Logitech, Lonza und einige andere: Seit dem Ausbruch der Pandemie stehen fast immer die gleichen Aktien auf den Top-Listen des Börsenplatzes Schweiz. Woche für Woche, Monat für Monat. Die Unternehmen profitieren von "Bleib-zu-Hause"-Zwang der Leute in Zeiten von Home Office und Corona-Einschränkungen.
Weniger bekannt sind die Schweizer Aktien, die in den Kurstableaus der letzten Wochen und Monaten selten oder gar nicht unter den Top Ten oder Top Twenty erschienen sind. Dennoch gehören auch sie zu den Gewinnern des Anlagejahres 2020 und der Corona-Pandemie. Einerseits, weil der Einfluss der Seuche auf das Geschäftsmodell anfänglich überschätzt wurde. Andererseits, weil einige Firmen in den letzten Wochen die Investoren mit positiven Gewinnwarnungen überrascht haben. Hier ein Überblick der heimlichen Schweizer Corona-Aktien-Gewinner nach Branchen und Regionen:
Immobilien-Gewinner: Plazza und Fundamenta
Bei den Schweizer Immobilienaktien tut sich eine grosse Schere auf. Arrivierte Firmen wie SPS mit ihrem hohen Anteil an Büro- und Detailhandelsliegenschaften stehen noch immer unter Druck. Immobilienfirmen mit viel Wohnliegenschaften dagegen sind viel besser durch die Krise gekommen. Der Aktienkurs der Zürcher Plazza zum Beispiel nähert sich nach einem 15-Prozent-Anstieg seit März wieder dem Rekordstand von 307 Franken.
Die Zuger Fundamenta Real Estate, ebenfalls im Wohnimmobilienbereich tätig, wechselte Ende 2018 von der Berner Börse an die SIX. Der Kurs hat sich seither kontinuierlich nach oben entwickelt. Einen zusätzlichen Schub erhielt die Aktie Anfang November, als die Luzerner Kantonalbank eine 30-Prozent-Beteiligung übernahm. Plazza und Fundamenta haben zwar relativ hohe Bewertungen (ein Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, von je rund 30 für 2021). Die Aktien sind aber relativ sichere Investments. Vorsicht: Die Handelsvolumen sind tief, was zu Ausschlägen bei Käufen führen kann.
Aktienkurs von Fundamenta seit der Kotierung an der SIX Ende 2018 (Quelle: cash.ch)
Asien-Gewinner: Richemont und DKSH
Ja, auch der Luxusgüterhersteller Richemont zählt neuerdings zu den Corona-Gewinner-Aktien. Der Titel stürzte im Frühjahr um rund 40 Prozent ab, doch nun notiert er wieder auf einem Jahreshoch. Richemont profitiert eindeutig vom frühen konjunkturellen Aufschwung in Asien. Vor ein paar Wochen überraschte der eher träge Konzern gar mit einer 500-Millionen-Franken-Offensive im Online-Handel. Angesichts der fortgeschrittenen Kurserholung bei Richemont und der mittlerweile sehr stolzen Bewertung drängt sich für opportunistische Anleger derzeit eher ein Engagement bei Swatch auf, wo mehr Erholungspotenzial drin liegt.
Ein Profiteur der Erholung in Fernost ist auch der Expansionsdienstleister DKSH, der 96 Prozent des Umsatzes im Raum Asien-Pazifik erwirtschaftet. Die Aktie ist von 41 Franken zu Corona-Tiefzeiten auf 65 Franken heute geklettert. Das Rekordhoch von 93 Franken ist Anfang 2018 verbürgt. Die Anleger-Hoffnungen ruhen weiterhin auf Verwaltungsratspräsident und (erfolgreichen) ex-Straumann-CEO Marco Gadola, dass diese Höhen wieder erklommen werden. Experten erwarten zwischen 2021 und 2024 ein jährliches Umsatzwachstum von 5 Prozent. Das hat DKSH seit sechs Jahren nicht mehr erreicht. Fazit: "Buy".
Noch kein Trading-Konto?
- Nur 29 Franken Courtage pro Online-Trade
- ob Aktien, Fonds, Anleihen oder Strukturierte Produkte
- Zugang zu allen wichtigen Börsenplätzen weltweit
- Gratis Realtime-Kurse im Wert von 1'298 Franken pro Jahr (ab Depotwert 20'000 Franken)
- Auf Wunsch telefonische Beratung
Industriegewinner: Georg Fischer, Zehnder, SFS
Fast müsste man meinen, Anleger könnten nichts falsch machen, jetzt Aktien des Industrieunternehmens Georg Fischer zu kaufen. Die Aktie zieht seit dem Absturz Mitte März fast ununterbrochen nach oben (siehe Grafik unten) und befindet sich nun auf dem höchsten Stand seit September 2018.
