"Die Serie von Aktionen Nordkoreas einschliesslich der wiederholten Starts ballistischer Raketen bedroht den Frieden und die Sicherheit Japans, der Region und der internationalen Gemeinschaft und stellt eine ernsthafte Herausforderung für die gesamte internationale Gemeinschaft einschliesslich Japans dar", sagte Japans oberster Regierungssprecher, Hirokazu Matsuno, in einer kurzen Pressekonferenz am Dienstag. Die Rakete sei 4600 Kilometer weit geflogen und habe eine maximale Höhe von 1000 Kilometern erreicht. Es gebe bislang keine Berichte über Schäden an Flugzeugen oder Schiffen. Auf die Frage, ob Japan Sanktionen gegen Nordkorea verhängen werde, sagte Matsuno, dass man angemessene Schritte mit Verbündeten abspreche.

Die japanische Regierung hatte die Bürger zuvor aufgefordert, Schutz zu suchen. Der Zugverkehr in den nördlichen Regionen Japans wurde ausgesetzt. Die Flugroute über Japan sei "unglücklich", sagte der oberste US-Diplomat für Ostasien, Daniel Kritenbrink, während einer Online-Veranstaltung des Instituts für koreanisch-amerikanische Studien. "Wir sind offen für Diplomatie mit Nordkorea, aber es gehören immer zwei dazu", sagte er. "Wir werden die Tür offenlassen, aber wir werden entschlossen auf diese wachsende Bedrohung reagieren."

Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida bezeichnete das Vorgehen Nordkoreas als "barbarisch" und kündigte eine genaue Untersuchung des Vorfalls an. Nach Angaben des südkoreanischen Generalstabs handelte es sich offenbar um eine ballistische Mittelstreckenrakete (IRBM), die von der nordkoreanischen Provinz Jagang aus gestartet wurde. In der Provinz hat Nordkorea in jüngster Zeit mehrere Starts durchgeführt, darunter eigenen Angaben zufolge auch von Hyperschallraketen.

Bislang schickte Nordkorea die meisten Raketen auf eine steile Flugbahn Richtung Weltraum, was zu einem Einschlagspunkt in der Nähe des Startplatzes führte und Überflüge der Nachbarländer vermied. Ein Über- oder Vorbeiflug an Japan ermögliche es den nordkoreanischen Wissenschaftlern jedoch, Raketen unter Bedingungen zu testen, "die repräsentativer für die Konditionen sind, denen sie im realen Einsatz ausgesetzt wären", erklärte Ankit Panda von der US-Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden. "Politisch gesehen ist es kompliziert: Die Rakete fliegt grösstenteils ausserhalb der Atmosphäre, wenn sie über Japan fliegt, aber es ist natürlich beunruhigend für die japanische Öffentlichkeit, Warnungen vor einem möglichen Einschlag einer nordkoreanischen Rakete zu erhalten."

Der jüngste Test war der fünfte Nordkoreas innerhalb von zehn Tagen. Die Südkorea, die USA und Japan hatten vergangene Woche erstmals seit fünf Jahren trilaterale Übungen zur U-Boot-Bekämpfung abgehalten. Mit den Raketenstarts, die in diesem Jahr ungewöhnlich häufig sind, verstösst Nordkorea gegen UN-Resolutionen.

(Reuters)