Mit einem milliardenschweren Sparprogramm will Intel die wirtschaftliche Talfahrt der vergangenen Jahre überwinden. Der kriselnde Chip-Hersteller kündigte am Donnerstag die Streichung von mehr als 15 Prozent der insgesamt etwa 125.000 Stellen an. «Ich brauche weniger Leute in der Zentrale und mehr Leute im Aussendienst, die die Kunden betreuen», sagte Firmenchef Pat Gelsinger in einem Interview.
Er wolle im kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen. Hierzu solle auch die vorläufige Streichung der Dividende beitragen. «Unser Ziel ist es, im Laufe der Zeit wieder eine wettbewerbsfähige Dividende zu zahlen», erläuterte Gelsinger. «Aber im Augenblick konzentrieren wir uns auf unsere Bilanz und den Schuldenabbau.»
Der Intel-Chef will ausserdem Investitionen zurückfahren. Für 2024 peilt er Ausgaben zwischen 25 und 27 Milliarden Dollar an. Im kommenden Jahr solle die Summe auf 20 bis 23 Milliarden Dollar zurückgehen. Es blieb zunächst unklar, welche Auswirkungen dies auf den geplanten Bau einer Chip-Fabrik in Magdeburg haben könnte. Der Konzern hatte ursprünglich angekündigt, für mehrere Dutzend Milliarden Dollar neue Werke in verschiedenen Ländern hochziehen zu wollen.
Aktie auf Talfahrt - Kehrtwende zu spät?
Investoren reagierten mit Verkäufen auf die Sparmassnahmen. Intel-Aktien brachen nachbörslich um rund 20 Prozent ein. Das war der stärkste Kursrutsch seit vier Jahren.
«Das Sparprogramm zeigt, dass das Management bereit ist, drastische Massnahmen zu ergreifen, um das Steuer herumzureissen und die Probleme zu lösen», sagte Michael Schulmann, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Running Point. «Aber wir fragen uns, ob das ausreicht.» Ausserdem komme die Entscheidung etwas spät, schliesslich führe Gelsinger das Unternehmen bereits seit drei Jahren.
Wegen des Booms bei Künstlicher Intelligenz (KI) sinkt die Nachfrage nach klassischen Prozessoren für Rechenzentren. Intel fehlt bislang ein konkurrenzfähiger KI-Chip, um dem Weltmarktführer Nvidia Paroli bieten zu können. Erzrivale AMD hatte vor einigen Tagen mit dem Kauf des KI-Entwicklers Silo AI zur Aufholjagd geblasen und bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen einen optimistischen Ausblick geliefert.
Bei Intel ging der Umsatz im zweiten Quartal den Angaben zufolge dagegen wie erwartet um ein Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar zurück. Der Gewinn schrumpfte auf 0,02 Dollar je Aktie. Analysten hatten auf 0,10 Dollar je Aktie gehofft. Für das laufende Vierteljahr stellte der US-Konzern Erlöse zwischen 12,5 und 13,5 Milliarden Dollar in Aussicht, rund eine Milliarde Dollar weniger als von Börsianern vorhergesagt.
(Reuters)