«Als Menschen, die tatsächlich deportiert wurden, die aus dem Land geworfen wurden, haben wir alle den grossen Wunsch, zurückzukehren», sagte der russische Dissident Andrej Piwowarow Reuters TV in einem am Samstag geführten Interview. Aber für ihn sei klar, dass die Behörden unter Präsident Wladimir Putin ihn nicht wieder ins Land lassen würden. «Ich plane nicht, beiseitezutreten», sagte Piwowarow. Innerhalb Russlands sei es jedoch unmöglich, Koordinationsarbeit zu leisten. Ähnlich äusserte sich der Oppositionelle Ilja Jaschin.

Piwowarow und Jaschin zählen zu einer Reihe von Dissidenten, die am Donnerstag beim grössten Gefangenenaustausch zwischen Russland, Belarus und westlichen Ländern unter Führung Deutschlands und der USA freigekommen waren. Auf beiden Seiten wurden insgesamt 24 Gefangene entlassen und abgeschoben. Mehrere der von Russland freigelassenen Personen waren aufgrund ihrer Arbeit als westliche Journalisten oder als russische Oppositionspolitiker inhaftiert worden. Unter den im Westen Inhaftierten waren hingegen russische Geheimdienstmitarbeiter, darunter der Offizier Wadim Krassikow, der wegen eines politischen Mords im Berliner Tiergarten verurteilt worden war.

«Ich habe mehrmals gesagt, dass ich nicht auf irgendwelchen Austauschlisten stehen will», sagte Jaschin. «Die Kreml-Vertreter haben meinen Namen gerne aufgenommen, denn für sie ist mein Austausch in Wirklichkeit eine Ausweisung.» Sein Platz sei in Russland. «Ich habe mein Leben meinem Land gewidmet.» Er wolle weiter gegen den von Russland geführten Krieg in der Ukraine eintreten und politischen Gefangenen helfen.

Nach dem Tod mehrerer Dissidenten in Russland zählen Piwowarow, Jaschin und der ebenfalls nach Deutschland gebrachte Wladimir Kara-Mursa zu den prominentesten Vertretern der russischen Opposition. Der Oppositionelle Alexej Nawalny, der nach einem Giftanschlag in Russland ebenfalls nach Deutschland gebracht worden war, war nach seiner Genesung in sein Heimatland zurückgekehrt. Er wurde umgehend inhaftiert und starb Mitte Februar in Lagerhaft.

Belarussische Gegner des dortigen Präsidenten Alexander Lukaschenko haben sich zu einem grossen Teil im Nachbarland Litauen niedergelassen. Zu den führenden belarussischen Oppositionellen zählt die Politikerin Swetlana Tichanowskaja.

(Reuters)