Mit Erfolgsserien wie «Bridgerton» und «Baby Reindeer» hat Netflix überraschend viele Neukunden angelockt. Ausserdem profitierte der Streaming-Anbieter erneut von seinem Kampf gegen die Weitergabe von Zugangsdaten. Gleichzeitig warnte er bei der Vorlage der Geschäftszahlen davor, dass sich der Boom seinem Ende zuneige. Der Kundenzuwachs werde im laufenden Quartal geringer ausfallen als im Vorjahreszeitraum, als Netflix seine Passwort-Kampagne gestartet hatte.

Bei Anlegern kam dies nicht gut an. Die Aktien fielen im nachbörslichen Handel an der Wall Street zeitweise um vier Prozent. Allerdings hatte sich der US-Konzern auch für das Berichtsquartal zurückhaltend geäussert, überraschte aber mit einem Kundenplus von acht Millionen in den Monaten April bis Juni positiv. Analysten hatten mit einem Anstieg von weniger als fünf Millionen gerechnet. «Das Unternehmen bleibt der König des Streaming-Landes», sagte Analyst Paolo Pescatore vom Research-Haus PP Foresight. «An ihm muss sich die Konkurrenz messen.»

Wachstumsstarke werbefinanzierte Abos

Gleichzeitig wuchs das aufmerksam beobachtete Geschäft mit werbefinanzierten Abonnements um 34 Prozent. Netflix nannte hier aber keine weiteren Details. «Der Aufbau eines Geschäftsbereichs von Grund auf braucht Zeit», betonte der US-Konzern. «In Verbindung mit dem grossen Volumen unserer Abo-Einnahmen erwarten wir nicht, dass Werbung in den Jahren 2024 oder 2025 ein Haupttreiber unseres Umsatzwachstums sein wird.»

Günstigere, werbefinanzierte Abonnements sind ein wichtiger Baustein der Netflix-Strategie. Sie dienen einerseits dazu, diejenigen Zuschauer, die bislang die Zugangsdaten von anderen genutzt haben, als Kunden zu gewinnen. Ausserdem versprechen sie höhere Pro-Kopf-Einnahmen. Aus diesem Grund würden Live-Events immer wichtiger, erläuterte Analyst Ross Benes von Emarketer, einem Spezialisten für Online-Werbung. Mit ihnen könne der Streaming-Anbieter diese Nutzer möglichst lange vor dem Bildschirm halten. So überträgt Netflix die traditionellen Weihnachtstagsspiele der US-Footballliga NFL oder Wrestling-Veranstaltungen.

Im zweiten Quartal verdoppelte sich der Reingewinn von Netflix weiteren Angaben zufolge auf 2,15 Milliarden Dollar und übertraf damit ebenfalls die Analystenprognosen. Der Umsatz stieg wie erwartet um mehr als 16 Prozent auf 9,56 Milliarden Dollar.

(Reuters)