In den USA hat sich in den vergangenen Wochen Spannung aufgebaut. Einerseits befindet sich der Aktienmarkt gemessen am S&P 500 im Hoch, seit Anfang Jahr hat er fast 20 Prozent zugelegt. Das Plus im Juli beträgt über drei Prozent.
Andererseits wurden die Konjunkturerwartungen schon lange nicht mehr so sehr enttäuscht wie im Juli. Der Citi Economic Surprise Index ist in diesen Tagen auf den tiefsten Wert seit zwei Jahren gefallen. Der Index gibt an, ob Wirtschaftsdaten besser oder schlechter als erwartet ausgefallen sind. Positive Werte entsprechen einer positiven Überraschung, negative Werte weisen eine negative Überraschung aus. Zurzeit beträgt der Wert minus 45 von 100 Punkten.
Dass der Aktienmarkt dennoch gut läuft, erstaunt. Denn allgemein würde man von enttäuschten Konjunkturerwartungen auf eher auf einen abflauenden als auf einen steigenden Aktienmarkt schliessen. «Wie weit die Schere zwischen Aktienmarkt und Wirtschaftsdaten noch auseinander geht, wird sich zeigen. Nachhaltig ist der Trend nicht», heisst es im jüngsten Marktkommentar von Raiffeisen. Bahnt sich also eine Korrektur an, und ist somit der Moment für Gewinnmitnahmen gekommen?
Rebalancing ist empfehlenswert
Jeffrey Hochegger, Raiffeisen-Anlagestratege, sagt: «An Gewinnmitnahmen ist noch niemand verarmt.» Auf Höchstständen Gewinne zu realisieren scheint insofern nicht verkehrt zu sein. Allerdings stellt sich die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt. Ihn zu treffen ist schwierig. Verkauft man zu früh, verpasst man weitere Kursanstiege. Ist man zu spät, läuft man in eine Korrektur hinein.
«Ein Rebalancing, also die Rückführung auf die ursprünglichen Quoten, ist aber auf jeden Fall empfehlenswert», sagt Hochegger. Ein fiktives Beispiel dazu: Wer sein Vermögen am Anfang zu 50 Prozent in Obligationen und zu 50 Prozent in Aktien gesteckt hat, verzeichnet aufgrund der starken Aktienperformance inzwischen eine Aufteilung von 45 zu 55 Prozent. Durch Verkäufe kann die erhöhte Aktienquote wieder auf den ursprünglichen Wert von 50 Prozent gesenkt werden.
Satte Kursgewinne haben in der jüngsten Vergangenheit speziell die grossen amerikanischen Technologiefirmen erzielt - allen voran Nvidia mit einem Plus von über 160 Prozent im laufenden Jahr. Ein Teil der Anleger hat bereits wieder verkauft. So verlor der Chiphersteller innert Tagen mehrere Hundert Milliarden Dollar an Wert. Inzwischen hat sich der Titel wieder erholt. Stark haben sich im laufenden Jahr auch Meta (+40 Prozent), Alphabet (+34 Prozent), Apple (+22 Prozent) und Microsoft (+21 Prozent) entwickelt.
Das Risiko einer Korrektur zurückfahren
Hochegger rät zu einer gewissen Vorsicht in den USA. Einen Teil der Anlagen im S&P 500 könnte auf den gleichgewichteten S&P 500 umgeschichtet werden. «So bleibt man engagiert, reduziert aber das Risiko einer Korrektur des Technologiesektors.»
Der Raiffeisen-Anlagestratege empfiehlt zudem, den Schweizer Markt gegenüber dem europäischen Markt überzugewichten. Diese defensivere Ausrichtung schütze vor einer sich abschwächenden Konjunktur. Die Aktien des Lebensmittelkonzerns Nestlé sowie der Pharmariesen Roche und Novartis sind weniger konjunktursensitiv als die Papiere von Autobauern wie BMW und Volkswagen.
1 Kommentar
On top of that, den Stop Loss nicht vergessen. Es ist immer wieder erstaunlich zu lesenm, wie viele Anleger ihre Investitionen nicht mit einem Stop Loss "absichern". Bei grösseren Portfolios darf's auch ein Put entweder auf der breiten Markt (Index) oder auf die grössten Positionen sein.