Hoffnungen auf das chinesische Konjunkturprogramm und auf weiteres Wirtschaftswachstum den Vereinigten Staaten haben dem Luxusgütersektor Aufwind gegeben. Der Aktienkorb von Goldman Sachs, der den Sektor abbildet, ist seit Mitte November um 13 Prozent gestiegen und hat damit den Gesamtmarkt überflügelt. Nun brauchen die Anleger Beweise dafür, dass der Optimismus gerechtfertigt war.
«Was wir wirklich sehen wollen, ist ein Gefühl gesteigerten Vertrauens», sagte Nick Clay, Fondsmanager bei der Londoner Investmentfirma Redwheel. Die Anleger wollten Anzeichen dafür, «dass die Talfahrt im vierten Quartal des vergangenen Jahres ihren Tiefpunkt erreicht hat.»
Der erste grosse Test steht am Donnerstag an, wenn Cartier-Eigentümer Richemont die Umsätze für das dritte Quartal bekannt gibt. Der Konzern dürfte nach dem Umsatzrückgang im ersten Halbjahr ein weiteres schwieriges Quartal hinter sich haben. Durch die Nachrichtenagentur AWP befragte Analysten sehen den Drittquartalsumsatz bei 5,59 Milliarden Euro. Der Wert ist gegenüber dem Vorjahresquartal unverändert. Während die Schmuckverkäufe auf 4,06 von 3,95 Milliarden Euro angezogen haben dürften, werden die Uhrenumsätze auf 0,81 von 0,94 Milliarden Euro gesunken sein.
Im Fokus stehen zudem Aussagen zum Ausblick für 2025, wobei sich das Management dazu jeweils nicht konkret zu Umsatz- oder Gewinnentwicklung äussert. Investoren orientieren sich daher an qualitative Aussagen des Managements zum Geschäftsgang oder zur Lage in wichtigen Märkten, um Erkenntnisse für den weiteren Geschäftsverlauf zu gewinnen.
Erste positive Signale: Bomberjacken für 17'500 Euro verkauft
Der Branchenführer LVMH gibt seine Ergebnisse am 28. Januar bekannt, der Gucci-Eigentümer Kering SA am 11. Februar und Hermes International SCA am 14. Februar. Burberry meldet seine Quartalsumsätze am 24. Januar. Es gab bereits einige positive Entwicklungen. Am Montag zeigten die Umsätze des italienischen Modehauses Brunello Cucinelli im vierten Quartal, dass die Nachfrage am äusserst wohlhabenden Ende des Spektrums anhält. Dort können sich Kunden Bomberjacken aus Kaschmir und Vikunja für 17'500 Euro (16'450 Franken) leisten.
Für die Anleger steht viel auf dem Spiel. Das französische Unternehmen LVMH ist gemessen am Börsenwert das zweitgrösste Unternehmen der Region, und auch Hermes und Richemont haben in nationalen und regionalen Indizes grosses Gewicht. Das bedeutet, dass eine weitere Rallye des Sektors die Benchmarks in ganz Europa nach oben treiben könnte, nachdem viele Aktien in einem Jahr unter schwachen Umsätzen in China gelitten hatten.
Positiv erscheint derzeit, dass die Führungskräfte möglicherweise erste Anzeichen dafür sehen, dass der Markt sich aus der Talsohle löst. Eine dramatische Verbesserung der Ergebnisse im vierten Quartal ist aber unwahrscheinlich, da die Krise des chinesischen Immobilienmarktes anhält und die steigenden Kosten für Waren und Materialien die Margen der Unternehmen unter Druck gesetzt haben dürften. «Das vierte Quartal dürfte noch etwas schwierig werden», sagte Morningstar-Analystin Jelena Sokolova. «Der Wendepunkt ist noch schwer zu erkennen.»
Den Analystenbewertungen zufolge sind Unternehmen, die den wohlhabendsten Teil der Gesellschaft bedienen, tendenziell beliebter, da sie besser gegen Schwankungen der Weltwirtschaft abgesichert sind - die Nachfrage der sehr Wohlhabenden ist robust gegenüber Konjunkturschwankungen. LVMH hat mit 26 Analystenbewertungen die mit Abstand massivste Kaufempfehlung, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Es folgen Richemont mit 19 und Hermes mit 16 «Buy»-Ratings.
Darüber hinaus werden die Anleger gespannt sein, wie Kerings, Burberry und Hugo Boss, die gerade eine Umstrukturierung durchmachen, schlagen. Anzeichen, dass die Erholung der Branche anhält, sind willkommen. Signale für eine Wiederbelebung des Wachstums sind derzeit besonders wichtig, da die Bewertungen von Luxusunternehmen inzwischen leicht überhöht sind.
«Luxusunternehmen mit sehr starken Marken sind dort, wo die Nachfrage ist», sagt Helen Jewell, Chief Investment Officer für Fundamentalaktien EMEA bei BlackRock. «Wo die Markenstärke echt ist, haben diese Unternehmen unglaublich gute Ergebnisse erzielt. Das lässt sich nicht kopieren. Sie haben Preismacht.»
(Bloomberg/AWP)