Die Aktien der Flughafen Zürich AG verzeichnen beim Handelsstart am Freitag ein Kursverlust von mehr als 3 Prozent. Damit setzen die Titel ihre jüngsten Kursabfälle fort, die den Aktien seit Jahresstart Einbussen von 0,2 Prozent bescherten.

Die Kursreaktion mag überraschen: Der Flughafenbetreiber hatte am Morgen seine Jahreszahlen zum vergangenen Geschäftsjahr publik gemacht. Der Umsatz stieg mit dem weiteren Passagierwachstum um 7,3 Prozent, wie aus der Mitteilung vom Freitag hervorgeht. Das sind fast 10 Prozent mehr als im letzten Vorpandemiejahr 2019, obwohl die Passagierzahlen noch leicht unter dem damaligen Niveau lagen. Der Reingewinn stieg um 7,6 Prozent auf rekordhohe 327 Millionen.

Die Erwartungen der Analysten wurden insgesamt erfüllt. Der Umsatz, der EBITDA und die entsprechende Marge lagen etwas darüber. Bei der Dividende hatten die Analysten gemäss AWP-Konsens jedoch mehr erwartet - was für den Kursabschlag verantwortlich sein dürfte. Die Aktionärinnen und Aktionäre erwartet eine um 40 Rappen oder 7,5 Prozent höhere Dividende von 5,70 Franken je Aktie. Sie setzt sich aus einer ordentlichen Dividende von 4,30 Franken und einer Zusatzdividende von 1,40 Franken zusammen. 

 

Kursentwicklung der Flughafen Zürich AG.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bewertet die Ergebnisse dennoch positiv. «Nach einer starken Erholung in den Jahren 2021- 2023 hat sich das Geschäft inzwischen normalisiert, wobei die zugrunde liegende Dynamik vor allem im Fluggeschäft weiterhin gut ist.» Auch die Kollegen der Basler Kantonalbank (BKB) äussern sich optimistisch. Für sie sei der Flughafen auf dem allerbesten Weg, die Vor-Corona Rentabilität nicht nur zu erreichen, sondern in absehbarer Zeit auch zu übertreffen. Insbesondere die Kombination aus gutem Wachstum der Passagierzahlen und das attraktive Dividendenwachstum steche heraus.

Betont wird zudem die neue Dividendenpolitik: «Wenn die Verschuldung gering bleibt, wovon wir ausgehen, sieht die neue Dividendenpolitik fast eine Verdoppelung der Dividende vor, was aus unserer Sicht sehr attraktiv ist», schreibt Vontobel. Neu sollen 50 Prozent des bereinigten Gewinns ausgeschüttet werden (bisher 40 Prozent), plus zusätzliche 25 Prozent, solange die verzinslichen Nettoschulden unter dem 2,5-Fachen des EBITDA (ohne Lärm) bleiben (bisher wurden Kapitalreserven von 2022 bis 2024 als Zusatzdividende ausgezahlt).

Verhaltener Ausblick

Für das laufende Jahr 2025 ist der Flughafenbetreiber allerdings nur verhalten optimistisch. Das Management rechnet zwar damit, dass 2025 mit «rund» 32 Millionen Passagieren erstmals der Passagierrekord von 31,5 Millionen aus dem Jahr 2019 übertroffen wird, im vergangenen Jahr waren es 31,2 Millionen. Der Reingewinn wird aber tiefer erwartet, aufgrund von höheren Abschreibungen und Zinsen, z.B. im Zusammenhang mit dem neuen Flughafen in Indien. Die verspätete Eröffnung des Flughafens bezeichnet Barclays als Enttäuschung. Die EBITDA-Prognose für das laufende Jahr sei schwächer als erwartet, schreiben die Experten von der UBS. Das Unternehmen rechnet aufgrund steigender Betriebskosten mit einer flachen Entwicklung.

Für die BKB, ist der Flughafen Zürich mittelfristig in einer margenstarken Wachstumsbranche gut positioniert, auch wenn vorerst die Inflation das (internationale) Verbraucherverhalten - besonders bei Urlaubsreisen - negativ beeinflussen könnte. Allerdings bestehe auch immer noch «Nachholbedarf» nach den Pandemie-Einschränkungen. 

Für die ZKB liegt der faire Wert der Aktie bei 253 Franken (Einstufung: «Übergewichten»), während die Basler Kantonalbank das Kursziel um 35 Franken auf 230 Franken (Einstufung: «Marktgewichten») erhöht und die UBS das Kursziel von 245 Franken bestätigt, mit dem Rating «Buy». Die Titel seien unter ihren 2025-Favoriten. Vom derzeitigen Kursniveau um 208 Franken lassen die Kursziele ein Aufwärtspotenzial zwischen 10 bis 20 Prozent.

Passagierrekord in Sicht

Nach den schweren Pandemiejahren sei der Betrieb 2024 wieder ohne grössere Probleme gelaufen, sagte CEO Brosi. «Wir hatten keine Personalengpässe mehr und auch in den Hauptferienzeiten lief der Betrieb sehr gut.»

So habe man trotz eines grösseren Passagieraufkommens die Pünktlichkeit verbessert. «Und in den ersten Wochen 2025 sind wir noch einmal besser geworden.» Ein Chaos, wie man es teilweise in den vergangenen Jahren am grössten Schweizer Flughafen gesehen hat, erwartet der Flughafen-Chef damit nicht mehr.

Dabei dürften die Passagierzahlen weiter steigen. Für das laufende Jahr erwartet der Flughafen mit 32 Millionen Passagieren erstmals mehr als im Rekordjahr 2019, als es 31,5 Millionen waren.

Mit dem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum wachse auch das Bedürfnis nach Mobilität, so Brosi. Das betreffe nicht nur die Schweizerinnen und Schweizer, die ins Ausland reisen, sondern auch die Gäste aus dem Ausland.

Kein Applaus an der Börse

Mit den wachsenden Passagierzahlen erwartet der Flughafen auch steigende Umsätze. Dennoch rechnet er für 2025 nur mit einem Betriebsgewinn (EBITDA) auf Vorjahreshöhe.

Der Grund sind die steigenden Kosten. Neben der Teuerung fallen dabei Massnahmen ins Gewicht, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden, wie Finanzchef Kevin Fleck erklärte. Dazu kommen steigende Investitionsausgaben, nicht zuletzt für den neuen Flughafen in Noida, nahe der indischen Hauptstadt Delhi, der voraussichtlich Ende des zweiten Quartals eingeweiht wird.

Der Nettogewinn wird damit etwas unter Vorjahr erwartet. Ab 2026 dürfte sich die Situation gemäss CFO Fleck dann aber dank Skaleneffekten wieder verbessern.

Der eher vorsichtige Ausblick könnte denn auch der Grund sein, dass an der Börse der Applaus bisher ausblieb. Bis um 13:30 Uhr verliert die Aktie 3,1 Prozent auf 210.40 Franken.

(AWP/cash)