Die Verbraucherpreise stiegen im Januar nur noch um durchschnittlich 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Im Dezember war die Teuerungsrate noch auf 3,7 Prozent geklettert. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 3,0 Prozent gerechnet und sagten in ersten Reaktionen:

Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe:

«Das ist noch längst nicht das Ende der Inflationsentspannung. Ab jetzt wird der Inflationsrückgang aber holprig verlaufen. Echte Preiszielerreichung winkt für dieses Jahr jedoch nicht. Von den Rufen nach einer schnellen Zinssenkung sollte sich die EZB nicht locken lassen.»

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank: 

«Der rückläufige Inflationstrend wird sich fortsetzen. Zwar sorgen die stellenweise üppigen Lohnabschlüsse im Dienstleistungssektor für Preisdruck, doch andererseits sitzt die Geldbörse in Anbetracht der hohen Inflationsraten in den vergangenen Jahren nicht locker. Dies zeigten die ebenfalls heute veröffentlichten Einzelhandelsumsätze für den Dezember und für das Gesamtjahr 2023. Der Einzelhandel in Deutschland hat nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2023 real 3,3 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet als im Jahr 2022. Es stellt sich also die berechtigte Frage, ob höhere Lohnkosten überhaupt auf die Produkte übergewälzt werden können.»

Jörg Krämer, Chefökonom Commerzbank: 

«Die Inflation ist ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel im Januar weiter etwas gesunken. Aber anders als in den Vormonaten hat sich der Preisauftrieb bei den meist arbeitsintensiven Dienstleistungen nicht weiter verlangsamt. Auch wenn das im Januar teilweise auf die höhere Mehrwertsteuer auf Restaurantdienstleistungen zurückgeht, zeichnet sich bei der Dienstleistungsinflation eine Stabilisierung auf einem erhöhten Niveau ab. Die stark steigenden Löhne sprechen ohnehin dafür, dass sich die Inflation am Ende merklich über dem EZB-Ziel von zwei Prozent einpendelt. Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen. Die EZB sollte der Versuchung widerstehen, ihre Leitzinsen zu früh zu senken.»

(Reuters)