Es ist prozentual gemessen der grösste Kursrückgang seit mehr als zwei Monaten: Nach einer beispiellosen Rally verloren die Aktien von Nvidia am Donnerstag 3,5 Prozent. Seit Jahresbeginn beträgt der Kursgewinn aber noch immer 137 Prozent, über die letzten fünf Jahre ist der Wert um den Faktor 36 gestiegen. 

Die Rally kommt nicht von ungefähr. Nividia präsentierte jüngst Quartalszahlen der Superlative. Der Umsatz im Aprilquartal stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 262 Prozent, die Gewinnsteigerung betrug gar 629 Prozent. Dabei erreichte die Bruttomarge einen Wert von 80 Prozent. Nvidia werde in den kommenden Jahren sehr wahrscheinlich einen massiven Vorsprung im KI-Rennen behalten, sagte BofA Securities-Analyst Vivek Arya. 

Trotzdem ist Vorsicht angebracht. Bei Nvidia ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis seit Ende letzten Jahres von 25 auf 45 gestiegen. Im Vergleich erzielt zum Beispiel Apple dreimal mehr und Microsoft doppelt so viel Umsatz - dies bei praktisch identischer Marktkapitalisierung. Nach Schätzungen an Wall Street wird der KI-Marktführer zudem zu einem enorm hohen 20-Fachen des erwarteten Umsatzes für das Geschäftsjahr 2025/2026 gehandelt. Negativ fällt ferner die Verlangsamung des Umsatzwachstums auf. 

Wer jetzt einsteigt, spielt mit dem Feuer. Vor allem, weil alle Analysten die Aktie mit Kaufen einstufen. Ein altes Börsensprichwort besagt, Anlegerinnen und Anleger seien schlecht beraten, auf einen rasant fahrenden Börsenzug aufzuspringen. Dies ist zwar nur die halbe Wahrheit, denn im Normalfall tendieren starke Momentum-Aktien wie Nvidia, Apple oder Microsoft von einem Jahreshöchst zum nächsten. Entscheidender ist vielmehr, ob sich die Bewertung fundamental rechtfertigen lässt. Und das sind bei Nvidia mittlerweile Zweifel angebracht, da die beste aller Welten eingepreist scheint.

Technologie-affine Anlegerinnen und Anleger können andere Investitionsmöglichkeiten im Digitalisierungs- und KI-Bereich mit einem besseren Chancen-Risiko-Verhältnis in Betracht ziehen. cash.ch hat die nachfolgend Alternativen zusammengestellt:

- Der Nachzügler im Rennen um das KI-Geschäft heisst Advanced Micro Devices (AMD). Das US-Unternehmen der Halbleiterindustrie mit Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien. AMD entwickelt und vertreibt Computerchips, Mikroprozessoren, Chipsätze, Grafikprozessoren und System-on-a-Chip-Lösungen. In Rechenzentren sind die Chips von AMD nicht wegzudenken. 

- Einer der Marktführer für Netzwerk-Hardware ist Arista Networks. Microsoft und Meta Platforms, die etwa die Hälfte des Umsatzes von Arista ausmachen, erhöhen beide ihre Ausgaben, um auf den wachsenden KI-Bedarf zu reagieren.

- Die amerikanische Broadcom ist in der Führungsposition bei Datenübertragungs-Ausrüstung für Rechenzentren. Zu den Kunden von Broadcom gehören Firmen wie Google, Amazon, Meta, Alibaba, Oracle und Tencent. Die KI-Cluster dieser Firmen laufen nicht ohne Produkte von Mikron, schreibt der JPMorgan-Analyst Harlan Sur in einer jüngsten Research-Notiz. Er stuft die Aktie mit Übergewichten und einem Kursziel von 2000 Dollar ein. 

- Das Hardware-Unternehmen Dell verzeichnet eine steigende Nachfrage nach Nvidia-basierten KI-Servern. Der xAI-Chef und Milliardär Elon Musk hat am Donnerstag angekündigt, Dell und Super Micro werden die Rechner für seinen geplanten Supercomputer liefern. Auf diesen solle die kommende Generation der von xAI entwickelten Künstlichen Intelligenz «Grok» laufen. 

- Neben Grafikkarten benötigen KI-Rechenzentren jede Menge Speicher mit hoher Bandbreite. Micron sieht mehr Nachfrage nach diesem Speicher, als die Firma im Moment decken kann. Der Vorstoss für KI-fähige Telefone und PCs wird den Speicherbedarf zusätzlich erhöhen.

