«Wir werden die Inflationserwartungen und die Preisentwicklung im Auge behalten. Wir sind bereit zu handeln, falls sich die Inflationsaussichten verschlechtern», erklärte der neue Zentralbankchef Fatih Karahan am Sonntag. Der einflussreiche türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, ein erklärter Gegner von Zinsen, hatte den bisherigen Vizegouverneur am Freitag auf den Chefposten gehievt. Amtsinhaberin Hafize Gaye Erkan war zuvor nach weniger als acht Monaten überraschend zurückgetreten.

Die frühere Finanzmanagerin, die mit mehreren Zinserhöhungen eine Kehrtwende in der Geldpolitik eingeleitet hatte, nannte persönliche Gründe für ihren Rücktritt. Sie sei Ziel einer Rufschädigungskampagne geworden.

Wie Erkan hat der 42 Jahre alte Karahan jahrelang in den USA gearbeitet. Er war dabei auch für die Federal Reserve Bank (Fed) von New York tätig. Finanzminister Mehmet Simsek nannte Karahan «ausgezeichnet geeignet». Auf der Plattform X fügte er hinzu: «Wir sind bestrebt, den Prozess der rückläufigen Inflation durch Wiederherstellen der Haushaltsdisziplin zu unterstützen und gleichzeitig Strukturreformen umzusetzen.»

Seit Erkans Amtsübernahme im Juni 2023 war die Zentralbank von einer lockeren Geldpolitik auf einen scharfen Straffungskurs umgeschwenkt. Sie hatte den Leitzins in mehreren Schritten auf 45 Prozent von seinerzeit 8,5 Prozent erhöht. Nach der jüngsten Zinserhöhung hatte sie erklärt, das nunmehr erreichte Niveau solle so lange beibehalten werden, bis ein «signifikanter Rückgang» bei Teuerung und Inflationserwartungen erreicht werde. Die Teuerungsrate in dem Schwellenland lag vor der Jahreswende bei 64,77 Prozent. Am Montag werden die Daten für Januar erwartet, die laut Experten nur einen leichten Rückgang auf 64,52 Prozent bringen dürften.

(Reuters)