Das Verfehlen der Studienziele stellt die Hoffnungen in Frage, die der Schweizer Pharmakonzern für den Wirkstoff hegte. Roche gaben im Zürcher Handel um bis zu 6,8 Prozent nach, der stärkste untertägige Rückgang seit mehr als zwei Jahren.

Das experimentelle Medikament Tiragolumab half Patienten in Kombination mit dem Krebsmedikament Tecentriq nicht, länger zu leben, ohne dass sich die Krankheit verschlimmerte, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Die Patienten waren die wichtigste Zielgruppe für das Medikaments: sie leiden unter nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, der lokal fortgeschritten war oder sich bereits ausgebreitet hatte.

Der Wirkstoff scheitert damit schon zum zweiten Mal, nachdem er sich auch für Patienten mit der aggressivsten Form von Lungenkrebs nicht als hilfreich erwiesen hatte. Tiragolumab ist Dreh- und Angelpunkt für Roche in der Onkologie, daher haben die Ergebnisse womöglich auch Auswirkungen auf den Rest der Pipeline. Vor den Ergebnissen hatte Roche angekündigt, die behördliche Zulassung zur Vermarktung des Medikaments noch in diesem Jahr beantragen zu wollen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Tiragolumab bei keiner der Krebsarten erfolgreich sein wird, gegen die Roche es einsetzen will, schreibt Stefan Schneider, ein Analyst der Bank Vontobel  in Zürich. Nicht nur Roche, auch die Konkurrenz kämpfe darum, mit dieser Art von Versuchssubstanzen erfolgreich zu sein, so Schneider.

Die Studie sollte zeigen, dass das Medikament Patienten erstens hilft, länger zu leben sowie zweitens länger zu leben, ohne dass die Krankheit fortschreitet. Während die Kombination das zweite Ziel nicht erreichte, seien die Daten zum ersten noch unausgereift und die Studie werde fortgesetzt, so Roche. Bei beiden Endpunkten habe es eine “numerische Verbesserung” gegeben, so das Unternehmen.

Das Ergebis könnte einen Rückschlag, aber nicht das Ende bedeuten, meint John Murphy, ein Analyst von Bloomberg Intelligence. Andere Krebstherapien hätten Patienten geholfen, selbst wenn frühe Studienergebnisse enttäuscht hätten, schrieb Murphy in einer Notiz.

Analysten von Jefferies hatten geschätzt, dass das Medikament einen Spitzenumsatz von 2,5 Milliarden Dollar pro Jahr würde erzielen können, hauptsächlich in der Anwendung bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs.

(Bloomberg)