Das Verteidigungsministerium in Moskau gab die Ernennung von Generalstabschef Waleri Gerassimow am Mittwoch bekannt. Er ersetzt Luftwaffengeneral Sergej Surowikin, der Anfang Oktober den Posten erhalten hatte. Surowikin wird demnach Gerassimows Stellvertreter.

Zur Begründung hieß es, damit solle die Effektivität des Militäreinsatzes in der Ukraine gesteigert werden. Dort sieht sich Russland in dem seit rund elf Monaten andauernden Krieg mit Rückschlägen konfrontiert. Surowikin wird von russischen Medien "General Armageddon" genannt wegen Berichten über ein rücksichtsloses Vorgehen in früheren Konflikten.

Beide Männer werden von russischen Militärbloggern scharf kritisiert angesichts der Rückschläge nach der Invasion, bei denen auf beiden Seiten Zehntausende Soldaten und unzählige ukrainische Zivilisten ums Leben gekommen sind. Sie zeigten sich in ersten Reaktionen auch von dem neuen Umbau an der Spitze unbeeindruckt. "Die Summe ändert sich nicht, nur weil man die Reihenfolge der Teile tauscht", schrieb der prominente Blogger Rybar auf Telegram.

Surowikin werde zum Südenbock gemacht für eine Serie militärischer Fehler. Dazu gehöre der ukrainische Angriff auf eine Kaserne, bei dem zu Neujahr mindestens 89 russische Soldaten getötet worden waren.

Der Militär-Experte Rob Lee vom Foreign Policy Research Institut erklärte auf Twitter, das Verteidigungsministerium beanspruche mit dem Wechsel wieder die Kontrolle über die Kriegsführung. Es sei "sicherlich möglich, dass dahinter politische Gründe stehen".

Surowikin sei als Ukraine-Kommandeur sehr mächtig geworden und dürfte an Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Gerassimow vorbei mit Präsident Wladimir Putin konferiert haben. Der Politologe Abbas Gallyamov verwies auf Telegram darauf, dass am Dienstag General Alexander Lapin zum neuen Chef der Landstreitkräfte ernannt worden sei. Man könne dieses Versetzen derselben Personen von einem Stuhl zum anderen interpretieren wie man wolle, schrieb Gallyamov, jedoch nicht als "alles läuft nach Plan".

(Reuters)