«51 Prozent der Amerikaner glauben, dass ein korrupter alter Mann ihr Leben verbessern wird? Ich bin überzeugt, dass das nicht eintreffen wird.» Diese Bemerkungen in der «Financial Times» in der letzten Woche bezüglich Donald Trump liessen aufhorchen. Sie stammten von niemand anderem als Roche-Vizepräsident André Hoffmann, Vertreter der Besitzerfamilie im Verwaltungsrat des Pharmakonzerns. 

Die Wahl Trumps sei ein K.O.-Schlag für ihn gewesen, er habe mehrere Tage gebraucht, um sich wieder aufzurappeln, sagte Hoffmann weiter, der auch gegen Elon Musk und andere Vertreter aus der Tech-Branche nicht zurücksteckte. «Die Arroganz dieser Leute hat keine Grenzen». Hoffmann setzte damit einen bemerkenswerten Gegenpunkt zu anderen Unternehmensvertretern, die nach der Wahl Trumps auffällige und fast penetrante Nähe zum neuen Präsidenten suchten.

Auf die Frage von cash.ch an der Roche-Jahresmedienkonferenz in Basel, ob es Reaktionen auf Hoffmanns Äusserungen aus den USA gegeben habe und ob negative Konsequenzen für das Geschäft von Roche in den USA zu erwarten seien, antwortete Roche-CEO Thomas Schinecker äusserst kurz angebunden: "Nein und Nein". Kein weiterer Kommentar.

Potenziell steht einiges auf dem Spiel. Roche beschäftigt in den Vereinigten Staaten rund 25'000 Mitarbeitende und ist damit einer der grössten ausländischen Arbeitgeber. Rund die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaftet Roche in den USA. Das Engagement von Roche in Nordamerika hat tiefe Wurzeln. Das wichtigste Investment war 2009 die Übernahme der Biotechfirma Genetech für fast 50 Milliarden Dollar.

Schinecker fügte im Lauf der Medienkonferenz an, dass die neue US-Regierung daran interessiert sei, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Man habe mit der ersten Regierung Trump bereits gut zusammengearbeitet und werde das auch dieses Mal anstreben. 

«Roche gehört zu den grossen Steuerzahlern in den USA und wir investieren anhaltend in unsere Geschäfte dort», so Schinecker weiter. Auch der neuen Regierung dürfte daran gelegen sein, der Bevölkerung wichtige Therapien zur Verfügung zu stellen.

Roche-Vize André Hoffmann teilte in der «Financial Times» letzte Woche übrigens auch gegen die Ernennung von Robert F. Kennedy zum US-Gesundheitsminister aus. Er hätte nicht gedacht, dass er es noch erleben würde, dass ein Impfgegner der oberste Verantwortliche des amerikanischen Gesundheitswesens werde.

Hoffmann, dem Umweltanliegen sehr am Herzen liegen, fällt immer wieder durch Äusserungen abseits der Norm auf. «Ich habe Sympathien für Akte des zivilen Ungehorsams. Aber nicht, wenn diese zulasten anderer gehen», sagte er einmal bezüglich Protestaktionen von Umweltschützern.

Daniel Hügli
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