Der Leitzins steige um 1,0 Prozentpunkte auf 19,0 Prozent, teilte die Bank of Russia am Freitag mit. Volkswirte hatten mit einem unveränderten Leitzins gerechnet. Zuletzt hatte die Notenbank Ende Juli die Zinsen um zwei Punkte erhöht. Die Notenbank stellte nun weitere Erhöhungen in Aussicht. «Die Bank von Russland hält sich die Möglichkeit offen, den Leitzins auf ihrer nächsten Sitzung zu erhöhen», heisst es in der Mitteilung.
Die Notenbank sieht wachsende Inflationsgefahren. Sie geht davon aus, dass die Inflation am Ende des Jahres höher liegt als noch im Juli prognostiziert. Damals wurde eine Inflationsrate von 6,5 bis 7,0 Prozent erwartet. Die Zentralbank strebt eine Rate von vier Prozent an. «Das Wachstum der Binnennachfrage übersteigt nach wie vor deutlich die Möglichkeiten zur Ausweitung des Angebots an Waren und Dienstleistungen», beschreibt sie die Ursachen für die Preisentwicklung.
Im August hatte die Inflationsrate bei 9 Prozent gelegen. Der unterliegende Preisdruck bleibe hoch und es gebe keine Anzeichen für eine Abschwächung, schreibt die Notenbank. Das Wirtschaftswachstum habe sich zuletzt etwas abgeschwächt. «Diese Verlangsamung war wahrscheinlich nicht in erster Linie auf eine Abkühlung der Inlandsnachfrage zurückzuführen, sondern auf zunehmende angebotsseitige Engpässe und eine nachlassende Auslandsnachfrage», schreibt die Notenbank. Der Konsum bleibe trotz einer leichten Abschwächung stark.
Die russische Wirtschaft wird laut Ökonomen vor allem durch die Rüstungsproduktion gestützt, die im Krieg gegen die Ukraine massiv ausgeweitet wurde. Zudem treibt der Mangel an Arbeitskräften die Löhne. Dies stützt die Konsumnachfrage. Allerdings wird so auch eine Ausweitung der Produktion verhindert, was die Preise treibt.
(AWP)
2 Kommentare
Der Leitzins wird noch mehr steigen .Bei dies sinnlosen Krieg gegen die Ukraine.
Russland kann sich den Krieg nicht leisten, er frisst nicht nur substantielle Teile des laufenden Staatshaushaltes, der wegen den rückläufigen Exportmengen und Preise für Öl und Gas erheblich schrumpft, sondern er frisst auch das ganze Volksvermögen, sowohl das staatliche als auch das private. Bei einem Unternehmen würde man sagen, die burnrate ist zu hoch, der net cash flow negativ und es wird das Tafelsilber, aka die Unternehmensassets, verkauft, um das strukturelle, laufende Defizit zu kompensieren. Leben auf Pump und mit Vollgas in den Bankrott.
Russland kann sich aber auch einen Frieden nicht mehr leisten, weil die Wirtschaft dann sofort zusammenbricht, denn über 30% der Wirtschaftsleistung Russlands geht inzwischen in die Kriegsführung (laufendes Armeebudget, Logistik und Versorgung, Rüstung). Fiele das weg, würden erhebliche Teile der russischen Bevölkerung ohne Einkommen dastehen und das zu einer Zeit, in welche der Staat das Volksvermögen verbrannt hat .
Den Inflationszahlen darf man nicht glauben, die sind nicht überprüfbar. Wenn der Leitzins auf 19% gesezt wird, dann hat man eine Vorstellung davon, wie hoch die Kerninflation in Wirklichkeit ist. In solchen Situationen entstehen in Wirtschaftssystemen Parallelmärkte, aka Schwarzmärkte, nicht nur vereinzelt, sondern für viele Güter und Dienste des täglichen Bedarfs. So entgehen dem Staat immer mehr Einnahmen. Und: Auf den Schwarzmärkten wird in stabilen Währungen gehandelt, d.h. nicht in Rubel. Das führt über kurz oder lang zu südamerikanischen Verhältnissen.
Oder in Kurz: Die Russen haben die Zukunft ihrer nächsten zwei Generationen vernichtet.