Dass der Abgang von Bill Anderson als Chef der Pharmadivision von Roche nicht überraschend kommt, verdeutlicht die Kursreaktion des Genussscheines am Montag nach Börseneröffnung. Das Wertpapier verliert 0,3 Prozent und schneidet damit besser ab als der Swiss Market Index (0,5 Prozent Minus). Anderson wird Ende Jahr Roche verlassen. 

Anderson war erst 2019 zum Pharmachef gekürt worden. Er wird vermutlich enttäuscht gewesen sein, dass er den CEO-Posten von Severin Schwan nicht zugesprochen erhalten hat. Ab Mitte März 2023 wird der Leiiter der Diagnostik-Sparte, Thomas Schinecker, als Konzernchef amten. Schinecker wird interimistisch nun auch die Pharmadivision leiten, bis ein Nachfolger für Anderson gefunden ist. 

So gelassen die Börse den Abgang von Anderson nun noch hinnimmt, so sehr könnte sich dies auch ändern. Denn Investoren mögen Ungewissheit bei der Besetzung von solch wichtigen Posten nicht. Ebensowenig, wenn eine einzelne Person gleich beide Grossdivisionen führt. Bei Roche ist bei der Neubesetzung des Pharmachef-Postens also durchaus Eile geboten - wobei man auch davon ausgehen darf, dass sich die Roche-Spitze schon von Andersons Abgang Gedanken gemacht hat zu möglichen Kandidaten für die Nachfolge.

Eile ist auch deshalb geboten, weil Roche ein miserables Börsenjahr hinter sich hat. Die Jahresperformance beträgt minus 20 Prozent, die Aktie von Lokalrivale Novartis ist dagegen 7 Prozent gestiegen. Der Abstand zu US-Pharmaunternehmen ist noch grösser. Sowohl Merck (42 Prozent), Eli Lilly (31 Prozent) und Bristol-Myers Squibb (26 Prozent) konnten deutlich zulegen.

Nebst der gewichtigen Änderung auf operativer Stufe gab Roche am Montag auch Wechsel für das Aufsichtsgremium bekannt: Der Chef des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé, Mark Schneider, soll nächstes Jahr in den Verwaltungsrat einziehen. Akiko Iwasaki, Professorin für Immunbiologie und Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie an der Yale University, ist ebenfalls zur Wahl vorgeschlagen.