In weniger als 24 Stunden lädt der schweizerisch-schwedische Industriekonzern ABB zum diesjährigen Investorentag. Dann dürfte Konzernchef Björn Rosengren endlich die Katze aus dem Sack lassen und detailliert darlegen, was er denn nun mit dem Unternehmen genau vorhat.

Bisher ist bloss bekannt, dass Rosengren die komplizierte Struktur vereinfachen, das Geschäft rentabler machen und Anpassungen beim Firmenportfolio vornehmen will. Was das konkret bedeutet, darüber schwieg er sich aus.

Hauptinteresse gilt künftigen Margenverbesserungen

Einzig was die Vereinfachung der Unternehmensstruktur anbetrifft, leitete der im März zu ABB gestossene Konzernchef bereits Massnahmen ein. Die vier Geschäftsbereiche Elektrifizierung, Industrieautomation, Antriebe sowie Robotik & Fertigungsautomation bleiben zwar bestehen, heissen unter dem Programm ABB Way neuerdings jedoch "Business Areas". Diese vier "Business Areas" wiederum sind unterteilt in 18 weitestgehend eigenständige Unterbereiche. Rosengren sieht darin, letzteren mehr unternehmerische Freiheiten zu geben, einen entscheidenden künftigen Erfolgsfaktor.

Das Interesse dürfte einerseits allerdings vielmehr möglichen Anpassungen beim Firmenportfolio und andererseits den konkreten Massnahmen zur Verbesserung der Rentabilität gelten. Wie die US-Investmentbank Goldman Sachs schreibt, spielen beide Faktoren ineinander, wenn es darum geht, die konzernweite operative Marge (EBITA) in Richtung der zuvor von Rosengren genannten 15 Prozent zu steigern.

US-Bank erhöht vorsorglich schon mal ihr Kursziel

Mit kräftigen Kursgewinnen bei der ABB-Aktie sei nur dann zu rechnen, wenn der neue Konzernchef mit der grossen Kelle anrichte. Das gelte gerade für mögliche Bereichsverkäufe. Je einschneidender, desto besser. Auch Aussagen zur Geschäftsentwicklung im laufenden vierten Quartal würden sehr begrüsst, so verlautet aus Expertenkreisen. In diesem Zusammenhang macht man sich wohl aber keine allzu grossen Hoffnungen auf konkrete Aussagen.

Jefferies sieht sich schon vor dem diesjährigen Investorentag zu Anpassungen veranlasst. Die US-Investmentbank erhöht ihre Gewinnschätzungen um bis zu 21 Prozent. Dadurch steigt das Kursziel auf 19 (zuvor 16,50) Franken. An der "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung für die ABB-Aktie ändert sich dadurch hingegen nichts. Jefferies hält nur dann Kurse von bis zu 33 Franken für möglich, wenn sich das organische Umsatzwachstum im kommenden Jahr auf 6 Prozent belebt und die operative Marge (EBITA) sich in Richtung von 16 Prozent bewegt.

Mit einem Kursplus von knapp 8 Prozent seit Jahresbeginn schwimmt die Aktie von ABB bei jenen aus dem Swiss Market Index (SMI) irgendwo im hinteren Mittelfeld mit.