Der Hamburger Konzern bleibe zwar im Kern eine Linien-Reederei, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen am Dienstag auf einer Online-Pressekonferenz. Das Unternehmen wolle sich aber bis 2030 an weiteren zehn bis 15 Hafen-Terminals an strategisch wichtigen Orten beteiligen. Bisher hält Hapag-Lloyd Anteile an 20 Terminals. Beim Ausbau dieses Bereichs wolle Hapag-Lloyd wenn möglich die strategische und operative Kontrolle des Geschäfts an den Kaimauern haben, betonte Habben Jansen.
«Wir halten nicht viel davon, viele Minderheitsanteile zu besitzen.» Einige gebe es aber im Portfolio des Unternehmens. Bisher ist der Hamburger Traditionskonzern an Terminals in der Hansestadt selbst, in Wilhelmshaven, sowie in Häfen in Europa, Lateinamerika, den USA, Indien und Nordafrika beteiligt. Darüber hinaus wird nun auch der Nahe und Ferne Osten ins Visier genommen. Indien gilt Hapag-Lloyd auch im Gesamtgeschäft als Schlüsselmarkt, was ebenso für Afrika, Südostasien und den Pazifik-Linienverkehr gilt.
Das Unternehmen ist bisher nach MSC mit Sitz in der Schweiz, der dänischen Maersk, CMA CGM aus Frankreich und Cosco aus China die fünftgrösste Container-Reederei weltweit. Hapag-Lloyd will laut der am Dienstag vorgestellten Strategie 2030 seine Position in den Top fünf «festigen». Mit diesem Ziel vor Augen gibt Konzernchef Habben Jansen die Devise aus, in den kommenden Jahren leicht über dem Markt zu wachsen.
Dabei haben die Herausforderungen für Hapag-Lloyd, wie für die gesamte Branche, deutlich zugenommen. Während in der Corona-Pandemie durch brüchige Lieferketten und damit rasant gestiegene Frachtpreise noch Ausnahmegewinne erzielt werden konnten, stehen nun schwankende Raten, potenzielle Überkapazitäten durch viele neue Schiffe und die Auswirkungen geopolitischer Konflikte auf der Tagesordnung. Nach einem Gewinneinbruch 2023 macht sich Hapag-Lloyd 2024 auf einen weiteren Ergebnisrückgang gefasst.
Die Jahresprognose habe Bestand, erklärte der Konzernchef am Dienstag auf Nachfrage. Damit scheint sich der Ausblick nicht verschlechtert zu haben, auch wenn zu der Krise im Roten Meer nun auch noch die Eskalation im Konflikt zwischen Israel und dem Iran hinzugekommen ist. Hapag-Lloyd und andere grosse Reedereien meiden nach Angriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Handelsschiffe den wichtigen Suezkanal. Habben Jansen sagte, ein Ende der kostspieligen und zeitintensiven Umleitungen um die Südspitze sei vorerst nicht in Sicht. Mit Blick auf den Iran und den Persischen Golf fügte er hinzu, es sei noch zu früh, um Aussagen über mögliche Auswirkungen auf das eigene Geschäft zu treffen: «Wir drücken die Daumen, dass das nicht der Fall ist.»
(Reuters)