Anleger vermuten natürlich, dass Georg Fischer ebenfalls bereits deutlich vom konjunkturellen Aufschwung profitiert, obwohl seit den Halbjahreszahlen keine diesbezüglichen Neuigkeiten bekannt wurden. Das Unternehmen muss den Kursanstieg spätestens bei den Jahreszahlen am 3. März bestätigen. Und man bedenke: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit dem Aktienanstieg auf sehr stolze 60 gestiegen.
Positive Gewinnwarnungen zum Geschäftsgang 2020 haben in den letzten Wochen aber andere Industriefirmen wie Zehnder und SFS geliefert. Die Aktie des Raumklimaspezialisten Zehnder hat seit Mitte Juli über 40 Prozent zugelegt. Der Titel ist mit einem KGV von unter 20 für 2021 attraktiv bewertet. Die Aktie der Rheintaler Firma SFS befindet sich wie Georg Fischer auf dem höchsten Stand seit Herbst 2018 - und wie Georg Fischer profitiert SFS von der Erholung im Autozulieferergeschäft. Die Bewertung ist bei SFS allerdings um einiges attraktiver als bei Georg Fischer.
Aktienkurs von Georg Fischer in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).
Medizin-Gewinner: BB Biotech und IVF Hartmann
Die Beteiligungsgesellschaft BB Biotech erlitt im dritten Quartal einen Verlust von fast 400 Millionen Franken nach einem Gewinn von 1,2 Milliarden Franken im zweiten Quartal. Das hängt auch damit zusammen, dass für das Portfolio eher Small- und Mid-Caps abseits des Covi-19-Hypes gesucht wurden. Dennoch hat die Aktie seit März über 40 Prozent zugelegt und nähert sich nun dem Allzeithoch aus dem Jahr 2015. Wer die Kosten für das Portfolio-Management nicht scheut und risikofähig ist, setzt als Biotech-Anleger auf diesen Titel. Zudem lockt eine attraktive Dividendenrendite von rund 5 Prozent.
Ebenfalls über 40 Prozent zugelegt hat seit der März-Delle IVF Hartmann aus Neuhausen. Die Firma, welche Produkte für die Wundversorgung und Desinfektionsmittel herstellt, erhöhte Anfang November die Gewinnprognosen für 2020. IVF Hartmann geht davon aus, dass die Pandemie auch mittelfristig einen zusätzlichen Nachfrageschub auslösen wird. Das ist allerdings schwer einschätzbar. Anleger schauen auch ein wenig besorgt auf das gestiegene KGV, und die Dividendenrendite von 1,5 ist auch nicht der Knüller.
Nischen-Gewinner: BKW und Sensirion
Der Energiekonzern und -dienstleister BKW hat seit der Corona-Starre im März rund 35 Prozent zugelegt. Die Aktie steigt aber schon seit Anfang 2015 kontinuierlich, der Wert hat sich seither vervierfacht. Ohne Frage: Dem Konzern, geführt seit 2013 von Suzanne Thoma, geht es ausgezeichnet. 2019 resultierte ein Rekord auf Stufe Betriebsergebnis. Nachdem das AKW Mühleberg vor einem Jahr abgeschaltet wurde, konzentriert sich BKW immer mehr auf Grossaufträge im Dienstleistungsgeschäft wie zum Beispiel bei der Giga-Factory von Tesla in Deutschland. Das KGV befindet sich weiter unter 20. BKW hat weiteres Potenzial.
Die Aktie von Sensirion, dem Sensorenherstellers aus Stäfa, hat sich seit Mitte März zeitweise fast verdoppelt und steht nun deutlich über den Vor-Corona-Kursniveaus. Letzte Woche wurde die Gewinnprognose angehoben, bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Profitiert hat die Firma unter anderem von der Nachfrage nach Durchflusssensoren, die in Beatmungsgeräten von Corona-Patienten zum Einsatz kommen. Medtech macht jedoch nur einen kleineren Teil des Umsatzes des Unternehmens aus, das seit März 2018 an der Schweizer Börse ist. Bei Sensirion gilt für Anleger wie bei vielen jungen Tech-Unternehmen: Geeignet für Risikofähige mit Langfrist-Horizont.
Aktienkurs von BKW in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).