Die Ausgaben für zollfreie Waren in der Inselprovinz Hainan fielen um 29,3 Prozent im Vergleich zu 2023 auf 30,94 Milliarden Yuan (4,1 Milliarden Euro), wie aus den am Freitag veröffentlichten Zolldaten hervorgeht. Die Zahl der Besucher der Insel, die etwa so gross ist wie Belgien, ging um 15,9 Prozent auf knapp 5,7 Millionen zurück.

«Die Abwertung ausländischer Währungen wie des japanischen Yen in Verbindung mit attraktiven Bedingungen wie der visafreien Einreise nach Malaysia hat viele chinesische Verbraucher dazu veranlasst, im Ausland nach günstigeren Preisen zu suchen», erklärte Kenneth Chow von der Unternehmensberatung Oliver Wyman den Einbruch.

Zwar sind die Einzelhandelsumsätze in Hainan nicht entscheidend für das Wohl und Wehe der chinesischen Wirtschaft. Aber die Konsumflaute ist ein Rückschlag für ausländische Luxusmarken. Auf der Insel haben sich weltweit tätige Luxusunternehmen wie LVMH und Kering niedergelassen. Diese hatten mit einem Boom nach der Corona-Pandemie gerechnet. So hat sich der Umsatz von 2019 bis 2023 auf 43,76 Milliarden Yuan verdreifacht. Dazu beigetragen hat die Erhöhung der Kauflimits in den zwölf Duty-Free-Einkaufszentren im Jahr 2020.

Insbesondere globale Kosmetikkonzerne wie L'Oreal und Estee Lauder haben grosse Hoffnungen auf Hainan gesetzt. Dort machten Kosmetikprodukte mehr als 40 Prozent des Duty-Free-Umsatzes im Jahr 2023 aus. «Ein sinkendes Verbrauchervertrauen hat die Bereitschaft der Chinesen, Geld für Luxusartikel auszugeben, erheblich beeinträchtigt», sagte Experte Chow. «Dies gilt insbesondere für prestigeträchtige Kosmetikprodukte, die erhebliche Rückgänge verzeichneten.»

Der Umsatzeinbruch in Hainan ist ein schlechtes Omen für die Pläne, die gesamte Insel in diesem Jahr in eine zollfreie Einkaufszone zu verwandeln. Die geplante Erweiterung würde es den Marken ermöglichen, ihre eigenen Duty-Free-Läden zu betreiben, anstatt sich auf Partnerschaften mit einheimischen Anbietern wie der China Duty Free Group zu verlassen. Ein gänzlich zollfreies Hainan könnte die chinesischen Verbraucher von konkurrierenden ausländischen Duty-Free-Drehkreuzen wie Japan, Singapur und Südkorea weglocken, so die Hoffnung der Behörden.

(Reuters)