Wegen deutlich höherer Preise für Dienstleistungen ist die Teuerungsrate im Mai erstmals in diesem Jahr gestiegen. Die Verbraucherpreise zogen um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch eine frühere Schätzung bestätigte. Im März und April lag die Inflationsrate mit jeweils 2,2 Prozent noch auf dem niedrigsten Wert seit rund drei Jahren.

Dass die Inflation nun gestiegen ist, hat auch einen statistischen Grund. Die Einführung des Deutschland-Tickets für den Nahverkehr von 49 Euro im Monat wurde im Mai 2023 eingeführt. Daher fällt der bislang damit verbundene preisdämpfende Effekt nun aus dem Vorjahresvergleich heraus. Dadurch verteuerten sich die kombinierten Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches um 3,5 Prozent.

Preistreiber Nummer eins waren auch deshalb die Dienstleistungen. Für sie wurden 3,9 Prozent mehr verlangt als ein Jahr zuvor (April: +3,4 Prozent). Ökonomen zufolge liegt das auch an den stark steigenden Löhnen, die die Preise der arbeitsintensiven Dienstleistungen nach oben treiben. Die Preise für Versicherungen zogen um 13,0 Prozent an, die für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen um 7,7 Prozent, während in Gaststätten 6,9 Prozent mehr verlangt wurden. Pauschalreisen verteuerten sich mit 5,6 Prozent ebenfalls spürbar.

Energiepreise sind gesunken

Energie kostete diesmal 1,1 (April: -1,2) Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe verbilligten sich um 9,5 Prozent, Strom um 7,4 Prozent und Erdgas um 5,2 Prozent. Dagegen verteuerte sich Fernwärme um 27,9 Prozent, Kraftstoffe um 2,2 Prozent.

Nahrungsmittel kosteten 0,6 (April: +0,5) Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Molkereiprodukte gaben dabei um 5,1 Prozent nach, während frisches Gemüse um 3,5 Prozent günstiger zu haben war. Merklich teurer waren erneut hingegen Olivenöl (+48,5 Prozent) sowie Zucker, Marmelade, Honig und andere Süsswaren (+6,9 Prozent). Die Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - verharrte bei 3,0 Prozent.

Einer Unternehmensumfrage des Münchner Ifo-Instituts zufolge wollen vor allem in der Industrie und im Grosshandel aktuell wieder etwas mehr Firmen mehr Geld von ihren Kunden verlangen. In den konsumnahen Branchen sind die Preiserwartungen dagegen gesunken. «Daher dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten wieder zurückgehen und im August erstmals seit März 2021 unter die Zwei-Prozent-Marke sinken», sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt in der Währungsunion eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Obwohl diese im Mai im Euroraum auf 2,6 Prozent gestiegen ist, hat sie vorige Woche erstmals seit fünf Jahren ihren Leitzins gesenkt - von 4,5 auf 4,25 Prozent.

(Reuters)