2022 stieg der Wert älterer Luxus-Autos etwa von Ferrari, Mercedes-Benz oder Bentley um ein Viertel – das stärkste Wachstum seit neun Jahren und das zweithöchste Plus nach Kunstobjekten, wie eine Erhebung des Vermögensberaters Knight Frank ergab. In den letzten zehn Jahren summiert sich der Wertzuwachs bei Oldtimern auf 185 Prozent. Damit schneiden sie besser ab als andere Luxusobjekte und werden nur noch geschlagen von seltenen Whiskys. Der Oldtimer-Versicherer Hagerty schätzt, dass einschliesslich aller Auktionen und Privatverkäufe weltweit jährlich etwa 80 Milliarden Dollar mit Sammlerfahrzeugen umgesetzt werden.

"Die Erfolgsbilanz der letzten 30 Jahre zeigt uns, dass Oldtimer zu einer finanziellen Anlageklasse geworden sind, die unsere Kunden in ihren Portfolios haben wollen", sagt Giorgio Medda, Chef des italienischen Vermögensverwalters Azimut. Das Unternehmen legt in diesem Jahr den nach eigenen Angaben weltweit ersten "Evergreen"-Fonds auf, der in Oldtimer mit einem Wert von jeweils mehr als einer Million Euro investiert. Während der Azimut-Fonds keine Fälligkeit hat und unbegrenzt neue Gelder aufnehmen kann, hat der Schweizer Vermögensverwalter Hetica Capital 2021 einen geschlossenen Fonds mit einem Volumen von 50 Millionen Euro ins Leben gerufen. Dieser soll nach sieben Jahren eine Rendite von neun bis 15 Prozent bringen und hat bisher ein Dutzend Autos gekauft. Bis zum fünften Jahr sollen es 30 bis 35 Autos werden. In den letzten beiden Jahren sollen die Fahrzeuge wieder verkauft und die Anleger ausgezahlt werden.

Die Pläne sind ambitioniert: "Wir haben in der Vergangenheit mehr als 100 Versuche gesehen, Fonds zu gründen. Niemandem ist es gelungen, sowohl eine diversifizierte Investorenbasis als auch ein diversifiziertes Fahrzeugportfolio aufzubauen", sagt Dietrich Hatlapa, Gründer der Oldtimer-Analysefirma HAGI, die die von Knight Frank verwendeten Branchendaten liefert.

Wachstum trotz unvorhersehbarer Kosten

Für kleine Privatanleger sind solche Fonds nichts - die Mindesteinlagesumme liegt bei 125'000 Euro. "Wir bekommen viele Anrufe von Leuten, die 1000 bis 2000 Euro investieren wollen", sagt Walter Panzeri, der den Klassik-Fonds von Hetica leitet. Diese Interessenten müsse er abweisen. Schwache Nerven dürfen die Investoren auch nicht haben: Bereits ein kleiner Kratzer, eine Delle oder ein fehlendes Ersatzteil können einen schweren finanziellen Schlag bedeuten. So kann zum Beispiel der Austausch einer Stossstange eines seltenen Oldtimers 15'000 Dollar kosten, wie Andrea Modena, Leiter der Ferrari-Oldtimerabteilung, erläutert. Dazu könnten sich die laufenden Kosten für Sammlungen, einschliesslich der Lagerung und Versicherung, leicht auf fünf bis sechs Prozent des Portfoliowerts belaufen, sagt Florian Zimmermann, der mit einem Partner eine Sammlung von 300 Fahrzeugen aufgebaut hat. "Es wird immer schwieriger, die richtigen Mechaniker zu finden, um diese Autos am Leben zu erhalten. Und man muss eine ganze Menge Geld ausgeben, um all diese Autos in Schuss zu halten", fügt er hinzu.

In der Tat können Investmentfonds, die Autoportfolios verwalten, ein Geldbringer für die Oldtimerabteilungen der Autohersteller sein. Diese liefern nicht nur Reparaturen und Ersatzteile, sondern zertifizieren auch die Echtheit von Fahrzeugen für die Teilnahme an Ausstellungen und Wettbewerben. Allein der Zertifizierungsprozess könne rund 20'000 Euro kosten, sagt Peter Becker von Mercedes-Benz Classic. Nur die Experten des Automobilherstellers, die Zugang zu den Archiven haben, können die Originalität eines klassischen Modells bestätigen.

Zukünftige Kultobjekte

Oldtimer wie der Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1962 oder der Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé mit Baujahr 1955 haben etwas gemeinsam: Sie sind alt und haben einen Verbrennermotor. Das weltweite Wettrennen um das Verbrenner-Aus wird einigen Marktteilnehmern zufolge das Interesse an diesen Relikten einer aussterbenden Ära nur noch verstärken. "Mit der Zeit werden sie zu Kultobjekten werden", sagt Cristiano Bolzoni, Leiter der Maserati Oldtimerabteilung Maserati Classiche. Die Pole-Position sichern sich Ferraris: Sie sind die "Blue Chips der Branche", sagt Adolfo Orsi, Gründer des Classic Car Auction Yearbook, das seit 1990 die Verkaufsdaten von Oldtimern verfolgt. Demnach erzielten die italienischen Flitzer 2021-22 bei Auktionen einen Durchschnittspreis von 589'000 Dollar, gefolgt von Mercedes mit 378'000 und Porsche-Fahrzeugen mit 348'000 Dollar.

Der Markt für Oldtimer hat sich in den letzten Jahren stark verändert und sich über eine vergleichsweise kleine Gemeinschaft von Liebhabern hinaus ausgedehnt. "Früher waren es nur Leute, die die Autos in- und auswendig kannten", sagt der Sammler Zimmermann. "Mit der Zeit dachten andere einfach: Ich mag diese Autos, ich kann mir eines leisten und ich verliere kein Geld, wenn ich es kaufe."

(Reuters)