«Die Frage für die SNB lautet nun nicht mehr, ob sie die Zinsen um 25 Basispunkte senken oder sie unverändert lassen soll, sondern ob sie um 25 oder um 50 Basispunkte senken soll», sagte Sebastien Gyger, Chief Investment Officer der Banque Cantonale Vaudoise in Lausanne.
Gyger, wie auch die meisten Schweizer Ökonomen, blieb bei seiner Einschätzung, dass eine Senkung um einen Viertelprozentpunkt am wahrscheinlichsten sei. Er sagt aber, dass die Massnahmen der amerikanischen Notebank Fed zusammen mit der anhaltenden Stärke des Frankens die Währungshüter der SNB durchaus zu mehr motivieren könnten.
«Die Wahrscheinlichkeit einer Senkung um 50 Basispunkte ist erheblich», sagte Stefan Gerlach, Chefökonom der EFG Bank in Zürich. Er schätzt die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schrittes auf 40 Prozent, gegenüber 60 Prozent für einen Viertelprozentpunkt.
Während die Mehrheit der Schweizer Ökonomen seit mehreren Monaten eine 25-Basispunkt-Senkung als das wahrscheinlichste Szenario ansieht, haben Währungshändler mehr eingepreist. Für einen grösseren Zinsschritt nach unten spricht auch die neue Inflationsprognose der Schweizer Regierung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Diese sagt einen Rückgang der Teuerung auf 0,7 Prozent im nächsten Jahr voraus, was deutlich unter der letzten Schätzung der SNB liegt. «Es besteht das Risiko, dass die SNB die Zinsen um 50 Basispunkte senkt», sagte Maxime Botteron, Ökonom bei UBS, der in seinem Basisszenario immer noch von einem kleineren Schritt ausgeht. «Ich denke, es ist fair, dass der Markt eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür sieht.»
(Bloomberg)
10 Kommentare
Die Kommentare hier sind um einiges besser als wenn CASH fragwürdige Bank Experten interviewt. Es gibt in den USA Experten, die nennen was die FED macht, ein Schneeball System. Die sind so verschuldet, dass sie nicht mehr herauskommen. Der grosse Knall kommt. Die FED ist also kein gutes Vorbild um Entscheidungen zu treffen.
Es ist ein sehr schlechtes Zeichen, wenn die SNB nochmals die Zinsen senken sollte.
Wir haben eine Inflationsrate die im Zielband ist.
Das Wirtschaftswachstum ist sehr solide.
Mit Zinssenkungen und der Rückkehr zu Niedrigzinsen wird wieder Strukturerhaltung einzelner Branchen betrieben was längerfristig nur der Wirtschaft schadet.
Ausserdem heizt man einen Immobilienmarkt an, der dringend eine Abkühlung braucht.
Mit der Rückkehr zu tiefen Zinsen werden wieder Vorsorgegelder in der 2. Säule belastet, da diese von Gesetzes wegen einen recht grossen Anteil an festverzinslichen Papieren halten müssen.
Ich bin entschieden dagegen, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinsen senkt, nur weil man in gewissen Exportbranchen keine Marktbereinigung einleiten will.
Mit der Rückkehr zu tiefen Zinsen öffnet man wieder Tür und Tor für weitere Senkungen in den Umwandlungssätzen der 2. Säule!
Warum genau soll die SNB die Zinsen senken? Weil die Fed es tut? Das ist doch kein valides Argument.
Der Auftrag der SNB ist die Preisstabilität sicher zu stellen. Nichts mehr, nichts weniger. D.h. sie hat implizit keinen Auftrag den Wechselkurs zu steuern noch hat sie einen Auftrag zur Wirtschaftspolitik. Und erst recht keinen Auftrag hat sie dazu, die Börse bei Laune zu halten. Und da wir in einem Rechtsstaat leben und die SNB eine professionell agierende Nationalbank ist, tut die SNB das, wozu sie einen Auftrag hat.
Es stellt sich also einzig die Frage, ob die Inflationsrate eine Senkung des Leitzinses impliziert. Die Antwort ist "nein". Die SNB hat festgelegt, die Inflationsrate im Zielband von 0 bis 2 Prozent halte zu wollen. Da sind wir angekommen, schon vor einiger Zeit und die Inflation sinkt weiter. Es braucht also weder eine zusätzliche Senkung der Inflation noch eines weiteren Impulses.
Stellt sich also nur noch die Frage der importierten Inflation über den Aussenhandel. Hier kann man festhalten, dass ein schwacher CHF gegenüber einem starken CHF mehr Inflation importiert. Dies gilt solange, wie die Inflation bei unseren Haupthandelspartnern höher ist als bei uns.
