VW verkauft die Vorzüge für 82,50 Euro pro Stück, wie der Aufsichsrat des Konzerns am späten Mittwoch entschied. Das bedeutet einen Börsenwert von 75 Milliarden Euro für die Kultmarke. Der Handel mit den Anteilsscheinen beginnt am heutigen Donnerstag in Frankfurt. 

"Die hohe Nachfrage zeigt das Vertrauen der Investoren in die Zukunft von Porsche", erklärte VW-Finanzchef Arno Antlitz in einer Mitteilung. "Die Erlöse aus dem Börsengang (verschaffen) Volkswagen deutlich mehr finanzielle Flexibilität im Rahmen der Transformation Richtung Elektromobilität und Digitalisierung."

Die Notierung des 911-Herstellers ist ein mutiger Schritt an die Börse, die in diesem Jahr Neuemissionen überwiegend verschlossen blieb, da die Energiekrise, steigende Zinsen und Rekordinflation potenzielle Emittenten abschreckte. VW will über den Verkauf Mittel für seine Elektrifizierung beschaffen, die Investoren erhalten als Draufgabe die emotional aufgeladene Beteiligung an einer Firmenlegende. Das Drehbuch ähnelt der Trennung der Ferrari von der Konzernmutter Fiat im Jahr 2015.

"Wenn man einen Börsengang in einem so schwierigen Markt durchziehen kann, beweist das die Attraktivität des Unternehmens", erklärte Analyst Philippe Houchois von Jefferies. Er verweist auf den hohen Bekanntheitsgrad von Porsche und den Umstand, dass der Hersteller kein Kapital aufnehmen müsse. 

Grösster Börsengang in Europa seit Glencore

Bis August haben Unternehmen bei Börsengängen in diesem Jahr weniger als 10 Milliarden Dollar aufbringen können, 83 Prozent weniger als im Vorjahrezeitraum, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Der Börsengang von Porsche wird der grösste in Europa seit dem des Bergbauunternehmens Glencore in London im Jahr 2011 sein, der fast 10 Milliarden Dollar einspielte.

Mit dem Aktienpreis erreicht Porsche eine Bewertung, die nicht weit von der gesamten Marktkapitalisierung von VW entfernt ist - obwohl der Konzern auch noch Marken wie Audi, Škoda, Seat und VW selbst umfasst. Allerdings hat der Börsengang auch Kritik an seiner komplexen Struktur angefacht.

VW hat das Aktienkapital von Porsche zu gleichen Teilen in stimmberechtigte Stämme und stimmrechtslose Vorzüge aufgeteilt und selbst 75 Prozent von beiden behalten. Nur 12,5 Prozent des gesamten Kapitals - ausschliesslich Vorzugsaktien - gehen an die Börse, wobei ein Grossteil an vier Ankerinvestoren geht: Die Staatsfonds von Katar und Norwegen, T. Rowe Price und ADQ übernehmen bis zu 3,7 Milliarden Euro.

Die anderen 12,5 Prozent der verkauften Aktien gehen an den grössten VW-Aktionär, die Milliardärsfamilien Porsche und Piëch. Deren Beteiligungsgesellschaft Porsche Automobil Holding gehören bereits 53 Prozent der stimmberechtigten VW-Aktien, und sie kaufen nun 25 Prozent plus eine Aktie der Porsche-Stämme für 10,1 Milliarden Euro, einen kleinen Aufschlag auf den Preis der Vorzugsaktien. Die Porsche wird die Übernahme überwiegend mit Fremdkapital in Höhe von 7,9 Milliarden Euro finanzieren.

Neben der Eigentümerstruktur ist auch das Management für einige Investoren ein Problem. Porsche-Chef Oliver Blume wurde kürzlich in Personalunion auch zum Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen ernannt.

Geschäftsziele

Porsche strebt in diesem Jahr einen Umsatz von bis zu 39 Milliarden Euro an. Die Umsatzrendite soll bis zu 18 Prozent erreichen, was zwei Prozentpunkte mehr wären als im vergangenen Jahr. Langfristig soll die Rendite auf über 20 Prozent steigen.

Bernstein rechnet in einer Analyse mit einer Porsche-Marktkapitalisierung von 80 Milliarden Euro und hat ausgeführt, das Unternehmen läge damit knapp unterhalb des Luxussektors aber am oberen Ende der Automobilhersteller.

"Im Vergleich zu den Luxusunternehmen weist Porsche immer noch eine höhere Volatilität des Gewinnwachstums und des Margenprofils auf", schrieb Daniel Roeska, Analyst für europäische Automobilwerte. "Porsche hat die Volumina nur durch neue Formate signifikant erhöht, und das ist in den kommenden Jahren nicht wahrscheinlich."

(Bloomberg)