Der Preisauftrieb in den USA hat im Juli überraschend etwas nachgelassen. Die Teuerungsrate sank auf 2,9 Prozent, nach 3,0 Prozent im Juni, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer Stagnation auf dem Vormonatswert gerechnet. In ersten Reaktionen hiess es dazu:

Tobias Basse, NordLB:

«Die aktuellen Entwicklungen an der makroökonomischen Preisfront in Nordamerika dürften vorsichtigen Zinssenkungen der Notenbank in Washington eher nicht im Wege stehen. Die Inflationserwartungen der privaten Haushalte haben sich in den USA zuletzt ebenfalls wieder leicht verringert. Den jüngsten Daten folgend, die im Rahmen der von der New York Fed durchgeführten Konsumentenbefragung erhoben worden sind, konnten die kurzfristigen Inflationserwartungen in den Vereinigten Staaten jüngst sogar ganz knapp unter die 'magische' Marke von drei Prozent sinken. Diese Meldung dürfte insbesondere aus psychologischer Sicht eine hohe Bedeutung für die weitere Geldpolitik der Fed haben. Vor allem die aktuellen Entwicklungen im wichtigen Segment 'Wohnung' müssten die US-Notenbanker aber dazu ermahnen, bei den nun anstehenden Zinssenkungen tendenziell grosse Vorsicht walten zu lassen.»

Dirk Chlench, LBBW:

«Dabei wird die allgemeine Inflationsrate nur von einer einzigen Preisgruppe getrieben, nämlich den Wohnkosten. Diese trugen im Juli 90 Prozent zum Anstieg des Konsumentenpreisindex bei. Die Super-Kernrate, die ohne die Preisgruppen Nahrungsmittel, Energie und Wohnen berechnete Monatsrate, belief sich indes auf 0,0 Prozent, wie schon im Monat zuvor. Kurzum: Die Tür für eine Fed-Leitzinssenkung auf der September-Sitzung steht weit offen. Sollte uns der nächste Arbeitsmarktbericht nicht in die Suppe spucken, ist eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte ziemlich wahrscheinlich.»

Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe:

«Der Abwärtstrend bei der Inflation hält an, wenngleich der Rückgang zuletzt minimal war. Für August zeichnet sich wegen eines Basiseffekts eine deutlich tiefere Gesamtinflationsrate ab, die bis auf einen halben Prozentpunkt an den Zielwert der Fed heranrücken dürfte. Die Fed wird das als nahe genug an ihrem Ziel ansehen, auch wenn die Kerninflationsrate noch nicht richtig mitspielt. Nach den nächsten Preis- und Arbeitsmarktdaten Anfang und Mitte September wird die Fed die Weiche in Richtung Leitzinssenkung stellen und auf ihrer September-Sitzung einen vorsichtigen Zinssenkungszyklus einleiten.»

(Reuters)