Sollte die importierte Inflation ein Problem werden - sie ist es derzeit nicht - dann wären Zinssenkungen aber das falsche Mittel zu deren Bekämpfung. Zinssenkungen sind ein Breitbandantibiotika mit ziemlicher breiter Wirkung auf eine Vielzahl volkswirtschaftlicher Vorgänge. Der Kollateralschaden würde grösser als der Nutzen in dieser Situation. Darum ist das Mittel der Wahl zur Bekämpfung importierter Inflation die Intervention am Devisenmarkt, ähnlich wie die SNB das viele Jahre zur Schwächung des CHF gegenüber dem Euro gemacht hat. Das ist eine sehr viel zielgerichtetere und wirkungsvoller Intervention als einfach mal die ganze Volkswirtschaft unter Antibiotika zu setzen. Wer sich Ökonom nennt, sollte das eigentlich spätestens im zweiten Semester Makroökonomie gelernt haben.
Fair enought.
Wenn sie aber nicht die Zinsen senken und das Geld billig machen, was tut die SNB dann um ihren "Auftrag" zu erfüllen?
Sie kaufen Staatsanleihen von andern Zentralbanken oder kaufen in Massen laue FIAT Währungen wie EUR oder USD. Das mag die gewünschte Wirkung bringen und vielleicht sogar ihren Aftrag der Währungsstabilisierung erfüllen. Aber ist es wirklich das was die schweizer Bürger wollen? Wollen Herr und Frau Schweizer nicht eher ihre Kaufkraft über die nächsten Jahrzehnte erhalten haben. Was bringen uns USD und EUR auf dem Konto der SNB, welche seit zig Jahren stetig entwerten und an Wert verlieren. Nichts! Die Lösung liegt in der östereichischen Ökonomielehre und nicht in der aktuell gelebten. Es braucht hartes Geld und keine zentrale Instanz, welche die Geldmenge frei (man könnte auch willkürlich sagen) bestimmen kann.
SNB wird die Zinsen weiter senken weil Teuerungsprognose unter dem mittleren Zielband von 1.0% liegt! Ergänzend wird die die Zinsen senken um weiter temporär CHF ggü. EUR & USD zu schwächen um die heimische Exportindustrie zu unterstützen. Das sichert zukünftig Industrie & somit qualitativ hochwertige Arbeitsplätze in der Schweiz und somit allg. die Stabilität!
Ergänzend werden so Investments in Renditeliegenschaften wieder attraktiv. Die Schweiz braucht dringend mehr grosse Investments Mietwohnungsprojekte. Wegen Referenzzinssatzerhöhung & allg. Mangel an Wohnraum kommt da ein bedeutender Anteil der Teuerung her aktuell.
Sicher aktuell besser die Zinsen zu senken wie noch mehr laue und steht’s weniger wert werdende Fiat Währungen zu kaufen. 🙈
Ich sehe durchaus auch Potential dass im Inland die verdeckte Inflation gefördert würde. Wie wir gesehen haben, heizt dies nur noch weiter den Immobilienmarkt an mit all den unschönen Konsequenzen. Auch die Börse wird weiter als Kasino benutzt.
Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass eine Zinssenkung auf Vorrat absolut unnötig ist.
@housi
Im Prinzip muss die SNB aktuell gar nichts tun - die Inflation ist im Zielband, weiter sinkend, die Wirtschafts ist resilient mit Aussicht auf Beschleunigung im 2026. Der Franken ist stark, d.h. für den Konsumten bleibt die Kaufkraft im In- und Ausland erhalten.
Die SNB steuert die Geldmenge nicht willkürlich.
Erstens hat sie einen Auftrag über das Nationalbankengesetz, dessen Wurzeln in der Bundesverfassung liegen.
https://www.fedlex.admin.ch/eli/…
Dazu kommt noch die vom Bundesrat gesetzte Governance, die den Handlungsrahmen im Einklang mit dem Gesetz konkretisiert.
Zweiten antizipiert die SNB mit ihrer Zins- und Geldpolitik die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz, mit dem Ziel, die Preise stabil zu halten. Wächst die Wirtschaftsleistung und das Volkseinkommen, weil z.B. mehr Menschen in der Schweiz arbeiten oder die Menschen produktiver arbeiten, muss die SNB die Geldmenge ausweiten, weil mehr Geld mehr Konsumgüter kaufen will. Täte sie das nicht, wäre der Markt mit Geld unterversorgt, was dazu führte, dass die produzierte Menge nicht abgesetzt werden könnte. Das würde dann zu (a) einer Unterversorgung des Marktes (suboptimalte Allokation der Ressourcen), und (b) Deflation über sinkene Preis, sofern die Anbieter ihre Mengen verkaufen wollen, führen. Als Zweitrundeneffekt fahren die Anbieter dann ihre Produktion mengenmässig herunter, weil das Überangebot die Marge auffrist (mal als Beipiel für eine Unterversorgung und Deflation, gilt gleich auch für Inflation und weitere Szenarien).
