Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Deutschland liegt im Zeitraum Juli bis Ende September bei 44,4 Prozent, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am Montag zu seinem Indikator mitteilte. Anfang Juni betrug sie für die folgenden drei Monate noch 39,5 Prozent. Das Risiko, dass die Wirtschaft in den nächsten drei Monaten eine Rezession durchläuft, ist damit in den vergangenen Wochen erstmals etwas gestiegen, nachdem es sich zuvor viermal in Folge vermindert hatte.

Trotz der Eintrübung zeigt das dem Ampelsystem folgende Barometer wie in den drei Vormonaten «gelb-rot», was eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit signalisiert, aber keine akute Rezessionsgefahr. Zwischen Juni 2023 und März 2024 hatte die Konjunkturampel noch durchgängig auf «rot» gestanden.

Die aktuelle Zunahme des Rezessionsrisikos beruht laut IMK im Wesentlichen darauf, dass zuletzt die Auftragseingänge und die Produktion im Produzierenden beziehungsweise Verarbeitenden Gewerbe zurückgegangen sind. Auch Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Index haben sich zum Vormonat leicht eingetrübt. Positive Trends bei verschiedenen Finanzmarktindikatoren haben laut den Forschern dagegen verhindert, dass das Rezessionsrisiko stärker zugenommen hat.

«Die konjunkturelle Aufwärtsbewegung ist nicht selbsttragend», sagte IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald. Die Daten der Vormonate hätten noch Grund zur Hoffnung gegeben, dass eine sich belebende Weltkonjunktur die deutsche Exportwirtschaft mitziehe. Die aktuelle Lage liefere ein differenzierteres Bild: «Neue Handelskonflikte können als Bremsklotz für die exportorientierte deutsche Industrie wirken», erläuterte der IMK-Experte. Bleiben grössere Investitionsimpulse – wie derzeit absehbar – weiter aus, dürfte es allein der private Verbrauch sein, der allmählich an Fahrt gewinnt." Das dürfte bis in den Herbst hinein aber nur für ein maues Wachstum reichen. In seiner aktuellen Konjunkturprognose rechnet das IMK für 2024 mit einem minimalen Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent.

(Reuters)