation zu einem gemischten Portfolio auf - einem Portfolio, in dem mehrere Assetklassen vertreten sind.

Bitcoin mit höherer Korrelation als Gold

Korrelation beschreibt, inwieweit die Kurse zweier Vermögenswerte miteinander einhergehen. Diese Information hilft bei der Diversifikation. Durch Assets, die kaum korreliert sind, können Schwankungen im Portfolio verringert werden.

Die VP Bank hat nun genau hingeschaut. Sie hat die Korrelation von Bitcoion und Gold mit einem gemischten Portfolio zwischen 2020 und 2024 berechnet. Die Portfolios bestanden je zur Hälfte aus Aktien und Anleihen.

Das Ergebnis: Wenn ein gemischtes Schweizer-Franken-Portfolio taucht, taucht in 57 Prozent der Fälle auch der Bitcoin. Bei Gold sind es nur 7 Prozent. Nicht grundsätzlich anders sieht es für Euro- und Dollar-Portfolios aus. Verliert ein Euro-Portfolio, reagiert der Bitcoin in 60 Prozent der Fälle negativ, Gold nur in 19 Prozent der Fälle. Und rutscht ein Dollar-Portfolio ab, so geht der Bitcoin zu 54 Prozent mit - Gold nur zu 36 Prozent.

So betrachtet eignet sich - das vergleichsweise wenig volatile - Gold eher zur Diversifikation als der Bitcoin. Offen ist, ob dies auch in Zukunft so bleiben wird. Die Volatilität des Kryptowertes hat sich im Laufe der vergangenen rund sechs Jahre bereits deutlich verringert.

Daran zeige sich eine Reifung des Bitcoin, sagen Kryptokenner. Bitcoin habe das Potenzial, «in einer digitalisierten Welt einen noch wichtigeren Platz als Wertspeicher einzunehmen», führt Sina Meier, Schweiz-Chefin von 21Shares im cash-Interview aus.

Mäser sagt: «Die Wertbeständigkeit von Gold hat sich über Jahrhunderte bewährt und gilt somit als zeitlos.» Das Hinzufügen von Bitcoin sei hingegen gleichbedeutend mit risikoreicheren Technologieaktien.

Reto Zanettin
Reto ZanettinReto Zanettin ist seit April 2024 Redaktor bei cash.ch. Zuvor war er während fünf Jahren Inlandredaktor bei den «Schaffhauser Nachrichten» sowie in der Kommunikationsbranche tätig. 2007 schloss er das Studium an der Universität St. Gallen (HSG) als Master of Arts ab.Mehr erfahren