Die Notenbank in London vollzieht die Zinswende. Sie senkt den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag um einem Viertelpunkt auf 5,0 Prozent. Es ist die erste Lockerung seit 2020, als die Bank of England (BoE) auf die Corona-Krise reagierte. Ökonomen sagen in ersten Reaktionen:
Bernd Weidensteiner & Christoph Balz, Commerzbank:
«Weitere Zinssenkungen erwarten wir allerdings nur langsam und im begrenzten Ausmass. So fiel die heutige Entscheidung mit 5:4 Stimmen sehr knapp aus. Auch die BoE erkennt, dass die Inflation immer noch recht hartnäckig ist und die Zinsen daher noch eine Weile auf einem restriktiven Niveau bleiben müssen.»
Aaron Milburn, Pepper Advantage:
«Die heutige Zinssenkung ist eine äusserst willkommene Nachricht für Kreditnehmer - insbesondere für diejenigen, die sich in Schwierigkeiten befinden. Und auch für die Millionen von Hausbesitzern, die in den kommenden Monaten eine Refinanzierung vornehmen werden. Sie wird auch dazu beitragen, die Nachfrage nach neuen Krediten anzukurbeln, die im zweiten Quartal auf den höchsten Stand seit 2022 gestiegen ist. Kreditnehmer werden die Vorteile dieser Senkung erst mit einer gewissen Verzögerung spüren. Die Auswirkungen der geringfügig niedrigeren Zinssätze auf die monatlichen Rückzahlungen werden wahrscheinlich bescheiden sein.»
Dirk Chlench, LBBW Landesbank Baden-Württemberg:
«Die BoE-Entscheidung, ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt zu senken, fiel erwartungsgemäss knapp aus. Vier der neun Gremiumsmitglieder votierten für eine Beibehaltung des Leitzinsniveaus. Die Inflation ist zuletzt zwar auf eine Rate von 2,0 Prozent zurückgegangen, aber für die nächsten Monate sind aufgrund von Basiseffekten wieder höhere Inflationsraten zu erwarten. Zudem deuten die gefallenen, aber immer noch hohen Steigerungsraten bei Wochenlöhnen und Dienstleistungspreisen darauf hin, dass der unterliegende Inflationsaufwärtsdruck noch beachtlich ist. Vor diesen Hintergrund dürfte die BoE im weiteren Jahresverlauf nur noch einmal ihre Zinsschraube lockern.»
(Reuters)
