Die Lokführergewerkschaft GDL will nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn ab Mittwochabend und Donnerstagfrüh erneut und danach in Wellen ohne Ankündigungsfrist streiken, wie GDL-Chef Claus Weselsky am Montag in Berlin bekanntgab. Damit wird die Bahn auch kaum einen Notfahrplan aufstellen können.

Zuvor hatte bereits die Gewerkschaft Verdi das Bodenpersonal der Lufthansa für Donnerstag und Freitag zu Warnstreiks aufgerufen. Und auch im Nahverkehr mit Bussen und U-Bahnen drohen nach den vergangenen Arbeitskämpfen in verschiedenen Städten weitere Streiks.

Die Arbeitgeber kritisierten die Streikaufrufe scharf: «Verdi hat bereits viermal mit einer Gesamtdauer von 145 Stunden gestreikt – das ist deutlich länger als verhandelt wurde», erklärte die Lufthansa. Die Bahn nannte die GDL-Ankündigungen egoistisch und eine Zumutung für die Kunden.

GDL-Chef Weselsky zeigt sich empört, dass die vierwöchigen, vertraulichen Verhandlungen mit der Bahn zu keinem Ergebnis geführt hätten. Die Bahn habe sich praktisch nicht bewegt, was besonders für die Forderung nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich gelte. «Daher ist Schlusslogisch Arbeitskampf als letztes Mittel wieder einzusetzen.» Im Personenverkehr werde der Ausstand bundesweit ab Donnerstagmorgen 02:00 Uhr beginnen, im Güterverkehr schon ab Mittwoch 18:00 Uhr. Der Streik werde Freitag 13:00 Uhr enden und 35 Stunden dauern.

Die 35 Stunden stünden für die Forderung nach der Arbeitszeitverkürzung, sagte Weselsky. Mit fast 30 anderen Unternehmen der Bahnbranche habe man bereits bis 2028 eine stufenweise Absenkung auf 35 Stunden erreicht. Statt der geforderten monatlichen Lohnerhöhung von 550 Euro habe man 420 Euro vereinbart. Dies müsse auch mit der Deutschen Bahn möglich sein.

Zudem sagte Weselsky, nach dem nächsten Streik werde es weitere Wellen-Streiks geben, die nicht mit der sonst üblichen Frist von 48 Stunden angekündigt würden. Damit werde die Bahn auch keinen Notfahrplan mehr einsetzen können. Für die Kunden bedeute dies, dass die Bahn kein verlässliches Verkehrsmittel mehr sei. Die Verantwortung trage auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der für die Bahn Partei ergreife. «Vielleicht fällt dem Herrn Minister mal ein, dass man sein Eigentum zu schützen hat. Und das man nicht zuschaut, wie ein wildgewordener Bahnvorstand hier Millionen an Steuergeldern verbrennt.»

Regierungssprecher Wolfgang Büchner appellierte an die hohe Verantwortung sowohl von Unternehmen als auch Gewerkschaft. Die Streiks seien für Passagiere und Firmen ärgerlich.

Die Bahn warf der GDL Egoismus und Sturheit vor. «Viele Millionen Menschen in unserem Land können nicht Zug fahren, weil die GDL-Führung nicht willens ist, Kompromisse einzugehen», kritisierte Personalvorstand Martin Seiler. Besonders aber würden die Streiks ohne Vorankündigung die Kunden treffen: «Diese sogenannten Wellenstreiks sind eine blanke Zumutung für unsere Fahrgäste.» Die Bahn forderte eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Die GDL zeigte sich unbeeindruckt: Auch eine Schlichtung mache derzeit keinen Sinn, da man in den vergangenen Verhandlungen bereits erfolglos Moderatoren eingesetzt habe.

Flug-Reisende müssen nun zugleich mit weiteren Behinderungen rechnen durch den Streik des Lufthansa-Bodenpersonals am Donnerstag und Freitag. Es hatte bereits im Februar zwei Mal die Arbeit für jeweils etwa einen Tag niedergelegt. Die Lufthansa befindet sich in mehreren Bereichen in Tarifkonflikten: Am vergangenen Wochenende hatten die Beschäftigten der Frachttochter Lufthansa Cargo ihre Arbeit niedergelegt. Davor waren Lufthansa Technik, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Technical Training bestreikt worden. Ausserdem hat die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo das Kabinenpersonal der Regionalflugtochter Lufthansa CityLine zur Abstimmung über einen Streik aufgerufen. Bei Discover Airlines, einer weiteren Konzerntochter, liegt das Management mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) im Clinch.

Die Lufthansa-Aktien fielen bis Montagmittag um über ein Prozent. In den letzten vier Wochen haben die Anteilsscheine damit knapp zehn Prozent ihres Wertes verloren.

(Reuters)