Zum Nachfolger von Silvio Napoli als CEO von Schindler wurde Paolo Compagna ernannt, wie der Lift- und Rolltreppenhersteller am Donnerstag mitteilte. Damit gibt es für den operativen Chef eine interne Nachfolgelösung. Denn Compagna ist seit 2015 Mitglied der Konzernleitung und derzeit noch Chief Operating Officer.

Compagna wird seine Aufgabe als CEO per Anfang April 2025 übernehmen. Bis zur Generalversammlung von Ende März will ihn Napoli bei der Einführung in seine neue Aufgabe noch unterstützen.

Für die Analysten der Bank Vontobel ist das Ausscheiden von Silvio Napoli keine grosse Überraschung. Aufgrund der langen Karriere bei Schindler (über 30 Jahre) war dies absehbar. 

Die Tatsache, dass der Nachfolger aus den eigenen Reihen kommt, ist gemäss den Vontobel-Experten ein Zeichen der Kontinuität und ermöglicht einen reibungslosen Übergang. Sie erwarten, dass Paolo Compagna die aktuelle Strategie weiter vorantreiben wird, etwa mit einem standardisierten Produktportfolio. Das häufig kritisierte Doppelmandat von Silvio Napoli sei mit dem Personalwechsel  auch adressiert.

Da Napoli dennoch eine prägende Figur für den Lift- und Rolltreppenhersteller war, wird der Personalwechsel mit Gewinnmitnahmen an der Börse begleitet. Die Valoren vom Schindler PS notieren kurz nach Börsenstart mit über 0,9 Prozent im Minus. Die Namenaktien sind knapp 1,2 Prozent im Minus.

Nachfolge von Napoli im Präsidium noch offen

Napoli selber will sich nach 30 Jahren im Unternehmen an der nächsten Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl stellen und neue Pläne verfolgen. Wer ihn als Präsident des Verwaltungsrats ablösen wird, ist noch offen.

Napoli wurde 2016 in den Verwaltungsrat gewählt. Er gab damals seine Funktion als CEO von Schindler, die er 2014 übernommen hatte, an Thomas Oetterli ab, der wie Napoli bereits 1994 in die Firma Schindler eingetreten war.

Doch einige Jahre später holte ihn die Funktion als CEO wieder ein: Anfang 2022 folgte der Rücktritt Oetterlis als CEO «in gegenseitigem Einvernehmen», wie es damals hiess. Nach zwölf Jahren in der Konzernleitung und davon sechs Jahren als CEO sei es an der Zeit, die operative Führung weiterzugeben, wurde Oetterli damals zitiert.

Napoli übernahm in der Folge die Führung von Schindler in einer Doppelrolle. Schon bei der Kommunikation jenes Schrittes hiess es, dass diese Situation auf maximal auf zwei bis drei Jahre ausgelegt sei.

Nur rund drei Wochen nach der Trennung von Oetterli als CEO gab Schindler für das erste Semester 2022 eine Gewinnwarnung aus. Begründet wurde dies mit der hohen Inflation bei den Materialkosten, Logistikproblemen und Unterbrüchen in der Lieferkette.

Napoli brachte neuen Schwung

Napolis Eingreifen in die operative Führung erfolgte also in einem schwierigen Moment für Schindler. Er begleitete die Initiative «Top-Speed-23», die bereits 2021 wegen «Defiziten in der Wettbewerbsfähigkeit» von Schindler eingeführt worden war, zu Ende.

Die Profitabilität von Schindler verbesserte sich wieder deutlich. Die operative Gewinnmarge kehrte 2023 in den zweistelligen Bereich zurück, im ersten Halbjahr 2024 legte die EBIT-Marge trotz eines leichten Umsatzrückgangs auf 11,4 Prozent weiter zu.

In der aktuellen Mitteilung werden denn nebst Napolis Einsatz in den 30 Jahren insgesamt auch seine Verdienste in den letzten drei Jahren bei der Leitung eines «erfolgreichen Turnarounds in einem herausfordernden Umfeld» gewürdigt.

(AWP/cash)