Wird Novartis auch dieses Mal die eigene Zielsetzung anheben? Diese Frage ist in nahezu allen Analysten-Vorschauen enthalten, und eine Vielzahl an Experten traut es dem Konzern durchaus zu. Denn auch wenn das zweite Semester 2024 eher wenig Nachrichten zur Pipeline zu bieten habe, weise der Basler Konzern mittlerweile die beste Kursperformance in der Branche auf, heisst es hierzu etwa bei Barclays.

Der AWP-Konsens geht von einem Umsatz von 12,6 Milliarden Dollar aus, nach 11,7 Milliarden Dollar in der Vorjahresperiode. Die Gewinnmarge soll bei 28,9 Prozent zu liegen kommen - Vorjahr 37,4 Prozent.

Die bisherigen Blockbuster wie das Herzmittel Entresto, das Schuppenflechtemittel Cosentyx sowie Kesimpta zur Behandlung von multipler Sklerose dürften erneut massgeblich zum Wachstum beigetragen haben, sagt der zuständige Jefferies-Analyst.

Darüber hinaus könnte die Radioligand-Therapie Pluvicto noch Gesprächsstoff sein. Denn nachdem die Arznei zunächst schnell angenommen wurde, müsse Novartis die Nachfrage nun erheblich stärker ankurbeln.

Im Sommer hob der Pharmakonzern zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose an. Seit 2023 haben die Basler damit jedes Quartal die Guidance angehoben. So geht der Konzern für das Jahr 2024 beim Umsatz davon aus, dass dieser zu konstanten Wechselkursen im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich wachsen wird. Beim operativen Kerngewinn erwarten die Basler derweil neu eine Zunahme im mittleren bis hohen Zehnerbereich.

Mit dieser Guidance sowie dem Abschneiden im zweiten Quartal sieht CEO Vas Narasimhan den Konzern auch bei mittelfristigen Zielen auf Kurs, die Prognosen für das mittelfristige Umsatzwachstum und die Gewinnmarge zu erreichen. Novartis strebt von 2023 bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von fünf Prozent an. Die Gewinnmarge soll bis 2027 mehr als 40 Prozent betragen.

Die Novartis-Aktien haben sich im bisherigen Jahresverlauf besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Während der Swiss Market Index (SMI) seit Anfang Jahr um rund neun Prozent zugelegt hat, beträgt das Plus bei den Novartis-Titeln rund 16 Prozent. Aktuell notieren sie bei 98,60 Franken. Gemäss der Nachrichtenagentur AWP empfehlen 8 von 22 Analysten die Aktien zum Kauf. 13 weitere empfehlen «Halten». Es gibt eine Verkaufsempfehlung. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 102,91 Franken, womit ein Aufwärtspotenzial von rund vier Prozent impliziert wird.

Preis-Streitigkeiten in den USA

Seit den Halbjahreszahlen ist der Pharmakonzern gegen die Preisfestsetzungsbestimmungen für sein Medikament Entresto in den USA ins Feld gezogen. So bezeichnet Novartis die Bestimmungen, die im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) in Kraft traten, als verfassungswidrig. Zudem würden die Bestimmungen lang anhaltende und verheerende Folgen für die Patienten haben, da sie den Zugang zu Medikamenten in Zukunft einschränkten, hatte Novartis in einer Stellungnahme geschrieben.

Novartis habe einem nicht näher bezifferten «maximal fairen Preis» für das Jahr 2026 nur zugestimmt, um andere negative Konsequenzen zu vermeiden. Im Raum standen etwa empfindliche Geldstrafen oder die Streichung aller Novartis-Produkte aus den US-Gesundheitsversicherungen Medicare und Medicaid.

Mit Siemens Healthineers wiederum hat der Konzern einen Käufer für Teile seiner in der radioaktiven Krebstherapie tätigen Tochtergesellschaft Advanced Accelerator Applications (AAA) gefunden. Der deutsche Medizintechnikkonzern hat ein verbindliches Angebot zur Übernahme des Geschäftsbereichs Molekulare Bildgebung für Fluor-18-Positronen-Emissions- Tomographie (PET) gemacht. Novartis hatte bereits im Vorjahr angekündigt, sich von wachstumsschwachen Geschäften von AAA zu trennen.

Pipeline-Erfolge

Was die Pipeline betrifft, hat Novartis mit neuen Daten zu seinem Brustkrebsmittel Kisqali dessen Wirksamkeit untermauert. Die Behandlung mit dem Präparat Kisqali in Kombination mit einer endokrinen Therapie (ET) hat auch über einen dreijährigen Behandlungszeitraum hinaus das Risiko eines erneuten Auftretens der Krankheit deutlich gesenkt.

Das Mittel wurde zudem von der US-Gesundheitsbehörde FDA für die Behandlung von Patientinnen mit einer bestimmten Form von Brustkrebs im Frühstadium zugelassen. In der EU ist Novartis der Zulassung in dieser Indikation mit einer positiven Stellungnahme des Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) einen Schritt näher.

Das Präparat Scemblix (Asciminib) in der Behandlung von Patienten mit neu diagnostizierter, Philadelphia-Chromosom-positiver und chronischer myeloischer Leukämie will die FDA unterdessen beschleunigt prüfen.

Zulassungen hat Novartis zudem für das Mittel Fabhalta erhalten - in den USA und der Schweiz. Konkret kommt es zur Behandlung der seltenen Bluterkrankung PNH (paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie) eingesetzt werden.

(AWP/cash)