Mit einem Minus von 13 Prozent seit Januar findet sich Roche auf der diesjährigen SMI-Rangliste auf dem zweitletzten Platz wieder. Zuletzt verliehen den Valoren Spekulationen etwas auftrieb, wonach der Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel seine diesjährigen Finanzziele erhöhen könnte. Losgetreten wurden diese Spekulationen durch einen entsprechenden Kommentar der US-Investmentbank Jefferies.
Von einer solchen Erhöhung will man am Hauptsitz von Roche in Basel allerdings partout nichts wissen und hält an den bisherigen Zielen fest. Allerdings lässt Firmenchef Thomas Schinecker gegenüber den Medien durchblicken, dass sich das Jahresergebnis am oberen Ende der kommunizierten Bandbreiten bewegen dürfte.
Augenmittel Vabysmo verkauft sich besser als gedacht
Dennoch kommt das Ganze an der Börse nicht gut an. Nach einem Rücksetzer auf knapp unter 237 Franken verliert der Roche-Genussschein zur Stunde noch immer 4,5 Prozent auf 238 Franken. Das liegt unter den diesjährigen Tiefstkursen von 243,75 Franken und entspricht dem tiefsten Stand seit Herbst 2018.
Die Analystenkommentare fallen hingegen unterschiedlich aus. Für die Zürcher Kantonalbank etwa bewegt sich die Umsatzentwicklung im dritten Quartal im Rahmen der Markterwartungen. Die Zürcher Bank hebt ihrerseits insbesondere die erfreuliche Absatzentwicklung beim Augenmittel Vabysmo hervor. Ihres Erachtens wäre der Umsatz im Pharmageschäft insgesamt sogar noch höher als ausgewiesen ausgefallen, hätte Roche beim Medikament Ronapreuve keine Berichtigungen vornehmen müssen. Das Anlageurteil für den Genussschein lautet deshalb wie bis anhin "Übergewichten".
Für Kepler Cheuvreux fallen die Umsatzvorgaben für dieses Jahr aufgrund einmaliger Faktoren sogar vorsichtiger als bisher aus. Ausserdem ist dem Broker der sttarke Franken ein Dorn im Auge. Er rechnet in diesem Zusammenhang mit währungsbedingten Schätzungsreduktionen. Bei Kepler Cheuvreux wird der Genussschein mit "Hold" und einem Kursziel von 306 Franken eingestuft.
Starker Franken ein Spielverderber
Ebenfalls zurückhaltender gibt man sich bei der Bank Vontobel. Wie diese in einem Kommentar schreibt, fällt der Gruppenumsatz aufgrund einer deutlich geringeren Nachfrage nach Covid-Tests etwas tiefer als erhofft aus. Die dadurch wegbrechenden Umsätze ausgeklammert, beurteilt die Zürcher Bank die vorliegenden Zahlen als gut. Positiv hebt der Autor des Kommentars insbesondere das solide Abschneiden im Pharmageschäft ab. Er preist den Genussschein denn auch weiterhin mit einem Kursziel von 310 Franken zum Kauf an.
Für J.P. Morgan ist vor allem der erstarkte Franken ein Spielverderber für Roche. Die US-Investmentbank rechnet auf Basis der vorliegenden Umsatzzahlen mit rückläufigen Gewinnerwartungen von bis zu 5 Prozent. Rund die Hälfte davon dürfte im Zusammenhang mit negativen Währungseffekten stehen, die andere Hälfte hingegen auf die verhaltene Absatzentwicklung entfallen. J.P. Morgan rät mit "Underweight" und einem Kursziel von 260 Franken zum Verkauf des Genussscheins.
Auch bei Morgan Stanley wird befürchtet, dass der starke Franken zu währungsbedingten Schätzungsreduktionen führen könnte. Auch in den beibehaltenen und nicht erhöhten Jahresvorgaben sehen die Amerikaner einen Grund für entsprechende Reduktionen. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Equal-weight" mit einem Kursziel von 290 Franken.
Die Basler Kantonalbank nimmt die negativen Wechselkurseffekte denn auch zum Anlass, um das Kursziel auf 315 (zuvor 325) Franken zu reduzieren. Die Einschätzung "Übergewichten" wird hingegen beibehalten.
Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, ist der Umsatzbeitrag aus dem Pharmageschäft von geringer Qualität. Diese Stimmen spielen auf den Umstand an, dass sich im dritten Quartal vor allem die vom Patentablauf betroffenen Krebsmittel Herceptin, Avastin und Rituxan besser als erwartet verkauft haben. Bei künftigen Wachstumstreibern wie Ocrevus, Perjeta oder Tecentriq blieb der Absatz den Erwartungen einiges schuldig.
1 Kommentar
Die Führung, Kommunikation und Forschung von Roche muss dringend verstärkt werden, da überfordert. Der Markt reagiert mit Verleider-Verkäufen, denn kein Licht am Ende des Tunnels lässt Hoffnung schöpfen. Eine konkrete und nachhaltige Erhöhung der Dividende wäre ein kleines positives Zeichen.