- Trotz geopolitischer Risiken führt im Halbleiterbereich kein Weg an Taiwan Semiconductor vorbei. Nvidia, AMD und sogar Intel verlassen sich bei der Herstellung von KI-Chips auf die hochmodernen Fabriken des taiwanesischen Marktführers. 

- Die drei Schweizer Halbleiter-Zulieferer Comet, Inficon und VAT werden ebenfalls vom KI-Boom profitieren. Es geht bei den Kunden der Schweizer Zulieferer bergauf, erklärte jüngst Michael Foeth, Aktienanalyst bei Vontobel gegenüber cash.ch. «Wie schnell, das ist immer noch offen, aber der Zyklus kommt,» Lesen Sie hier, wie die Schweizer Zulieferer aufgestellt sind und welche Chancen sich ergeben.  

- Neben KI-Chips, Datenübertragungslösungen, Glasfaserkabeln - einige mögen sich noch an die während des Dotcom-Booms gehypte Corning erinnern - und Cloud-Diensten verbrauchen KI-Dienstleistungen eine Unmenge an Strom. Davon profitieren die drei Schweizer Unternehmen BKW, Meyer Burger und Edisun Power. Die BKW ist ein führender Stromproduzent, Edisun Power ein Betreiber von verschiedenen Solaranlagen und Meyer Burger ein Solarpanel-Hersteller, der die Produktion demnächst in Übersee aufnimmt. 

ETFs für künstliche Intelligenz

Bei Direktanlagen in Technologieaktien steht und fällt der Erfolg mit der Auswahl des oder der richtigen Titel. Es ist aber nicht zielführend, nur auf die Performance der Nvidia-Titel zu schielen - da bleibt nur das schlechte Gewissen, etwas verpasst zu haben. Realistischer ist der Vergleich mit einem Benchmark wie dem Nasdaq 100 Index. Ruhiger schlafen Anlegerinnen und Anleger dabei mit einem Investment in einen ETF - einem sogenannten Exchange Trade Fund. 

Die Performance ist zwar weniger spektakulär als bei Nvidia, aber der diversifizierte Ansatz mit dem ETF senkt das Risiko. In Frage kommen ETF, welche in Halbleiter, Robotics oder Künstliche Intelligenz investieren - namentlich der "WisdomTree Artificial Intelligence and Innovation Fund", der "Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data UCITS ETF" oder der "Global X Robotics & Artificial Intelligence ETF" an. 

In ETFs über einen Fondssparplan investieren

Viele Anlegerinnen und Anleger stehen Investitionen in Einzeltitel, Fonds oder ETFs mit Bezug zur Künstlichen Intelligenz skeptisch gegenüber. Um so mehr, als erste Erfahrungen in Unternehmen zeigen, dass die Produktivitätsfortschritte vorerst bescheiden sind und die Zuverlässigkeit der Antworten der KI-Applikationen zuweilen zu wünschen übrig lässt. Nichtsdestotrotz bleibt die Digitalisierung ein zentrales Investitionsthema über die nächsten zehn bis zwanzig Jahre. Allein schon aus demografischen Gründen sind die Unternehmen sowohl im Industrie- wie im Dienstleistungsbereich weltweit darauf angewiesen, stärker in die Automatisierung zu investieren. 

Wer in die digitale Transformation investiert, benötigt einen langfristigen Zeithorizont und muss selbst eine Baisse aussitzen können. Wer zum Beispiel im Dotcom-Boom 2000/2001 seine Technolgieaktien von Amazon, Broadcom, Nvidia, IBM bis Cisco während dem Platzen der Blase verkauft hat, dürfte das heute bereuen.

Wegen der hohen Volatität oder Kursschwankungen drängt sich ein abgestufter Einstieg auf. Das lässt sich selbst bei einem kleinen Budget mit einem Fondssparplan realisieren. Vom "iShares Nasdaq 100 ETF" über den "WisdomTree Artificial Intelligence and Innovation Fund ETF", den "VanEck Semiconductor ETF" oder den "Amundi MSCI Digital Economy ETF" können Anlegerinnen und Anleger ab einem Betrag von 100 Franken pro Monat Kapital anlegen. Den Link zu den Fondssparplänen von cash.ch finden Sie hier

Thomas Daniel Marti
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