Duda bekräftigte zwar am Freitagabend in einem Interview auf YouTube die offizielle Position Polens, nach der die Ukraine die Kontrolle über ihr gesamtes Territorium zurückerlangen müsse. Auf die Frage, ob er glaube, dass die Ukraine dazu wirklich in der Lage sein werde, antwortete er jedoch: «Diese Frage ist für mich schwer zu beantworten.» Er wisse es nicht. Die schon 2014 von Russland besetzte Krim sei ein besonderer Ort. «Schliesslich war sie, historisch betrachtet, die meiste Zeit in russischer Hand.» Dudas Äusserungen lösten am Samstag Kritik der Ukraine aus.

Der ukrainische Botschafter in Polen, Wassyl Swarytsch, schrieb auf der Plattform X, die Krim sei und bleibe Teil der Ukraine. Die Besatzung der Krim zu beenden, sei die gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung der freien Welt. Die Ukraine hat wiederholt erklärt, in dem Krieg gegen Russland ihr ganzes Territorium einschliesslich der Krim zurückerobern zu wollen.

Auch innenpolitisch geriet Duda, der der abgewählten nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) nahesteht, wegen seiner Äusserungen unter Druck. Der polnische Aussenminister Radoslaw Sikorski betonte, dass sein Land die Unabhängigkeit der Ukraine in ihren international etablierten Grenzen anerkenne. Polen hat seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2022 zu den entschlossensten Unterstützern der Regierung in Kiew gehört.

Ein Abgeordneter der liberal-konservativen Bürgerkoalition (KO), dem grössten Koalitionspartner der aktuellen Warschauer Regierung, Roman Giertych, schrieb auf X mit Blick auf die Aussage Dudas: «Was für eine unglaublich dumme Äusserung.» Er erinnere den Präsidenten daran, dass es in Polen Städte gebe, die kürzer zu Polen gehört haben als zu einem anderen Land.

Rückendeckung erhielt Duda aus dem PiS-Lager. Die Kritik an dem Präsidenten sei unbegründet, schrieb der PiS-Parlamentarier Radoslaw Fogiel ebenfalls auf X. Duda habe auf die Frage nach einer Rückeroberung der Krim durch die Ukraine direkt geantwortet, dass er es nicht wisse.

Duda hatte wörtlich gesagt, er wisse nicht, ob die Ukraine die Krim zurückerobern werde. «Aber ich glaube, sie wird Donezk und Luhansk zurückerobern», fügte der Präsident hinzu. Teile der beiden ostukrainischen Regionen waren - wie die Krim - ebenfalls schon 2014 von pro-russischen Kräften eingenommen worden. Anders als auf der Krim wird dort aber aktuell heftig gekämpft.

(Reuters)