Die Inflation in Deutschland ist zu Jahresbeginn überraschend etwas gesunken. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar nur noch um 2,3 Prozent, nach 2,6 Prozent im Dezember, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Es war der erste Rückgang nach drei Anstiegen in Folge. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten mit einer Stabilisierung auf dem Vormonatswert von 2,6 Prozent gerechnet.

Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:

Jörg Krämer, Chefökonom Commerzbank:

«Trotz höherer Versicherungsprämien und eines teureren Deutschland-Tickets ist die Inflation im Januar deutlich gesunken – anders als von den Volkswirten befürchtet. Offenbar hat sich der unterliegende Preisanstieg abgeschwächt. Die trübe Konjunktur könnte die Inflation in den kommenden Monaten weiter etwas sinken lassen. Aber für eine Entwarnung ist es mit Blick auf die stark steigenden Löhne zu früh.»

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank: 

«Zum Abschluss des Januar gibt es noch gute Nachrichten von der Inflation. Die Teuerungsrate gibt unerwaratet deutlich nach. Die Daten aus den Bundesländern zeigen, dass gegenüber dem Vorjahresmonat die Teuerung nahezu bei allen Gütergruppen nachgibt. Die Preise für den öffentlichen Nahverkehr, insbesondere das nun teurere Deutschlandticket, legen hingegen spürbar zu. Im ersten Halbjahr wird die Inflationsrate weiter fallen. Die Dienstleistungspreise sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, bleiben in diesem Segment im laufenden Jahr weitere deutliche Preissteigerungen aus, kommen Basiseffekte zum Tragen. Dies macht sich dann in Basiseffekte im Kernteuerungssegment bemerkbar, also die Preisentwicklung unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise. Dies zeigt sich bereits auch in den Dezember-Zahlen: Die Kerninflationsrate fällt den Schätzungen zufolge von 3,3 Prozent auf 2,9 Prozent. Und ganz unabhängig davon: In einem schwierigen konjunkturellen Umfeld sind Preisüberwälzungen nur schwer umsetzbar. Die EZB hat grünes Licht für weitere Zinssenkungen. EZB-Chefin Christine Lagarde macht gestern deutlich, dass die Geldpolitik noch immer restriktiv sei. Dies kann als klarer Hinweis verstanden werden: Der Einlagensatz dürfte noch im ersten Halbjahr die Marke von 2 Prozent erreichen. Wie es danach weitergeht, hängt entscheidend von der Lohnentwicklung ab. Bleiben deutlichere Erhöhungen der Arbeitnehmerentgelte aus, sind auch weiter Zinssenkungen darüber hinaus denkbar. Auch wenn es zarte Anzeichen einer leichten konjunkturellen Erholung gibt, wird die Eurozonen-Wirtschaft angeschlagen bleiben. Eine Unterstützung von der Zinsseite wäre willkommen.»

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust:

«Für Verbraucher beginnt das Jahr mit einer positiven Meldung: Der Anstieg der Verbraucherpreise ist etwas schwächer als erwartet. Preisermässigungen bei Nahrungsmitteln und Pauschalreisen gegenüber Dezember 2024 haben dazu wesentlich beigetragen. Dieser positiven Nachricht steht aber eine nach wie vor hohe Kerninflation von 2,9 Prozent gegenüber, bei der die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden. Die Stabilisierung der Preise bleibt ein zäher Prozess: Auch in den kommenden Monaten ist nur wenig Entlastung zu erwarten, da die Preissteigerungen bei den Dienstleistungen auch angesichts verhältnismässig hoher Lohnzuwächse nur langsam zurückgehen werden.» (Bericht von Klaus Lauer - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)