Vizeaussenminister Sergej Rjabkow sprach am Freitag in Moskau von einer «pausenlosen Eskalation, einer Ignoranz gegenüber den offensichtlichen Risiken» einer solchen Entscheidung. Zugleich behauptete er allerdings auch, dass diese Waffen auf dem Schlachtfeld nichts verändern würden. Gefährlich sei, dass die Nato-Länder und andere Unterstützer der Ukraine sich am Verhalten der USA orientierten, sagte Rjabkow der Agentur Tass zufolge.

Die von Russland angegriffene Ukraine bittet die USA seit langem um die ATACMS (englisch: Army Tactical Missile System), die eine Reichweite bis zu 300 Kilometer haben. Die Kurzstreckenraketen werden von Himars-Mehrfachraketenwerfern abgefeuert, mit denen Kiew schon vergangenes Jahr ausgerüstet worden ist. Die Ukraine könnte mit den Raketen Versorgungslinien der russischen Armee tief im besetzten Gebiet treffen. Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden lehnt eine Lieferung bislang noch ab. Doch in Washington deutet sich eine Kehrtwende an, wie am Freitag das «Wall Street Journal» berichtete.

Zu den Waffen mit Reichweiten über Hunderte Kilometer zählen auch die Marschflugkörper Storm Shadow und Scalp, die Kiew aus Grossbritannien und Frankreich bekommen hat. Nach britischen Berichten wurden bei der Beschädigung zweier Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol in dieser Woche solche Storm Shadow eingesetzt.

In diese Kategorie würden auch die Marschflugkörper Taurus mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometern fallen, um die Kiew Deutschland bittet. Auch in Berlin scheint eine Entscheidung näherzurücken. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Zusage zur Lieferung stärkerer Waffen schon mehrfach mit ähnlichen Schritten der USA verknüpft.

(AWP)