2025 werde der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bei 0,25 Prozent zu liegen kommen, sagt Nannette Hechler-Fayd’herbe, Anlagechefin der Genfer Privatbank Lombard Odier, im Interview mit dem Blick. Zuletzt hatte die SNB den Leitzins von 1,00 auf 0,50 Prozent gesenkt. «Die Nationalbank hat jetzt mal präventiv einen grossen Schritt gewagt und wird erst mal abwarten, wie sich dieser auf Teuerung und Franken auswirkt», so die Wirtschaftsexpertin.
Entsprechend sagt sie auch: «Es spricht einiges gegen eine rasche Wiederkehr der Negativzinsen.» Sie begründet, die SNB habe sich bis jetzt auf die Zinspolitik und weniger auf die Währungspolitik konzentriert. Sie werde nun wohl versuchen, stärker an den Devisenmärkten zu intervenieren. Erst, wenn die Zinsen in der Eurozone oder in den USA gegen null gehen, werde die SNB den Einsatz von Negativzinsen ins Auge fassen.
Negativzinsen sind unbeliebt. Das weiss auch SNB-Präsident Martin Schlegel. Doch wie er im Herbst bekräftigte, ist die Nationalbank nötigenfalls zu Negativzinsen bereit.
Traum vom Eigenheit nicht überall unrealisierbar
Tiefe Zinsen sind ein Treiber des Immobilienmarktes. Dort sind die Preise in den vergangenen Jahren auf ein sehr hohes Niveau gestiegen. In Zentren wie Zürich und Genf ist der Traum vom Eigenheim für viele Personen kaum mehr realisierbar. «Aber es gibt Regionen, in denen dank den tiefen Zinsen Eigentum noch leistbar ist», sagt Hechler-Fayd’herbe.
Sie denkt an Orte ausserhalb der Ballungszentren, zum Beispiel das Zürcher Oberland oder die Kantone Aargau, Glarus, Uri und St. Gallen. Der Nachteil: Ein längerer Arbeitsweg, den in Zürich Berufstätige hinnehmen müssen, wenn sie ein Eigenheim in St. Gallen oder Uri erwerben.
Schweizer Wirtschaft dürfte weiter wachsen
Zum Konjunkturausblick sagt die Anlagechefin von Lombard Odier: «Wir rechnen mit einem Wachstum von 1,2 Prozent, was nahe am Potenzialwachstum der Schweizer Wirtschaft liegt.» Andere Prognosen sind optimistischer. Beispielsweise gehen die Ökonomen des Bundes von 1,5 Prozent Wachstum im Jahr 2025 aus.
Hechler-Fayd’herbe sieht Fragezeichen insbesondere beim Export - nicht wegen eines starken Frankens, sondern wegen der Nachfrage in den wichtigsten Absatzmärkten. «Europa ist tatsächlich das Sorgenkind - wirtschaftlich wie politisch.» Probleme bereite nicht nur die Demografie, also die alternde Bevölkerung. Es gehe auch um die richtigen Rahmenbedingungen für Wachstum. «Ganz entscheidend ist dabei die Frage, ob und wie Innovation gefördert wird. Da hinkt Europa den USA deutlich hinterher.»
(cash)
2 Kommentare
DIe Zinspolitik der SNB hat nur kurzfristig einen Effekt auf den Wechselkurs. Und auch nur dann, wenn die FED und die EZB mit ihrer Politik dafür eine Grundlage schaffen. Mittel- und langfristig, das lehrt uns auch die Geschichte, verpuffen Zinseffekte. Das Einzige, was die SNB dann tun könnte, wäre, wie sie das schon einmal tat, über lange Zeiträume permanent am Devisenmarkt zu intervenieren. Wirklich nachhaltig hilft aber nur eines: Innovation. Nur wenn die Schweizer Unternehmen sich laufend einen Wertschöpfungsvorteil gegenüber ihren internationalen Mitbewerbern schaffen, kann mit der Aufwertung des Frankens Schritt gehalten werden. Wir sollten daher nicht über die SNB und deren Mittel sprechen sondern über Wirtschaftspolitik, deren Aufgabe es ist, der heimischen Wirtschaft möglichst optimale Bedingungen für Innovation zu schaffen.
Die grosse Zinssenkung der SNB im Dezember 2024 war völlig unnötig und ist in keiner Weise zu rechtfertigen.
Das war ein Geschenk an die Export Industrie.
Es erweckt den Eindruck, dass hier die Export Branche wieder gerettet werden soll, weil die seit Jahren mit dem starken Schweizer Franken nicht umgehen kann.
Währenddessen werden Vorsorgegelder in der 2. Säule mit tiefen Zinsen belastet, da diese wegen gesetzlichen Vorschriften sehr viele Festverzinsliche Papiere halten müssen.
Ich erwarte im Gegenzug, dass diese Unternehmen jetzt ihre Kostensenkungs- und Abbauprogramme beschleunigen.
Denn offensichtlich geht es dieser Branche wirklich schlecht und da braucht es auch nicht mehr soviel Personal und Ressourcen.