In der Analogie sind die Wirtschaftssubjekte die Lokführer auf dem Schienennetz, wo jeder für sich bestimmt, wohin er fahren will. Die SNB ist dabei die Schaltzentrale, welche all diese Loks überwacht, um zu erkennen, in welchen Richtungen sie fahren, um rechtzeitig im Voraus die richtigen Weichen zu stellen, damit keine der Loks entgleist oder am falschen Ort ankommt. Zentral dabei ist die Erkenntnis, dass diese Steurung antizipativ sein muss, eine Fähigkeit, die der freie Markt nur sehr sehr sehr bedingt hat. Überliesse man dem freien Markt die Steuerung der Geldmenge, käme in der Schweiz - in der Analogie - nicht nur kein Zug pünktlich, sondern auch nicht da, wo er hinwollte, an.
Zu Ludwig von Mises resp. der österreichischen Schule kann ich in diesem Kontext nichts sagen, da sie nicht mit einem wissenschaftlichen Modell unterlegt ist, das empirisch bewiesen oder logisch falsifiziert werden könnte. Damit fehlt die Grundlage zu einer faktenbasierten Auseinandersetzung mit der "Theorie". Einzig vielleicht der Hinweis, dass die Aussage Mises, Konjunktur sei eine Verzerrung von Nationalbankenpolitik, alleine schon durch den Umstand widerlegt wird, dass wir Konjunkturzyklen aus der Geschichte kennen, wo es noch keine Nationalbanken gab. Solche Situationen gab es z.B. bei Spekulationsblasen (ohne jetzt die Tulpen bemühen zu wollen) aber auch bei Missernten oder Überernten, oder durch Kriege, welche die Arbeitskraft auf den Feldern reduzierten. Wir können noch weiter zurückgehen zu Zeiten, in der es noch gar keinen Geldkreislauf gab, sondern Waren direkt gegen Waren gehandelt wurden. Wäre Mises Annahme richtig, dürfte es in einem solchen System von alleinig dezentralen Enscheidungen in Absenz einer zentralen Steuerung von Geld und Zins (in Absenz von Geld) zu keinen Störungen in der Konjunktur kommen. Nun ist die Geschichte der Menschheit aber voll von derartigen Schwankungen.
@touchdown1
Die SNB zielt nicht auf 1%, das hat sie nie gesagt. Sie spricht vom Zielbank zwischen 0 und 2 Prozent. Und da sind wir gut drin, seit Monaten, bei weiter sinkender Inflation.
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Die Schweizer Exportwirtschaft rettet man nicht mit ein paar Rappen geschwächtem CHF gegen den USD. In den letzten 20 Jahren hat der USD gegenüber dem CHF rund halbiert. Ist die Exportwirtschaft gestorben? Nein. Im Gegenteil, sie ist gewachsen. Warum? Weil sie innovativ und qualitativ hochwertig arbeitet und daher in einem Hochpreissegment Preissetzungsmacht hat und Wechselkurseinbussen an den Kunden weitergeben kann und weil sie Produktivitätszuwächse verzeichnet, welche die Inflation und die Währungskursverluste überkompensieren. Ähnlich sieht es für den Euro-Raum aus.
Nach der Logik von Zinssenkungen zum Stützen des Wechselkurses, hätte die SNB in den letzten 20 Jahren die Zinsen jedes Jahr weiter senken müssen. Abgesehen davon, dass Zinssenkungen zur Wechselkurssteurung nicht taugen, wo wären wir dann jetzt mit den Zinsen, hätte die SNB das getan? -20% Leitzins? Da sage ich nur gute Nacht, das wäre der Tod der Schweizer Wirtschaft.
Danke für die ausführliche Antwort. Bei diesem Punkt bin ich mir nicht sicher ob das so sein würde.
"Das würde dann zu (a) einer Unterversorgung des Marktes (suboptimalte Allokation der Ressourcen), und (b) Deflation über sinkene Preis, sofern die Anbieter ihre Mengen verkaufen wollen, führen. Als Zweitrundeneffekt fahren die Anbieter dann ihre Produktion mengenmässig herunter, weil das Überangebot die Marge auffrist (mal als Beipiel für eine Unterversorgung und Deflation, gilt gleich auch für Inflation und weitere Szenarien)."
Im Prinizip wäre das Szenario doch wünschenswert. Es würde effinzienter produziert werden. Firmen würde nachhaltige Produkte produzieren müssen, weil sie sich sonst nicht von den andern absetzten könnten. Apple würde Konkurs gehen, da die iPhones nach vier Jahren unbrauchbar und per se nicht reparierbar sind. Es würde deutlich weniger produziert und es gäbe weniger Arbeitsplätze. Wenn die Menschen aber nicht mit der Gelentwertung und Inflation geplagt wären, könnten sie besser kalkulieren und nur dann arbeiten wenn es sich für sie rechnet.
Zur Geldmenge und Bevölkerung: Verstehe ich das richtig, dass M2 am 1.2010 648 377Mio und am 07.2024 921 587Mio betrug. Die Bevölkerung in der Schweiz aber von 7,86 auf 9 Mio anstieg. M2 +ca 45% und Bevölkerung +15%. Passt doch nicht.
Ich finde die Erkärungen in Broken Money gar nicht schlecht.