«Eine neue Euro-Krise droht aktuell nicht», sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Krise unterstreiche aber die politische Instabilität, mit der Europa umgehen müsse. «Die Unsicherheit über zentrale Fragen der Haushalts- und Handelspolitik belastet die europäische Wirtschaft», warnte Schularick.
Das sind schlechte Nachrichten für Deutschland. Mit einem bilateralen Handelsvolumen von mehr als 190 Milliarden Euro und Investitionen in Höhe von 80 Milliarden Euro durch mehr als 2600 deutsche Firmen zähle Frankreich zu den wichtigsten Märkten für die heimische Wirtschaft, so die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Die Nervosität an den Finanzmärkten wegen der Krise in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Euro-Zone dürfte vorerst hoch bleiben. Frankreichs Kreditkosten stiegen in den vergangenen Tagen erstmals über die von Griechenland, das 2012 im Zentrum der europäischen Staatsschuldenkrise stand. «Aber es ist mit keiner neuerlichen Euro-Krise zu rechnen», sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. «Die Schutzschilder der EZB sind hierfür zu mächtig.»
«Erhebliche Verunsicherung»
Die Europäische Zentralbank (EZB) verfüge im Gegensatz zur Staatsschuldenkrise der Jahre 2011 und 2012 mittlerweile über mächtige Werkzeuge. So können etwa mit dem Transmissionsschutz-Instrument (TPI) Anleihen einzelner Euro-Staaten in unbegrenztem Umfang gekauft werden, um unangemessen hohe Renditeaufschläge zu verhindern. «Alleine die Tatsache, dass die EZB einschreiten kann, dürfte ein Überschwappen auf andere Staaten verhindern und auch die französischen Renditeaufschläge nicht in jene Höhen treiben, die im Jahr 2011 zu vermelden waren», sagte Gitzel.
Am Mittwochabend ist die Regierung von Ministerpräsident Michel Barnier über ein Misstrauensvotum gestürzt. Dieser wollte das Staatsdefizit von 6,1 auf 5,0 Prozent kürzen. Die europäischen Schuldenregeln sehen eigentlich eine Obergrenze von drei Prozent vor.
«Solange kein neues Haushaltsgesetz verabschiedet ist, zeichnet sich eine sehr restriktive Fiskalpolitik in Frankreich ab», sagte der Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Bantleon, Daniel Hartmann. «Schliesslich sind die Ausgaben dann auf dem Niveau des Vorjahres gedeckelt.» Ausserdem komme es zu einer «heimlichen» Steuererhöhung, da die automatische Anpassung der Einkommenssteuertabelle an die Inflation entfalle. «Dies wird zu erheblicher Verunsicherung unter den Verbrauchern beitragen», sagte Hartmann.
(Reuters)